Forellen überwachen das Moldau-Wasser im Prager Wasserwerk
Die Einwohner Prags trinken laut Experten qualitativ hochwertiges Wasser. Bei der Qualitätskontrolle helfen ihnen unter anderem Regenbogenforellen. Nach einem Jahr endet das Leben der Fische allerdings auf dem Teller oder unter dem Mikroskop.
In einer Ecke der großen Halle in der Pumpstation des Wasserwerks im Prager Stadtteil Podolí befinden sich zwei Aquarien mit Forellen. Zuzana Nováková ist dort Mitarbeiterin. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks erläuterte sie den Zweck der Aquarien:
„Sie sind mit Moldau-Wasser ohne jegliche Behandlung gefüllt. Die Forellen dienen als Indikatoren einer akuten Verseuchung, für den Fall, dass es zu einer Havarie in der Moldau kommen würde. Zudem werden aber bei ihnen auch die Einflüsse des langfristigen Kontakts mit dem Wasser getestet.“
In jedem Aquarium schwimmen etwa 25 Fische. Sie sind 30 bis 40 Zentimeter groß…
„Die Forellen werden mit einem Kamerasystem beobachtet, und das Bild wird ins Leitungszentrum der Wasseraufbereitungsanlage übertragen. So lässt sich sofort auf ein eventuelles Fischsterben reagieren. Im Extremfall würde das Wasserwerk abgeschaltet“, so Nováková.
Der Dienst einer Forelle im Prager Wasserwerk dauert rund ein Jahr lang. Danach wird sie durch einen kleinen, frisch geschlüpften Fisch ersetzt. Die meisten Forellen enden auf den Tellern der Mitarbeiter des Wasserwerks. Einige Exemplare werden aber auch von Wissenschaftlern der Südböhmischen Universität in České Budějovice / Budweis abgeholt und untersucht.
In den Labors der Hochschule würden dann mehrere Dutzend Parameter überprüft, sagt Tomáš Randák. Er leitet das universitäre Forschungsinstitut für Fischerei und Hydrobiologie, das in Vodňany / Wodnian angesiedelt ist:
„Wir analysieren bei den Fischen mögliche Abweichungen vom üblichen Gesundheitszustand. Wir nehmen eine Gewebeprobe und untersuchen das Blut, dabei konzentrieren uns auf das Vorkommen möglicher fremdartiger Stoffe. Ein Teil der Proben wird weiter chemisch anaylsiert, dabei geht es unter anderem um polychlorierte Biphenyle. Zudem suchen wir nach Schwermetallen einschließlich Quecksilber. Und ein weiterer Teil wird etwa auf Pestizide geprüft.“
Laut Randák war bisher aber die Wasserqualität immer einwandfrei:
„Zum Beispiel liegt der Quecksilbergehalt, der bei Fischen problematisch ist, nur sehr niedrig. Er macht nur einen Bruchteil des Grenzwerts aus. Die Wasserqualität ist sehr hoch, und die Fische enthalten kaum Fremdstoffe.“
Regenbogenforellen wie weitere Lachsfische sind für die Kontrolle der Wasserqualität ideal – sie brauchen sauberes Wasser, und gleichzeitig sind imstande, in kaltem Wasser zu leben. Zu den weiteren Tieren, die zu diesen Zwecken eingesetzt werden, gehören etwa Krebse.