Vor 100 Jahren geboren: Mengeles Malerin Dina Gottliebová-Babbitt
Sie malte um ihr Leben: Ihre künstlerische Begabung hat die gebürtige Brünnerin Dina Gottliebová-Babbitt in Auschwitz vor dem Tod in der Gaskammer gerettet. Mordarzt Josef Mengele nahm sie unter seine Fittiche.
Die tschechisch-amerikanische Grafikerin wurde am 21. Januar 1923 in Brno / Brünn geboren. Während der deutschen Besatzung von Böhmen und Mähren schloss man Dina Gottliebová wegen ihrer jüdischen Herkunft von der Kunsthochschule aus. Anfang 1942 wurden sie und ihre Mutter zunächst ins Konzentrationslager Terezín / Theresienstadt deportiert und von dort knapp zwei Jahre später ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Doch ihr künstlerisches Talent rettete Dina Gottliebová vor dem Tod. Heimlich hatte sie in einer der Kinderbarracken ein Comic-Bild von Schneewittchen und den sieben Zwergen gemalt. Der berüchtigte SS-Arzt Josef Mengele wurde auf die Zeichnung aufmerksam und ließ nach der Künstlerin suchen. Er machte die 21-jährige Gottliebová zur Porträtistin der Opfer seiner Experimente. Denn Mengele fand, dass auf den Fotografien von gefangenen Sinti und Roma deren Hautfarbe nicht genügend stark zutage trete. Und so musste Dina Gottliebová als Häftling 61016 farbige Aquarellzeichnungen der dem Tod geweihten Menschen anfertigen.
Nach der Befreiung von Auschwitz im Januar 1945 ging Gottliebová nach Paris. Dort lernte sie ihren späteren Mann kennen, den amerikanischen Animationskünstler Art Babbitt, der sich die Disney-Figur Goofy ausgedacht hatte. Zusammen zog das Paar nach Kalifornien, wo Dina Gottliebová ebenfalls Animationen für Zeichentrickfilme anfertigte –unter anderem für Warner Brothers und Hanna-Barbera. Dina Gottliebová-Babbitt starb 2009.