Jahrelange Lohnverhandlungen: Arbeiter von Nexen Tire in Tschechien sind in unbefristeten Streik getreten

Arbeiterstreiks sind in Tschechien eher eine Seltenheit. Beim Reifenhersteller Nexen Tire in der Nähe von Žatec / Saaz ist ein Teil der Mitarbeiter aber nun in den Ausstand getreten. Es geht um höhere Löhne und einen Tarifvertrag.

Foto: Ondřej Hájek,  ČTK

Unbefristeter Streik – so wurde es am Dienstag kämpferisch verkündet. Die Arbeiter am tschechischen Standort von Nexen Tire, einem südkoreanischen Autoreifenhersteller, fordern mehr Geld. Für die Streiktage wird den Teilnehmenden aber der Lohn gestrichen. Einer von ihnen ist der Techniker Karel Vojtěch:

„Daran ist die Respektlosigkeit zu erkennen. Wenn man etwas fordert, erfüllen sie es nicht. Ich habe mich immer anständig verhalten, aber leider…“

Er arbeite seit der Eröffnung der Werkhalle vor fünf Jahren hier, fügte Vojtěch noch hinzu.

Derzeit hat das Nexen-Werk im nordwestböhmischen Bitozeves / Wittoseß insgesamt 1100 Mitarbeiter. Nach Angaben der Gewerkschaft werde der Streik von der Mehrheit der Belegschaft unterstützt, aktiv angeschlossen hätten sich bisher 190 Kollegen. Organisiert hat den Ausstand der Vorsitzende der betriebsinternen Gewerkschaft, Pavel Rohel. Nachdem schon seit einem Jahr Streikbereitschaft herrschte, wurde es am Dienstag ernst – nachdem nämlich die Firmenleitung ein verabredetes Treffen für die Tarifverhandlungen abgesagt hatte. Der Streik werde nun so lange dauern, bis eine Einigung mit der Betriebsleitung gefunden sei, so die Ankündigung. Und weiter deutet Rohel an:

„Unsere Strategie kann ich nicht verraten. Die nächsten Tage sind aber so organisiert, dass immer ein bestimmter Teil der Fabrik lahmgelegt ist. Da wir der Zentralbetrieb sind, reicht wenig, um ihn zu stoppen.“

Laut Rohel wird schon seit vier Jahren erfolglos über eine Lohnerhöhung bei Nexen verhandelt. Die Firmenleitung wiederum konstatierte gegenüber den Inlandsreportern des Tschechischen Rundfunks, dass es in der Vergangenheit durchaus Gehaltszuschläge gegeben habe. Aktuell arbeite die Firma aber mit Verlusten, und die Gewerkschafter würden unangemessene Forderungen stellen, heißt es weiter.

Das Einstiegsgehalt eines Mitarbeiters in der Produktion beträgt Gewerkschaftsangaben zufolge knapp 23.000 Kronen (967 Euro) brutto monatlich. Ein neuer Mitarbeiter, der am Mittwoch seine Stelle bei Nexen in Bitozeves angetreten hat, gab wiederum gegenüber der Presseagentur ČTK an, die Firma habe ihm ein Anfangsgehalt von 30.000 Kronen (1262 Euro) brutto monatlich angeboten.

In die Lohnverhandlungen hat sich unlängst der Gewerkschaftsverband Kovo eingeschaltet, er ist vor allem zuständig für die Metallindustrie. Dessen Vorsitzender Roman Ďurčo meint, dass der unbefristete Streik der Firma teurer zu stehen komme als eine Zusage der Gehaltsforderungen:

„Nach unseren Berechnungen könnten die Verluste täglich etwa 15 Millionen Kronen betragen. Und wir verhandeln hier um einen Lohnzuschlag in Gesamthöhe von 30 bis 50 Millionen Kronen.“

Zum Vergleich: 15 Millionen Kronen sind umgerechnet 630.000 Euro, und 50 Millionen Kronen entsprechen 2,1 Millionen Euro.

Konkret fordern die Gewerkschafter einen Tarifvertrag, der eine Lohnerhöhung von 8,3 Prozent zusagt. Hinzu sollen ein 20-prozentiger Aufschlag für Nacht- und Wochenendschichten kommen sowie zwei Kronen (acht Eurocent) mehr beim Stundensatz für Schichtarbeiter. Am Nachmittag des ersten Streiktages kamen Firmen- und Gewerkschaftsvertreter dann auch gleich wieder zu Verhandlungen zusammen, was Roman Ďurčo als Erfolg wertet. Nach seinen Aussagen nahm auch die südkoreanische Unternehmensleitung an dem Treffen teil. Diese habe zugesagt, so Ďurčo weiter, innerhalb einer Woche zu den Forderungen Stellung zu nehmen.

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Autoren: Daniela Honigmann , Jana Vitásková
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