Die große Radio-Feier: Wie der Tschechische Rundfunk seinen 100. Geburtstag begeht

Der Rundfunk feiert hundert Jahre – rozhlas slaví sto let

Als in der damaligen Tschechoslowakei mit den regelmäßigen Radiosendungen begonnen wurde, geschah dies unter Bedingungen, die man sich heute so nicht mehr vorstellen kann. Aus einem Zelt am Rande von Prag, gegen das der Wind drückte und der Regen peitschte, wurde in den Abendstunden des 18. Mai 1923 ein Konzert übertragen. Aus den bescheidenen Anfängen ist aber mittlerweile eine hundertjährige Erfolgsgeschichte geworden. Und die will der heutige Tschechische Rundfunk gebührend feiern.

Einhundert Jahre sind nur der Anfang | Foto: Tschechischer Rundfunk

„Einhundert Jahre sind nur der Anfang“ (auf Tschechisch: Sto let je jen začátek) – unter diesem Motto feiert der Tschechische Rundfunk seinen runden Geburtstag. Und das so, wie es sich für ein derartiges Jubiläum ziemt: Mit Konzerten, einer Ausstellung, einem Film und Neuerungen im Programm ist für jeden etwas dabei. Die Feierlichkeiten starten Anfang März mit einem Ball im Prager Repräsentationshaus. Doch der eigentliche Termin liegt erst zweieinhalb Monate später. An ihn erinnerte Rundfunk-Generaldirektor René Zavoral am Donnerstag bei einer Pressekonferenz:

René Zavoral | Foto: Khalil Baalbaki,  Tschechischer Rundfunk

„Die 100 Jahre vollendet der Tschechische Rundfunk am 18. Mai um 20.15 Uhr. Das ist die Zeit, zu der 1923 aus einem Militärzelt im Stadtteil Kbely mit den Sendungen begonnen wurde. Damals hieß der Träger noch Radiojournal, aber dieser Moment bedeutete den Beginn der regelmäßigen Radiosendungen in den Böhmischen Ländern.“

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Eine Aufnahme der damaligen ersten Sendung gibt es leider aber nicht.

Am Geburtstag selbst veranstaltet der Tschechische Rundfunk ein Musik-Festival im Park Riegrovy sady. Dieser liegt nicht weit entfernt vom großen Rundfunkgebäude an der Vinohradská-Straße. Bei der Veranstaltung treten einige tschechische Stars auf wie etwa die Sängerin Aneta Langerová oder die Band Chinaski.

Wie sich seit dem Beginn im windigen Militärzelt das Radio gewandelt hat, zeigt eine Ausstellung. Sie wird ab 17. Mai im Nationalen Technik-Museum in Prag zu sehen sein.

Karel Ksandr und René Zavoral | Foto: Khalil Baalbaki,  Tschechischer Rundfunk

„Die wertvollsten Exponate erinnern an das Jahr 1923. In unseren Sammlungen haben wir zum Beispiel alte Mikrophone, die damals verwendet wurden. Dazu kommt ein Teil des Sendemastes, der für die erste Ausstrahlung aufgebaut wurde“, erläutert Museumsleiter Karel Ksandr.

Foto: Khalil Baalbaki,  Tschechischer Rundfunk

Die Ausstellung konzentriert sich aber nicht nur auf die technische Entwicklung, sondern auch auf die bewegte Geschichte des damaligen Tschechoslowakischen und heutigen Tschechischen Rundfunks. So etwa auf seine Rolle beim Prager Aufstand gegen die deutschen Besatzer im Mai 1945:

„Ein sehr interessantes Exponat ist das Regiepult, von dem aus am 5. Mai 1945 der Aufruf gesendet wurde, Prag gegen die Nazis zu verteidigen. Unsere Ausstellungsstücke haben also nicht nur eine technische Bedeutung, sondern auch starke historische Bezüge.“

Die Ausstellung wird dann bis Ende des Jahres zu sehen sein.

Zu den Geburtstagsveranstaltungen gehören des Weiteren ein Konzert der Rundfunksymphoniker am 18. Mai im Rahmen des Festivals „Prager Frühling“ unter dem deutschen Dirigenten Cornelius Meister und die internationale Fachkonferenz „Radiodays Europe 2023“.

Jiří Mádl | Foto: Khalil Baalbaki,  Tschechischer Rundfunk

Last but not least dreht der Schauspieler und Regisseur Jiří Mádl einen Spielfilm. Dabei wird eine Geschichte aus dem Tschechoslowakischen Rundfunk erzählt vor dem Hintergrund des Prager Frühlings und seiner Niederschlagung durch die Truppen des Warschauer Paktes im Jahr 1968. Dazu Mádl gegenüber Radio Prag International:

„Ich mache keinen Dokumentarfilm, ich möchte eine spannende Geschichte erzählen. Deswegen habe ich die Fakten etwas geändert. Aber ich bin mir sicher, dass ich nicht nur den Geist der Zeit voll rüberbringe, sondern auch die Geschichte dieser Gruppe von Journalisten, die im Mittelpunkt der Handlung steht.“

Der Film hat vorab den Titel „Vlny“, also „Wellen“, und soll im Frühling kommenden Jahres in die Kinos kommen.

Autor: Till Janzer
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