„Opern der Theresienstädter Komponisten“: Ullmanns Einakter im Mährisch-Schlesischen Nationaltheater
Viktor Ullmann (1898-1944) ist als einer der sogenannten „Theresienstädter Komponisten“ bekannt. Seine einaktige Opern „Der zerbrochene Krug“ und „Der Kaiser von Atlantis“ wurden im Februar im Mährisch-Schlesischen Nationaltheater in Ostrava / Ostrau aufgeführt.
Der Komponist Viktor Ullmann verbrachte einen großen Teil seines Lebens in Tschechien, nahm aber nie die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft an und blieb österreichischer Staatsbürger. Er wurde 1898 in Český Těšín / Teschen geboren, lebte lange Zeit in Prag und starb nach einem Zwangsaufenthalt im jüdischen Ghetto in Terezín / Theresienstadt 1944 in Auschwitz.
Im Rahmen des Projekts Musica non grata des Prager Nationaltheaters und der Veranstaltungsreihe „Opern der Theresienstädter Komponisten“ des Mährisch-Schlesischen Nationaltheaters wurden nun zwei seiner einaktigen Opern inszeniert: Zum ersten Mal in Tschechien überhaupt wird „Der zerbrochene Krug“ gespielt. Der Einakter basiert auf einem Theaterstück von Heinrich von Kleist und wurde 1942 uraufgeführt, also noch vor der Deportation Ullmanns nach Theresienstadt. Die bekanntere und im Ausland oft aufgeführte Oper „Der Kaiser von Atlantis“ entstand bereits im Ghetto Theresienstadt. Beide Stücke wurden nun in Ostrau vom Dirigenten Jakub Klecker einstudiert. Er sagt:
„Ullmanns Musik ist sehr spezifisch. Sie bezieht sich natürlich auf die Zeit, in der er komponiert hat. Aber ich denke, die beiden Einakter, die wir an einem Abend aufführen, sind auch sehr unterschiedlich. Beim ‚Zerbrochenen Krug‘ bezieht sich das schon auf die Ouvertüre, die oft als eigenes Konzertstück aufgeführt wird. Sie hat Elemente, die ein bisschen an George Gershwin erinnern, und auf der anderen Seite gibt es Motive wie von Richard Strauss oder Gustav Mahler. Die Orchestrierung umfasst weniger übliche Instrumente, zum Beispiel das Harmonium, das in unserer Produktion durch eine Orgel ersetzt wird, und die Blasinstrumente sind jeweils nur von einem Spieler besetzt. Es tritt unter anderem das Saxophon als Nebeninstrument auf, ebenso wie die Gitarre.“
In Ullmanns Musik spiegle sich die Zeit wider, in der der Komponist lebte, sagt der Dirigent Jakub Klecker:
„Man darf nicht vergessen, wie er in seinem sehr kurzen Leben von seinen Zeitgenossen beeinflusst und inspiriert wurde. Er war ein Schüler von Arnold Schönberg. Aber auf der anderen Seite ist seine Musik sehr eigenartig, und ich würde sagen, auch sehr leicht zu erkennen. Wenn zum Beispiel die Ouvertüre des ‚Zerbrochenen Krugs‘ beginnt, dann denke ich, dass diejenigen, die ihn schon einige Male gehört haben, sagen: ‚Ja, das ist Viktor Ullmann‘.“