„Der paneuropäische Austausch ist super“: Radiodays Europe am Sonntag in Prag eröffnet
Seit Sonntag finden in Prag die Radiodays Europe statt. Die größte Expertenkonferenz für Rundfunk- und Audioproduktionen gastiert jedes Jahr in einem anderen Land. Pünktlich zu seinem 100. Geburtstag durfte nun der Tschechische Rundfunk die Veranstaltung mit ausrichten.
Zum Auftakt herrschte am Sonntag im Prager Kongresszentrum noch eine eher entspannte Atmosphäre. Die Besucher der Radiodays Europe waren für vierstündige Themenblöcke in den Konferenzräumen verschwunden. Im Foyer warteten die Anbieter von Audiotechnik auf Interessenten und mögliche künftige Geschäftspartner. Und in der Lounge des Tschechischen Rundfunks wurden noch Banner gerückt und das Logo zum 100. Geburtstag auf Hochglanz poliert.
Ihr rundes Jubiläum darf die öffentlich-rechtliche Einrichtung unter anderem als Ausrichter der größten Fachmesse Europas feiern. Es sei das erste Mal, dass die Radiodays Europe überhaupt in einem Land Mittel- und Osteuropas stattfänden, betont Zuzana Matějovská. Als Leiterin der Internationalen Abteilung des Tschechischen Rundfunks ist sie eng eingebunden in die Veranstaltungsabläufe:
„Diesmal sind mehr als 1200 Teilnehmer dabei. Die meisten kommen aus Europa, es gibt aber auch Redner aus Australien und den USA. Das Ziel der Konferenz ist, für Radio und Audio als Medium zu werben. Die Teilnehmenden lieben ihre Arbeit, das Radio oder etwa Podcasts – also alles, was auch der Tschechische Rundfunk anbietet.“
Dieser ist vor Ort natürlich prominent vertreten. Vor dem Eingang des Kongresszentrums parkt ein hochpolierter silberner Anhänger US-amerikanischer Bauart, in dem das mobile Studio des Tschechischen Rundfunks eingerichtet ist. Und weiter berichtet Matějovská:
„Wir haben eine eigene Lounge eingerichtet, die wir ‚Czech radio 100 lounge‘ nennen. Dieser Ort steht allen Rundfunkkollegen zur Verfügung, die bei der Konferenz als Redner auftreten oder Networking betreiben wollen. Sie können sich hier mit Kollegen aus anderen Ländern treffen, über die neusten Trends austauschen oder auch Kooperationen verabreden.“
Eine Kooperation wurde schon im Vorfeld beschlossen: Am Montagvormittag hat der Generaldirektor des Tschechischen Rundfunks, René Zavoral, in der Lounge ein Abkommen über die Zusammenarbeit mit dem ukrainischen öffentlich-rechtlichen Sender UA:PBC unterschrieben.
Radiomachen in Kriegszeiten ist dann auch eines der Themen, die in den zahlreichen Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden besprochen werden. Dirk Ritters ist Chief Digital Sales Officer bei RTL Radio Deutschland und war nach eigenen Aussagen schon unzählige Male bei den Radiodays Europe. Es sei immer wieder gut, den Blick von der eigenen Region in andere Länder zu richten, so der Besucher aus Deutschland:
„Es ist wichtig zu erfahren, was in den baltischen oder den skandinavischen Ländern, in Frankreich oder in Italien passiert. Dafür finde ich die Radiodays super, weil es einen paneuropäischen Austausch gibt. Das ist eine gute Perspektive, und diese sollte man sich hin und wieder gönnen.“
Beim Surfen durch die Internetseiten des Tschechischen Rundfunks sei er dann auch auf Radio Prag International gestoßen, fährt Ritters fort:
„Ich habe Eure Website gesehen und war verwundert, dass es deutschen Content auf der Seite des tschechischen Radios gibt. Es ist sehr aufregend, dass auch andere Länder auf Deutsch über sich berichten. Ich finde dies spannend und nach wie vor relevant. Globalisierung hin oder her – es ist immer gut, einen Anknüpfungspunkt in der eigenen Muttersprache in dem jeweiligen Land zu haben.“
Und so habe er etwa auch erfahren, dass in Tschechien gerade ein neuer Präsident vereidigt wurde, ergänzt der Digitalexperte aus Kiel. Radio sei immer noch wichtig, weil es ein sehr emotionales Medium sei. Für viele Menschen gehöre es ganz einfach als Tagesbegleitung dazu, meint Ritters. Dies bestätigt auch Zuzana Matějovská:
„Auch heute ist das Radio die vertrauenswürdigste Medienform, was durch internationale Studien belegt wird. Die Menschen haben ein natürliches Vertrauen zu ihm und nutzen es vor allem in Krisenzeiten. Dies war während der Corona-Pandemie so, und das zeigt sich auch seit Beginn des Krieges in der Ukraine. Viele sehnen sich nach glaubwürdigen Informationen, und das Radio ist die erste Quelle, die sie wählen.“
Noch bis Dienstag geht es bei den Radiodays Europe in Prag nicht nur um die Perspektiven des klassischen Radios, sondern auch um Digitalformate, Podcasts, Werbespots oder aber die Bedürfnisse von jungen Hörern.