Kämpfer für Demokratie und Freiheit: Tschechischer Weltkriegsveteran Emil Boček mit 100 gestorben
Emil Boček kämpfte einst als Pilot im Zweiten Weltkrieg. Am Samstag verstarb der tschechische Veteran im Alter von 100 Jahren. Er war der letzte noch lebende Pilot, der für die tschechoslowakische Exilarmee in der britischen Royal Air Force gegen Nazi-Deutschland im Einsatz war.
„Die Spitfire, das war eine Höllenmaschine. Ein unglaubliches Flugzeug, in jeder Hinsicht perfekt“, so lobte der am Samstag verstorbene Pilot Emil Boček das Flugzeug, das er einst im Zweiten Weltkrieg für die britische Royal Air Force flog.
Geboren wurde Emil Boček am 25. Februar 1923 in Brno / Brünn. Schon früh konnte er sich für Flugzeuge begeistern, wie er sich später einmal erinnerte:
„Im Werkunterricht in der Schule habe ich immer nur Flieger gebaut. Es war immer mein großer Wunsch zu fliegen.“
Und so flog er. 1939, als Boček 16 Jahre alt war, verließ er das von Nazi-Deutschland besetzte „Protektorat Böhmen und Mähren“. Zunächst ging er nach Beirut, dann kämpfte er als Infanteriesoldat in Frankreich und schließlich landete er in der Royal Air Force. Boček wurde dort zunächst als Flugzeugmechaniker eingesetzt, dann folgte eine Ausbildung zum Piloten. In der britischen Armee gab es damals 2500 tschechische und slowakische Piloten. Emil Boček wurde einer der jüngsten von ihnen. Bei 26 Einsätzen musste der Tscheche seine Flugkünste unter Beweis stellen, wobei es mitunter auch zu heiklen Situationen kam…
„Einmal hatte im Flug der Motor einen Aussetzer und ging schließlich ganz aus, der Propeller funktionierte nicht mehr. Ich sagte mir, dass ich aus der Maschine springen muss, sobald ich unter 1000 Fuß Höhe komme. Als es soweit war, entschloss ich mich, noch einen Moment zu warten – denn es war November, und da will man nicht unbedingt ins kalte Wasser. Ich überlegte eine Hundertstelsekunde – und mit einem Mal ging der Motor wieder an. Schließlich konnte ich auf meinem Heimatflughafen landen.“
Es war wohl auch die innere Einstellung, die Boček bei seinen Einsätzen half…
„Mit Angst hätte man dort nicht fliegen können. Ich war immer davon überzeugt, wieder zurückzukehren. Das sagte ich mir stets, wenn ich in die Maschine stieg. Ich war mir sicher, dass ich verschont bleiben werde.“
Und so sollte es kommen, Boček überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet, im Gegensatz zu 500 tschechoslowakischen Kollegen, die für die Royal Air Force fielen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr Boček zunächst keine Ehrungen – schließlich hatte er nicht im kommunistischen Widerstand gekämpft. Boček hatte eine Autowerkstatt, die er später an einen Staatsbetrieb abtreten musste, ab 1958 arbeitete er als Dreher.
Erst nach der Samtenen Revolution erhielt der einstige Pilot in seiner Heimat mehrere Würdigungen – so etwa im Jahr 2010 den Orden des Weißen Löwen, die höchste tschechische Staatsauszeichnung. 2019 wurde Boček zudem in das Amt eines Generals erhoben.
Am Samstag nun verstarb Emil Boček im Alter von 100 Jahren. Aleš Knížek, Leiter des Militärhistorischen Instituts in Prag, erinnerte sich in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks wie folgt:
„Sein Schicksal und seine Lebensgeschichte haben ihn zu einem Helden gemacht. Boček war ein Symbol für die Erste Tschechoslowakische Republik unter Tomáš Garrigue Masaryk. Ich denke, er wird den meisten als ein fairer Mitmensch und eine besondere Persönlichkeit in Erinnerung bleiben.“
Tschechiens Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) teilte am Samstag mit, Boček habe dafür gekämpft, dass sein Land demokratisch, frei und unabhängig wird. Laut Präsident Petr Pavel war Boček nicht nur eine Legende, sondern auch ein großes Vorbild für viele Menschen.
Mit dem Tod von Emil Boček endet nun auch eine Ära, denn er war der letzte noch lebende Pilot, der für die tschechoslowakische Exilarmee in der britischen Royal Air Force gegen Nazi-Deutschland gekämpft hat.
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Die Lebensgeschichte von Armeegeneral Emil Boček, Mitglied der tschechoslowakischen Luftwaffe in Großbritannien während des Zweiten Weltkriegs, ist faszinierend.