Fusionküche und Brettspiel: Deutsch-tschechisches Jugendforum feiert den Abschluss seiner Amtszeit

Vergangene Woche fand in der Deutschen Botschaft in Prag die Abschlusspräsentation der 12. Amtszeit des Deutsch-tschechischen Jugendforums statt. Dabei wurden alle Projekte vorgestellt, die die Teilnehmer innerhalb ihrer Projektgruppen fertiggestellt haben.

Foto: Jörg Pranger,  Radio Prague International

Freitag, 21. April, 13 Uhr in der Deutschen Botschaft in Prag. Viele Menschen haben sich hier im Kuppelsaal eingefunden und warten schon darauf, dass die Abschlusspräsentation des Deutsch-tschechischen Jugendforums endlich losgeht. Zunächst gibt es Reden von Partnern und Förderern, dann stellen die beiden Koordinatoren das Projekt vor.

Für die tschechische Seite hat über anderthalb Jahre hinweg Petr Veselý die jungen Menschen aus beiden Ländern begleitet, gemeinsam mit Katrin Gölz aus Deutschland. Zu ihren Aufgaben sagt sie im Interview für Radio Prag International am Rande der Präsentation:

„Wir sind für die 30 Teilnehmer da. Diese kommen zur einen Hälfte aus Deutschland und zur anderen aus Tschechien. Wir organisieren alle Treffen, bei denen die Jugendlichen aufeinandertreffen. Unsere Aufgaben bestehen darin, Unterkünfte bereitzustellen; Essen, das Programm sowie die Referenten zu organisieren. Dazu kommt das Vor- und Nachbereiten aller Tätigkeiten. Wir begleiten die Teilnehmer in allen Schritten und das ist auch die Herausforderung dabei.“

Foto: Jörg Pranger,  Radio Prague International

Für den tschechischen Koordinatoren Petr Lunara brachte die Amtszeit viel Trubel mit sich. Aber er ist auch stolz auf das gesamte Team:

„Im Allgemeinen sind die Leute, die sich getroffen haben, wirklich super. Sie sind entgegenkommend und nehmen immer zu hundert Prozent an dem Programm teil. Sie sind mit sehr viel Konzentration bei der Sache dabei – und das war toll. Ich war zum Beispiel auf das erste Plenartreffen sehr stolz, bei dem leider zwei Teilnehmerinnen nicht persönlich teilnehmen konnten. Aber das war wichtig, weil während des ersten Treffens die Gruppen aufgeteilt werden. Es ist uns aber trotzdem gelungen, die Personen, die nicht vor Ort waren, online direkt miteinander in Verbindung zu setzen. Somit konnten sie auch an dem Projekt teilnehmen.“

Das Deutsch-tschechische Jugendforum bringt seit über 20 Jahren junge Menschen aus beiden Ländern zusammen. Anderthalb Jahre lang arbeiten sie in Kleingruppen an einem selbst erdachten Projekt. Und die Ergebnisse dieser Schaffensphase standen nun bei der Präsentation in der Deutschen Botschaft im Vordergrund. Alle Gruppen stellten ihr Projekt dabei zweimal vor – einmal auf Tschechisch und einmal auf Deutsch.

„ZusammenSpiel“ lädt ein zum humorvollen Lernen über beide Länder

Foto: Jörg Pranger,  Radio Prague International

Eine der besagten Gruppen trägt den Namen „ZusammenSpiel“. Deren Mitglieder haben sich daran gemacht, ein Brettspiel zu entwickeln. Anna beschreibt das Projekt:

„Es ist ein deutsch-tschechisches Spiel und funktioniert in beiden Sprachen. Auf den Karten finden sich Fragen aus verschiedenen Kategorien, wie zum Beispiel Kultur oder Geschichte. Insgesamt gibt es sechs Kategorien, fünf reguläre und eine spezielle.“

Den Spielplan bildet eine Landkarte, auf der die Grenzen und Gebiete Tschechiens und Deutschlands zu sehen sind. Ähnlich wie bei „Mensch ärgere dich nicht“ zeigen runde Kreise den Platz an, auf dem die Figuren stehen. Durchs Würfeln kann man sich, in welche Richtung auch immer, hin und her bewegen. Anschließend wirft man ein zweites Mal um zu sehen, aus welcher Kategorie man eine Frage bekommt.

Wie lange braucht man für eine Runde des Spiels? Das weiß Enrico, der ebenfalls Mitglied der Arbeitsgruppe war:

„Bis man alle Kategorien zusammen hat, dauert es ungefähr eine halbe Stunde bis Stunde. Es hängt ein bisschen vom Zufall ab, ob man dann immer das gleiche Themenfeld kriegt oder nicht.“

Foto: Jörg Pranger,  Radio Prague International

Denn um zu gewinnen, muss der Spieler von jeder Kategorie eine Frage richtig beantwortet haben.

Besondere Leckerbissen der deutsch-tschechischen Cuisine

Foto: Jörg Pranger,  Radio Prague International

Die anderen Arbeitsgruppen des Jugendforums haben unter anderem Videointerviews in den Sozialen Medien veröffentlicht oder eine Fahrradtour organisiert. Für die Arbeitsgruppe „Kulturkuchyně“ hingegen stand die Kulinarik im Vordergrund. Julia Schäffer erklärt, wie das Team auf dieses Thema gekommen ist:

„Innerhalb unserer fünfköpfigen Gruppe haben wir relativ lange überlegt: Was sind eigentlich unsere Gemeinsamkeiten? Alle hier haben ganz unterschiedliche Persönlichkeiten und Hintergründe. Wir mussten uns deshalb zunächst gegenseitig kennenlernen, um ein gemeinsames Interesse zu finden. Und am Ende sind wir auf das Thema Kulinarik gekommen.“

Foto: Jörg Pranger,  Radio Prague International

Für sie sei das Kochen noch viel mehr als einfach nur eine Beschäftigung um dann später etwas essen zu können, so Julia:

„Ich koche in meinem Alltag total gerne. Dadurch kann ich runterkommen. Für mich ist das eine Art Meditation. Und dabei probiere ich auch einfach gerne neue Sachen aus.“

Auch für Julia Schütte, eine Kollegin aus der Gruppe, ist das Kochen etwas Besonderes:

„Ich bin ganz ehrlich: Selber koche ich jetzt nicht so regelmäßig. Aber wenn ich mich hinter den Herd stelle, ist das für mich immer ein Ereignis. Manchmal treffe ich mich etwa mit Freunden und wir genießen einen gemeinsamen Abend. Und das ist dann für mich irgendwie etwas Besonderes. Wenn ich mir alleine etwas zu Essen zubereite, ist das nicht der Fall.“

Foto: Jörg Pranger,  Radio Prague International

Zum gemeinsamen Kochen lädt dann auch das Kochbuch von „Kulturkuchyně“ ein. Es bietet eine große Auswahl unterschiedlichster Speisen. Bei näherer Betrachtung fällt vor allem eines auf: Es sind sehr viele bekannte Gerichte aus Deutschland und Tschechien gemischt worden. Für dieses Phänomen gibt es auch eine Bezeichnung: Fusion.

Aber welches Essen aus dem Buch hat den Mitgliedern selbst am besten geschmeckt? Julia Schäffer fällt die Antwort gar nicht so leicht:

Svíčková geht immer

Svíčková | Foto: Ondřej Tomšů,  Radio Prague International

„Ich mag sehr gerne Svíčková, vor allem wegen der sehr leckeren Soße. Und ich liebe Trdelník, diesen süßen Baumstriezel. Von den Fusiongerichten ist mein Lieblingsgericht aber der Makkaroni-Auflauf mit Šunkofleky – den finde ich einfach superlecker.“

Julia Schütte, stimmt ihrer Kochfreundin vor allem in einem Punkt zu:

„Ich finde es super schwer, mich festzulegen. Eine Handvoll Rezepte habe ich im Kopf, die ich jetzt nennen könnte. Aber ich würde sagen Svíčková ist bei mir ein Dauerbrenner. Dieses Essen geht eigentlich immer.“

Foto: Jörg Pranger,  Radio Prague International

Doch in dem Kulinarikführer finden sich nicht nur herzhafte Gerichte. Denn die beiden Kochbegeisterten haben auch ein Herz für süße Speisen. Julia Schütte:

„Ich mag das sehr, wenn es in diese Richtung geht. Zum Beispiel liebe ich mit Erdbeeren oder Aprikosen gefüllte Knedlíky, also Knödel. Früher war das für mich immer ein ‚Comfortfood‘.“

Ihrer Kochfreundin Julia Schäffer fällt da auch noch eine kleine Anekdote von ihrer Großmutter ein:

„Das stimmt. Die gefüllten Knödel hat meine Oma auch immer für uns gemacht. Sie kommt aus dem ehemaligen Sudetenland und hat von dort viele Gerichte mitgebracht.“

Wer nun Lust bekommen hat, die angesprochenen Gerichte einmal selbst zuhause zuzubereiten, kann sich das Kochbuch von der Website des Deutsch-tschechischen Jugendforums unter www.dtjf.de kostenlos herunterladen. Ebenso finden sich dort das Brettspiel und Informationen zu den weiteren drei Projekten der nun endenden 12. Amtszeit des Forums.

Foto: Jörg Pranger,  Radio Prague International
Autor: Jörg Pranger
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