Olympia 2024 mit russischen Athleten? Tschechische Eishockeylegende Hašek spricht in Straßburg vor EU-Abgeordneten

Dominik Hašek im EU-Parlament

Der ehemalige Eishockey-Nationalspieler Dominik Hašek ist in Tschechien eine Legende. Zugleich gehört er zu den lautesten Stimmen, die ein Teilnahmeverbot für russische und belarussische Sportler bei internationalen Wettkämpfen fordern. Seinen Appell hat Hašek am Dienstag vor den EU-Parlamentariern in Straßburg bekräftigt – und dabei auch eine Möglichkeit von Ausnahmen ins Spiel gebracht.

Dominik Hašek ist eine der berühmtesten Persönlichkeiten des tschechischen Eishockeys. Mit der hiesigen Nationalmannschaft holte er 1998 Gold bei Olympia in Nagano, zudem wurde der NHL-Torwart in die Hall of Fame der Internationalen Eishockey-Föderation aufgenommen. Doch Dominik Hašek ist mehr als nur ein Sportler. Als Person des öffentlichen Lebens steht er seit Beginn des russischen Angriffskrieges an der Seite der Ukraine. So hat Hašek Anfang Juni Charkiw und Kiew besucht, wo er mit Nachwuchssportlern zusammentraf. Zudem fordert er immer wieder ein Teilnahmeverbot für russische und belarussische Sportler bei internationalen Wettkämpfen.

In dieser Sache war der Eishockeyspieler nun am Dienstag im Europäischen Parlament in Straßburg zu Gast. Dort sprach er mit Parlamentspräsidentin Roberta Metsola, zudem machte Hašek seine Forderung eines Teilnahmeverbots vor einigen Abgeordneten deutlich. Der Torwart sprach aber auch über die Notwendigkeit von Ausnahmen. Diese solle es für all die Sportler geben, die die russische Invasion in der Ukraine öffentlich verurteilten:

Dominik Hašek im EU-Parlament | Foto: Tschechisches Fernsehen,  ČT24

„Die Europäische Union und wir als demokratische Staaten müssen diesen Menschen Asyl anbieten. Und das sollte nicht nur für die Sportler selbst gelten, sondern auch für ihre Familien. Denn wir wissen nur allzu gut, dass jeder Russe oder Weißrusse, der Wladimir Putin und seinen Krieg kritisiert, nicht nur drangsaliert wird, sondern auch vor Gericht landet und mit einer Verurteilung rechnen muss.“

Hašek betonte aber auch, dass man die russischen und belarussischen Sportler, die antreten dürften, genau durchleuchten müsse:

„Die Sportler müssen ihre Meinung auch in der Öffentlichkeit vertreten. Das dürfen wir nicht unterschätzen. Ansonsten könnte aus dieser gut gemeinten Aktion und unserem Hilfsangebot der größte Betrug in der Sportwelt des 21. Jahrhunderts werden.“

Für Hašeks Forderung sprach sich am Dienstag auch der tschechische Diplomat und ehemalige Botschafter Michael Žantovský aus. Im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Paris im kommenden Jahr sagte er:

„Sollten die Sportler eine entsprechende Erklärung unterzeichnen, könnten sie unter neutraler Flagge, als Geflüchtete oder für eine andere Mannschaft antreten, die keine Verbindungen zu Russland oder Belarus hat.“

Michael Žantovský | Foto: Adam Kebrt,  Tschechischer Rundfunk

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat sich aber scheinbar noch nicht ganz von der Vorstellung einer offiziellen Olympia-Teilnahme Russlands verabschiedet. Für den Fall dieses Szenarios ziehen bereits mehrere Staaten Boykotte in Erwägung. Diesen Schritt sollte Tschechien laut Žantovský und Hašek jedoch nicht gehen.

Rein rechtlich hat das Europäische Parlament im Übrigen keinen Einfluss auf die Ausrichtung von Sportwettbewerben. Die Abgeordneten können aber versuchen, ihre Regierungen sowie die nationalen Sportverbände zu einer entsprechenden Entscheidung zu drängen.

Der EU-Abgeordnete Tomáš Zdechovský (Christdemokraten), auf dessen Einladung Dominik Hašek im Europäischen Parlament sprach, will nun auch in zwei Wochen in Paris mit verschiedenen Regierungspolitikern über ein Teilnahmeverbot von Russen bei Olympia diskutieren.

Autoren: Ferdinand Hauser , Jiří Klečka
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