Martinsgänse in Tschechien: Züchter haben sich von Vogelgrippe erholt, Federvieh wird aber teurer

Martinsgans

Zum Sankt-Martins-Tag gehört bei vielen Tschechen eine Gans auf den Tisch. In diesem Jahr sind die Tiere trotz früherer Vogelgrippeausbrüche in ausreichendem Maß vorhanden. Die Kunden müssen für das Federvieh aber mehr berappen.

Am Samstag wird auch in Tschechien der Martinstag begangen. Untrennbar damit verbunden ist für viele der Genuss der klassischen Martinsgans. Die kommt zum Beispiel vom Hof in Byňov im Südböhmen. Naďa Hrvolová leitet den dortigen Zuchtbetrieb:

Foto: Dáša Kubíková,  Tschechischer Rundfunk

„Im Verkaufsraum bieten wir jeden Morgen 80 Gänse an. Sie werden vom See geholt, an dem sie aufgezogen wurden. Im Schnitt wiegen unsere Gänse vier bis sieben Kilogramm, je nach Alter des Tieres und seinem Hunger.“

Die meisten Kunden würden Gänse um die fünf Kilogramm bevorzugen, meint Hrvolová. Denn wenn die Käufer zuhause die Tiere ausnehmen und die Federn rupfen, würde schließlich rund ein Kilogramm verloren gehen, meint die Händlerin.

„Es gibt aber auch Kunden, die große Familien haben und am liebsten eine Neun-Kilo-Gans kaufen würden, damit alle satt werden“, ergänzt sie.

Insgesamt gingen um den Martinstag herum rund 500 Gänse in Byňov über den Ladentisch, meint Jana Šídlová, die in dem Betrieb für die Zucht verantwortlich ist.

„Vor allem kommen Stammkunden zu uns“, sagt sie. In der Vergangenheit war die Martinsgans aus Byňov allerdings in Gefahr. Schuld daran: die Vogelgrippe.

Illustrationsfoto: ivabalk,  Pixabay,  Pixabay License

„Die Epidemie hat uns 2021 erwischt. Nun versuchen wir, unsere Zucht jedes Jahr um weitere Tiere aufzustocken. Das soll bis 2024 so gehen, 2025 wollen wir dann wieder auf dem ursprünglichen Stand sein, das heißt bei 4000 Gänsen.“

Während die Vogelgrippegefahr also vorerst gebannt scheint, müssen die Kunden auch in diesem Jahr wieder tiefer in die Tasche greifen...

„Im vergangenen Jahr hat das Kilogramm bei uns noch 250 Kronen gekostet, jetzt sind es 270 Kronen“, sagt etwa Matouš Dvořák von der Farm Vozerovice in Mittelböhmen. 270 Kronen sind umgerechnet elf Euro. Zu dem Preisanstieg sah sich Dvořáks Betrieb vor allem wegen einem zentralen Kostenfaktor gezwungen:

„Am stärksten sind die Preise für die Futtermittel gestiegen. Die Mischung kostet nun zwei Kronen pro Kilogramm mehr. Das haben wir auf die Preise für die Gänse umgelegt.“

Auch Josef Tříska von der Gänsefarm Rohozná im Kreis Vysočina muss wegen der steigenden Futtermittelkosten seine Gänse zu höheren Preisen anbieten. Mit dem Sankt-Martins-Geschäft zeigt er sich dennoch zufrieden:

„Wir sind schon seit Oktober restlos ausverkauft. Vor allem haben wir das unseren Stammkunden zu verdanken.“

In den tschechischen Restaurants besteht das Martinsmenü traditionell aus einer Vorsuppe aus Gänseklein sowie einer Gänsekeule mit Knödelvariation als Hauptgang. Laut der Presseagentur ČTK werden für dieses Gericht in den größeren Städten des Landes in diesem Jahr mindestens 500 Kronen (20 Euro) fällig. Der Preisanstieg im Vergleich zum Vorjahr ist damit nicht so groß wie noch 2022. An der Tradition des Martinsessens beteiligen sich in Prag im Übrigen auch einige vegetarische Restaurants. Die Martinsgans wird dort etwa aus Seitan zubereitet.

Autoren: Ferdinand Hauser , Jitka Cibulová Vokatá , Věra Hájková
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