Mit mehr Gänsen und weniger Jungwein: Martinsfest in Tschechien beginnt
Das Martinsfest beginnt in diesem Jahr in Tschechien nicht am St. Martinstag, dem 11. November, sondern schon an diesem Freitag. Die Restaurants bieten am Wochenende spezielle Menüs an, in denen die Gans und der Martinswein nicht fehlen dürfen.
Junger Wein und ein mehrgängiges Menü, bei dem die Gans ein wesentlicher Bestandteil ist. So sieht das traditionelle Martinsfest in Tschechien aus. Die Restaurants bereiten sich auf einen größeren Zustrom von Gästen am Wochenende vor. Markéta Hlavicová leitet das Restaurant Felicita in Brandýs nad Labem:
„Als Menü bieten wir Gänseterrine mit Preiselbeeren und Toasts, Gänsesuppe und eine gebratene Gans, die wir in einer Zuchtfarm in Südböhmen kaufen. Sie wird mit Rotkraut und Kartoffelklößen serviert.“
Zum Schluss kommt noch ein Apfeldessert auf den Tisch. Das gesamte Vier-Gänge-Menü kostet in diesem Restaurant 900 Kronen, also 36 Euro. Die meisten Restaurants haben nach Angaben des Hotel- und Gaststättenverbandes die Preise auf dem Niveau des Vorjahres gehalten.
Beim Fleischer und in Supermärkten kann man die Gänse auch billiger kaufen. In einem solchem Fall stammt sie aber wahrscheinlich nicht aus tschechischer Zucht. Jan Doležal ist Vorsitzender der Landwirtschaftskammer:
„Hierzulande werden die Tiere normalerweise auf ein höheres Schlachtgewicht gemästet. Das bedeutet, dass das Fleisch mehr Fett enthält. Und da Fett ein Geschmacksträger ist, schmeckt das Fleisch besser.“
In diesem Jahr wurden nach Schätzungen des Böhmisch-Mährischen Verbands der Geflügelzüchter fast 180.000 Gänse gemästet, das sind 10.000 mehr als im vergangenen Jahr. Auf den Markt kommen also mehr als eine Million Portionen Martinsgans. Die Beliebtheit der Gänse aus tschechischen Betrieben steigt von Jahr zu Jahr, obwohl die Verbraucher für sie mehr als für eingeführtes Geflügel bezahlen müssen. Die Verbandsvorsitzende Gabriela Dlouhá erläutert, was den Preis beeinflusst:
„Die importierten Gänse werden in den Geschäften für 120 bis 130 Kronen pro Kilogramm angeboten. Das entspricht hierzulande dem Preis nur für das Gänseküken zur Zucht. Zum höheren Preis tragen unter anderem die Preise des Zuchtmaterials, die Kosten für eine längere Mastzeit und das Vogelgrippe-Risiko bei.“
Im Gegensatz zu den Gänsen wird es diesen Herbst weniger Martinswein geben als im Vorjahr. Die Ernte wurde durch die Fröste im Frühling und die anschließende Trockenheit und Hitze beschädigt, wie der Direktor des Weinfonds (Vinařský fond), Zbyněk Vičar, sagt:
„Bis zu 1,9 Millionen Flaschen Wein werden auf den Markt gebracht. Das ist um etwa ein Drittel weniger als im letzten Jahr. Auch die Ernte wird in diesem Jahr um ein Drittel niedriger ausfallen.“
Dennoch sollen die Martinsweine laut den Winzern von guter Qualität und nicht teurer als im Vorjahr sein.