Neue Tradition in Tschechien: Essen gehen an Heiligabend
Immer mehr Menschen in Tschechien gehen zu Weihnachten essen. Etwa die Hälfte der Restaurants im Land ist an Heiligabend geöffnet.
Die Beliebtheit, sich an Weihnachten ein Mittag- oder Abendessen in einem Restaurant zu gönnen, nimmt zu. Das zweistöckige Lokal „Zvonice“ (Glockenturm) im Zentrum von Prag etwa bietet Platz für 50 Gäste. Miteigentümer Vladimír Turner meldet zehn Tage vor Heiligabend – ausgebucht:
„Das Interesse an Reservierungen fängt bereits im September an. Im November ist das Restaurant dann für Heiligabend schon komplett ausgebucht.“
Die Gaststätte „Zvonice“ besuchen meist Ausländer, aber auch Einheimische, vor allem Familien mit Kindern. Die Preise sind dort in diesem Jahr zwar trotz der Inflation nicht gestiegen. Es werden aber Luxusmenüs angeboten, für die man auch entsprechend zahlt: Dieses Jahr koste ein Menü 4680 Kronen. Es werde vom Chefkoch und dem gesamten Küchenteam wirklich sorgfältig zubereitet, sagt Vladimír Turner. Der genannte Preis entspricht 190 Euro.
Nach dem traditionellen tschechischen Weihnachtsgericht, also dem panierten Karpfen mit Kartoffelsalat, würde man im „Zvonice“ aber vergeblich suchen:
„Wir haben großen Erfolg mit dem altböhmischen Pilz-Graupen-Gericht Kuba. Zudem servieren wir auch Fischcremesuppe, gegrillte Entenbrust und weiteres mehr.“
Anders sieht es in der traditionellen Bierstube „U Zpěváčků“ in der Nähe des Nationaltheaters aus. Dort werden die Weihnachtsklassiker angeboten, und die Preise liegen deutlich niedriger. Ein Karpfen mit Salat kostet umgerechnet etwa zwölf Euro, ein Lachstatar zehn Euro. Auch dort sind alle Tische für Heiligabend schon ausgebucht.
Laut Schätzungen von Jiří Král, dem Vizepräsidenten des tschechischen Hotel- und Gaststättenverbands, steht derzeit noch etwa ein Drittel der Gaststättenkapazitäten am 24. Dezember zur Verfügung:
„Die meisten Restaurants sind bis Mittag geöffnet, und nur ein Teil bleibt am Abend offen. Dies sind spezialisierte Luxusrestaurants, in die man die Familie mitnimmt und ein mehrgängiges Menü bestellt.“
Zum Mittagessen würden in der Regel leichtere Gerichte serviert, etwa Schnecken seien gefragt:
„Denn jeder plant das Abendessen zu Hause, mit Karpfen, Schnitzel und so weiter. Darum ist das Mittagessen nur leicht. Dann gibt es auch einige Restaurants, die einen Weihnachtsbrunch anbieten. Ich würde sagen, dass diese Weihnachtsbrunche zu 99 Prozent ausgebucht sind.“
Für Gastronomen seien Heiligabend und Silvester gute Gelegenheiten, Geld zu verdienen, ergänzt Král:
„In der Berechnung spiegelt sich wider, dass ein Fest gefeiert wird. Es gibt Kellner, die sehr gerne an Weihnachten arbeiten, weil die Gäste dann großzügiger sind und das Trinkgeld höher ausfällt.“
Die meisten Gäste kämen am Nachmittag oder frühen Abend des 24. Dezember und würden Karpfen oder andere Gerichte bestellen:
„Manchmal ist es Ente, natürlich mit Maronenfüllung, oder Schnitzel für diejenigen, die keinen Karpfen mögen. Und zum Nachtisch etwas Weihnachtliches, wie Apfel im Schlafrock oder Strudel, heutzutage aber natürlich auch etwas Moderneres, wie zum Beispiel Strudelsorbet.“
Am 25. und 26. Dezember bleiben dann die meisten Restaurants in Tschechien geschlossen.
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