Čeladná – am Fuße der Beskiden wurde einst Eisenerz gefördert

Erholungskomplex in Čeladná

Am Fuße der Mährisch-Schlesischen Beskiden liegt Čeladná. Heute gilt die Gemeinde als ein beliebter Erholungsort. Einst wurde dort jedoch Eisenerz gefördert und verarbeitet. An diese Geschichte wird im örtlichen Museum erinnert.

Im Tal des Flusses Čeladěnka, am Fuße der Beskiden liegt die Gemeinde Čeladná / Tscheladna. Die nächstgelegene Stadt ist das etwa fünf Kilometer entfernte Frýdlant nad Ostravicí / Friedland an der Ostrawitza. Durch das Tal des heutigen Čeladná führte im Mittelalter ein Handelsweg nach Ungarn. Im 13. Jahrhundert wurde an dem Ort eine Felsenburg erbaut, die den Handelsweg schützen sollte. Die Burg war aber schon im 15. Jahrhundert verwüstet und zerfallen. Čeladná wurde als Dorf zu ersten Mal 1581 im Urbar der Herrschaft Hukvaldy / Hochwald erwähnt.

Josef-Kalus-Museum | Foto: Petra Štrymplová,  Tschechischer Rundfunk

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde in der Gemeinde eine Landeswache eingerichtet. Diese schützte die mährische Grenze. Die Landeswache bestand bis in die 1820er Jahre hinein. Viele Bewohner von Čeladná lebten früher von der Köhlerei für die Eisenhütten, die sich in der Umgebung befanden. Denn in der Gegend wurde Eisenerz gefördert. Die Eisenerzressourcen, genügend Brennholz und eine Wasserquelle: Dank diesen Bedingungen blühte einst in dem Dorf am Fuße der Beskiden der Eisenhüttenbetrieb.

Um die Spuren der früheren Eisenproduktion geht es im Museum in Čeladná. Dieses wurde nach dem mährischen Dichter Josef Kalus (1855–1934) benannt. Kalus arbeitete 40 Jahre lang als Lehrer. Am längsten war er eben in Čeladná tätig, und das später auch als Direktor der dortigen Grundschule. Im ehemaligen Schulgebäude wurde vor einigen Jahren das Museum errichtet, das die Geschichte der Gemeinde präsentiert.

Milan Moravec zeigt die Überreste des Schmelzbetriebs. | Foto: Petra Štrymplová,  Tschechischer Rundfunk

Milan Moravec arbeitet in dem Museum und führt die Besucher nicht nur durch die Dauerausstellung, sondern manchmal auch durch die Gemeinde. Er kennt sich im Ort und seiner Umgebung gut aus. Draußen vor dem Museumsgebäude erzählt er, die Eisenhütten hätten sich an jener Stelle befunden, wo heute das Freizeitzentrum Cyrilka steht. Nahe des Parkplatzes Boboffka würde man noch einige Fragmente von Stützmauern der früheren Rückhaltebecken finden, sagt er:

„Mit der Eisenerzverarbeitung wurde in Čeladná im 17. Jahrhundert begonnen. Der Betrieb in den hiesigen Eisenhütten wurde dann 1882 beendet und die Produktion bald nach Frýdlant nad Ostravicí verlegt.“

Im Dachboden des früheren Schulgebäudes sind  zahlreiche historische Fotos und weitere Dokumente zu sehen. Aber nicht nur das. Milan Moravec macht auf eine kleine Figur aufmerksam:

„Die Plastik hat uns ein Besucher geschenkt. Wie er sagte, ist es ein Abguss einer kleinen Statue von 1840, die einen Eisenhüttenarbeiter aus Čeladná darstellte. Ein weiteres Exponat ist ein Gestein von einer Größe von 20 mal 15 Zentimetern. Es ist das Eisenerz, das hier vor Ort gefördert wurde. Die Besucher sagen manchmal, es sehe aus wie ein verrosteter Stein.“

Josef-Kalus-Museum | Foto: Petra Štrymplová,  Tschechischer Rundfunk

Neben den Schriftstücken und Fotografien werden in dem Museumsraum mehrere weitere kleine Steine gezeigt, sie haben eine auffallend blaugrüne Farbe. Milan Moravec lächelt:

„Als Kinder hielten wir sie für Diamanten und suchten eifrig im Fluss nach ihnen. Erst später erfuhren wir, dass es sich um die Schlacke aus den hiesigen Eisenhütten handelt. Anhand von den hier gezeigten Fotografien und Zeichnungen können sich die Besucher eine Vorstellung darüber machen, wie so eine hiesige Eisenhütte etwa aussah. Geheizt wurde mit Holzkohle. Auf einem Bild sind die zwei Türme des Hüttenbetriebs sowie weitere Räumlichkeiten gut zu sehen, in denen das Eisenerz verarbeitet wurde. Am Horizont ist der Berggipfel von Smrk zu erkennen.“

Čeladná | Foto: Petra Štrymplová,  Tschechischer Rundfunk

In den Eisenhütten von Čeladná war früher ein großer Teil der Bewohner des Ortes beschäftigt. Ein weiterer Teil der Bevölkerung arbeitete laut Milan Moravec in der lokalen Weberei.

„Wie aus den historischen Quellen hervorgeht, lebten im 18. und 19. Jahrhundert mehr Menschen hier als heute. Denn es gab genügend Arbeitsplätze. Die Grundvoraussetzungen für die Errichtung der Eisenhütten waren genügend Holz, das aus den Wäldern in der Umgebung stammte, dann Wasser und natürlich das Eisenerz, das direkt im Ort und seiner Umgebung gefördert wurde und nicht von woanders transportiert werden musste.“

Derzeit hat Čeladná rund 3000 Einwohner. Aber reichte denn das Wasser aus dem kleinen Fluss Čeladěnka früher für den Eisenhüttenbetrieb aus? Milan Moravec:

„Die Flussufer mussten damals umgestaltet werden, um die Rückhaltebecken mit genügend Wasser zu füllen. In den Wäldern der umliegenden Berge gibt es bis heute einige kleine Teiche, die angelegt wurden, um das Holz ins Tal zu schwemmen.“

Milan Moravec verrät noch eine – jedoch unbestätigte – Geschichte über das Eisenerz aus den Beskiden:

„Ein Besucher erzählte mir, dass die Zusammensetzung der hier geförderten Erze besonders geeignet gewesen sei für die Fälschung der österreichisch-ungarischen Währung. Diese Information ist jedoch nicht belegt.“

Josef-Kalus-Museum | Foto: Petra Štrymplová,  Tschechischer Rundfunk

Die vermutlich erste Eisenhütte in Čeladná nahm 1678 den Betrieb auf. Er wurde jedoch nach zwölf Jahren wieder eingestellt. 1796 wurde die Verhüttung von Eisenerz vor Ort wieder aufgenommen, und zwar durch die Erzbischöflichen Eisenwerke. Neben einem Hochofen wurden damals zwei Eisenhammer und eine Drahtfabrik errichtet. 1838 ging zudem eine Eisengießerei in der Gemeinde in Betrieb. 1852 wurde ein Kuppelofen erbaut, 1882 aber wieder geschlossen. Nur die Gießerei wurde im Folgenden weiter ausgebaut. 1913 gelangten die Erzbischöflichen Eisenwerke, die seit dem Ende des 18. Jahrhunderts für die Eisenerzverarbeitung in Čeladná sorgten, als Pacht an die neu gegründete Aktiengesellschaft Ferrum mit Sitz in Frýdlant nad Ostravicí. 1922 fand der Betrieb in Čeladná dann endgültig sein Ende.

Josef-Kalus-Museum | Foto: Petra Štrymplová,  Tschechischer Rundfunk

Heute gilt die Gemeinde als ein beliebter Erholungsort. Seit 2003 befindet sich dort das größte Golfareal in Tschechien. Ein Kurbad, das vom Anfang des 20. Jahrhunderts stammte, wurde in ein Rehabilitationszentrum umgewandelt. Am nordöstlichen Abhang des Beskidengipfels Ondřejník gibt es zudem ein Skiressort. Und nicht zuletzt dient Čeladná als ein häufiger Ausgangspunkt für Wanderungen durch die Beskiden.

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Autoren: Martina Schneibergová , Petra Štrymplová
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