Ein Fass Bier zu Ehren des Komponisten: Litomyšl feiert Bedřich Smetana
Am Samstag wurde in Litomyšl / Leitomischl groß gefeiert: Denn vor 200 Jahren kam der Komponist Bedřich Smetana in der ostböhmischen Stadt zur Welt.
„Es ist ein Junge,“ ruft eine der Frauen, die gerade aus dem Brauereigebäude auf den Schlosshof eilen. Gekleidet ist sie wie ein Dienstmädchen vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Bierbrauer, auch in entsprechender historischer Kleidung, wartet draußen. Vor Freude umarmt er das Mädchen, das ihm und den versammelten Menschen die gute Nachricht verkündet. Ungläubig schüttelt er den Kopf:
„Ein Junge! Nach all den Mädchen. Ein Genie wird er sein,“ sagt der tief bewegte Bierbrauer. Und sogleich befiehlt er, die Fässer herauszurollen.
So ungefähr stellen sich nicht nur die Bewohner von Litomyšl, sondern auch die Historiker vor, was sich unmittelbar nach der Geburt des künftigen Komponisten vor 200 Jahren hätte abspielen können. Die kurze Szene wurde am Samstag an einem authentischen Ort, nämlich vor dem Gebäude der früheren Brauerei, aufgeführt. Im Schlosshof drängten sich dabei viele Menschen vor dem Podium. In die Rolle von František Smetana, dem Vater des Komponisten, schlüpfte der Bürgermeister von Litomyšl, Daniel Brýdl (SNK „Generace 89“). Nachdem er als Smetanas Vater ein Fass Bier angestochen hatte, sagte er gegenüber Radio Prag International:
„Ich denke, dass Smetana mit dieser Aufführung ein wenig vom Marmorsockel auf die Erde heruntergeholt wurde. Es freut mich sehr, dass so viele Menschen gekommen sind. Es war ein schönes Gefühl, Smetanas Vater zu verkörpern. Natürlich bin ich kein professioneller Schauspieler. Aber ich habe mich bemüht, so gut es geht in die Rolle des glücklichen Vaters zu schlüpfen, der nun den Sohn bekommt, den er sich so sehr gewünscht hat.“
Der Braumeister František Smetana war dreimal verheiratet und hatte insgesamt 18 Kinder. Sieben von ihnen starben jedoch im frühen Kindesalter. Bedřich hatte er mit seiner dritten Frau, Barbora Lynková, und es war Smetanas erster Sohn, der überlebte. Bevor am Samstag im Schlosshof Bier zu Ehren des Komponisten gezapft wurde, hatte eine Gedenkveranstaltung am Smetana-Denkmal auf dem Marktplatz stattgefunden. Dort wandte sich Bürgermeister Brýdl an Bedřich Smetana, wie er erzählte:
„Ich habe ihm vor allem dafür gedankt, dass er in Litomyšl zur Welt kam. Ich würde ihm vor allem wünschen, dass seine Musik in der ganzen Welt gespielt wird und dass seine Klavierkompositionen mehr gespielt und international noch bekannter als bisher werden.“
Litomyšl hat zahlreiche Touristenmagnete. Zu den bedeutendsten gehört das Renaissanceschloss, das auf der Liste des UNESCO-Welterbes steht. Zieht es die Besucher auch wegen Bedřich Smetana nach Litomyšl? Bürgermeister Brýdl:
„Ich würde sagen, es ist eine Mischung von Gründen, wegen der die Menschen nach Litomyšl kommen. In letzter Zeit haben wir festgestellt, dass es Besucher gibt, die die hiesige moderne Architektur anzieht. Jemand anderes wandelt hier wiederum auf den Spuren von Smetana, der Schriftstellerin Božena Němcová oder der berühmten Kochbuchautorin Magdalena Dobromila Rettigová. Andere kommen wegen des Schlosses und wegen weiterer Baudenkmäler. Ich würde sagen, dass vorwiegend Touristen nach Litomyšl kommen, die gebildet sind, ein großes Interesse haben und die wissen, warum sie die Stadt besuchen.“
Am Samstag nun stand die ganze Stadt im Zeichen von Bedřich Smetana. Im Museum wurde eine Ausstellung über Smetana und Litomyšl eröffnet. Im Schlosshof verkaufte die Kleinbrauerei Veselka ihr Bier Bedřich. Und am Smetana-Denkmal auf dem Smetana-Platz konnte sich jeder Vorbeikommende einer gemeinsamen Gesangseinlage anschließen und den berühmten Chor aus Smetanas „Verkaufter Braut“ mitsingen.