Vom ersten Konzert bis zum Kultkomponisten: Ausstellung über Smetana im Regionalmuseum von Litomyšl
Der Begründer der tschechischen Nationalmusik, Bedřich Smetana, kam am 2. März 1824 in der ostböhmischen Stadt Litomyšl / Leitomischl zur Welt. Anlässlich des 200. Geburtstags des Komponisten wurde im Regionalmuseum der Stadt eine neue Ausstellung eröffnet.
Im Fokus der Ausstellung mit dem Titel „Smetana und Litomyšl“ stehen die Beziehung des Komponisten zu seinem Geburtsort, seine Besuche in der Heimatstadt, die Reaktionen auf seine Werke und die Entstehung des Musikfestivals, das heute seinen Namen trägt. Smetana lebte nur bis 1831 in Litomyšl. Danach zog die Familie nach Jindřichův Hradec / Neuhaus um. Die Ausstellung im Museum wurde vom Bürgermeister von Litomyšl, Daniel Brýdl (SNK, „Generace 89“), eröffnet. Wie er selbst sagte, habe er zuvor ein wenig zum Leben des Komponisten recherchiert…
„Ich habe festgestellt, dass er ein großer Hitmacher war. Er schrieb Walzer und Polkas, auf die viel getanzt wurde. Smetana war auch selbst ein hervorragender Tänzer. Auf dem Gymnasium lernte er nicht sonderlich viel, da er viele andere Interessen hatte. Für uns ist er jedoch zumeist nur der bärtige Herr, der von dem Denkmal auf dem Marktplatz auf uns herunterschaut. Noch eine Information finde ich allerdings spannend. 1880 wurde eine Gedenktafel für das Geburtshaus des Komponisten kreiert. Diese konnte jedoch nicht an der Brauerei installiert werden, wo er zur Welt kam. Darum wurde sie an einem der Häuser auf dem Marktplatz angebracht, das zuvor Smetanas Familie gehörte. Als der Komponist die Stadt besuchte, wurde er zu diesem Haus geführt. Er schaute sich die Gedenktafel an und sagte damals: ,Hier bin ich aber gar nicht zur Welt gekommen.‘ Das finde ich schon witzig. Anschließend wurde die Tafel doch am Brauereigebäude installiert. Dies wird auch in der Ausstellung beschrieben.“
Die Ausstellung konzentriere sich darauf, wie Smetanas Vermächtnis und sein Werk schon zu seinen Lebzeiten in Litomyšl aufgenommen wurde, erzählt Kurator Martin Boštík:
„Einleitend wird erklärt, wie es dazu kam, dass sich Smetanas Familie in der Stadt niederließ. Es wird die Zeit beschrieben, die Smetana hier als Kind verbrachte. Aufmerksamkeit wird dabei auch den verschiedenen Vereinen geschenkt, die Smetanas Werk propagierten. Es wird dokumentiert, wie an die Persönlichkeit des Komponisten erinnert wurde, etwa wie die Gedenktafeln installiert wurden und wie die Wohnung in der Brauerei restauriert wurde, in der er zur Welt kam. Zudem wird beschrieben, wie Anfang des 20. Jahrhunderts das Theatergebäude – das Smetana-Haus – erbaut wurde. Gezeigt wird auch, dass das 100. und das 110. Jubiläum des Komponisten in der Stadt gefeiert wurde. Schließlich wird beleuchtet, wie das Musikfestival entstanden ist.“
Smetanas Familie kam Ende 1823 nach Litomyšl, im März 1824 kam Bedřich zur Welt. Der Vater des Komponisten war Brauer in der Schlossbrauerei. 1831 bekam der Vater ein neues Angebot und die Familie zog nach Jindřichův Hradec. Smetana verbrachte in seiner Heimatstadt also nur die ersten sieben Jahre seines Lebens. Musikunterricht bekam er jedoch schon mit vier Jahren. Soweit bekannt ist, besuchte der Komponist die Heimatstadt später zweimal. Der Kurator:
„1867 reiste er mit dem Prager Gesangsverein Hlahol nach Choceň. Der damalige Dekan von Litomyšl, Antonín Šanta, der eine bedeutende Persönlichkeit im Kulturleben der Stadt war, erfuhr über den Besuch und lud Smetana ein. Dieser verbrachte hier einen Tag. Die zweite Visite des Komponisten im Jahre 1880 war ein offizieller Besuch. Ein hiesiger Studentenverein veranstaltete eine Feier anlässlich des 50. Jahrestags des ersten öffentlichen Auftritts von Bedřich Smetana. Dieser soll sich 1830 in einer Akademie von Philosophiestudenten abgespielt haben. Smetana war damals sechs Jahre alt und erntete angeblich großen Beifall.“
50 Jahre später veranstalteten die Studenten in Litomyšl ein zweitägiges Fest, bei dem unter anderem die Gedenktafel am Marktplatz enthüllt wurde.
Wie Martin Boštík erzählt, begann sich der Smetana-Kult in seiner Heimatstadt in den 1870er Jahren zu entwickeln:
„Damals wurden Ausschnitte aus der ,Verkauften Braut‘ in der Stadt aufgeführt. Smetana wurde nach seinem Tod die Ehrenbürgerschaft von Litomyšl verliehen. 1912 wurde die Gedenktafel übertragen. Dies war der Verdienst von Josef Theurer. Er war eine beachtenswerte Persönlichkeit. Von Beruf war er Physiker und Mathematiker. Er war Rektor der Montanistischen Universität in Příbram. Zudem war er Musiker und Musiktheoretiker. Theurer war auch mit Antonín Dvořák befreundet.“
Josef Theurer hat laut Martin Boštík große Verdienste darum, dass Smetanas Spätwerk richtig begriffen wurde. Als Theurer Smetanas Symphoniewerk „Prager Karneval“ zum ersten Mal hörte, war das eine Kakophonie von Tönen, die keinen Sinn machte.
„Die Menschen verließen damals erschrocken den Konzertsaal. Sie waren davon überzeugt, dass das Werk durch Smetanas psychische Erkrankung beeinflusst worden sei. Theurer machte sich die Arbeit und lieh sich die Originalnoten von Smetanas Familie aus. Er kam zu dem Schluss, dass der schwer kranke Smetana die Noten unpräzise notiert hatte. Theurer revidierte die Noten und seitdem wird das Werk auf diese Weise gespielt. Unter den Musikwissenschaftlern sind Theurers Verdienste um Smetanas Spätwerk hinreichend bekannt.“
In der Ausstellung werden Plakate, Fotos, Archivdokumente und auch Briefe gezeigt. Dies seien die interessantesten Exponate, erzählt der Kurator:
„Die beiden Briefe von 1880 stammen aus unseren Sammlungen. Smetana schrieb sie im Zusammenhang mit seinem Besuch in der Stadt. Damals wurde feierlich die Gedenktafel angebracht. Die Briefe waren an den Vorsitzenden eines hiesigen Studentenvereins adressiert. Zu den wichtigsten Exponaten gehört auch das Modell für das Smetana-Denkmal von Jan Štursa. Gezeigt werden des Weiteren Plakate für die erste Vorstellung der Oper ,Die Verkaufte Braut‘ in Litomyšl. Ich konnte in der Ausstellung auch den Versuch von Zdeněk Nejedlý nicht ignorieren, der eine große Biographie über Smetana schreiben wollte, sie jedoch nie beendete.“
Kommen auch Besucher aus dem Ausland in das Regionalmuseum? Der Kurator:
„Viele ausländische Besucher des Festivals ,Smetanas Litomyšl‘ besichtigen vor allem Smetanas Wohnung. Vor der Corona-Zeit kamen viele japanische Touristen, die sich für Smetana interessierten. Ich habe selbst einen japanischen Professor, der nicht in der Hauptsaison kam, durch das Geburtshaus und das Museum geführt.“
Die Ausstellung „Smetana und Litomyšl“ ist im Museum der Stadt bis 15. September zu sehen. Das Museum ist von Dienstag bis Freitag von 9 bis 12 und von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Am Samstag und Sonntag ist es von 9 bis 17 Uhr zugänglich.