Gefährlicher als im Wald: Tschechische Wissenschaftler warnen vor Zecken in Stadtparks
Mit dem Frühling kommen die Zecken. Gefährlicher für den Menschen als jene in den Wäldern sind die Blutsauger, die in Stadtparks vorkommen. Laut einer Studie von Wissenschaftlern aus Budweis ist dort jede vierte Zecke mit dem Borreliose-Erreger infiziert.
Gleich im ersten Anlauf habe er die Nymphe der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Zecke gefangen, sagt Václav Hönig. Der Parasitologe vom Biologischen Zentrum der Akademie der Wissenschaften zeigt seinen Fund einer Reporterin des Tschechischen Rundfunks. Hönig sammelt die Milben im Waldpark Stromovka im südböhmischen České Budějovice / Budweis. Etwa vier Sekunden habe es gedauert, um die erste Zecke zu finden, sagt er:
„Wir finden in der Regel sowohl Larvenstadien, das heißt die ersten Stadien, die aus dem Ei schlüpfen, als auch erwachsene Zecken. Das bedeutet, dass sich die Zeckenpopulationen hier wirklich selbst erhalten. Es handelt sich nicht nur um Zecken, die über Wirtstiere in den Park gelangt sind.“
Das Forschungsprojekt „Zecken in der Stadt“ begann vergangenes Jahr und wird noch weitere drei Jahre fortgesetzt. Die Experten führen ihre Untersuchungen regelmäßig in ausgewählten Parks in Prag, Ostrava / Ostrau, Budweis und anderen Kreisstädten Tschechiens durch. Im ersten Jahr sammelten sie rund 3300 Zecken. Václav Hönig:
„Wir haben bereits mehr als zwei Drittel von ihnen untersucht und überraschenderweise festgestellt, dass Zecken in Parks stärker mit dem Erreger der Lyme-Borreliose infiziert sind als Zecken in Wäldern.“
Die Forscher testeten die Parasiten auf insgesamt fünf Bakterien, die bei Menschen und Haustieren zu Krankheiten führen. Der Borreliose-Erreger wurde am häufigsten nachgewiesen, und zwar bei 26 Prozent, an einigen Orten sogar bei 30 Prozent der Zecken.
„Unserer Ansicht nach liegt der Grund darin, dass Zecken in Parks hauptsächlich an kleinen Nagetieren und Vögeln saugen, die häufig mit Borreliose infiziert sind. In den Wäldern können sich Zecken auch an Hirschen, Damwild und Rehen festsaugen, die die Bakterien jedoch nicht übertragen.“
In den nächsten drei Jahren wollen sich die Wissenschaftler darauf konzentrieren, was das Vorkommen von Borrelien in Zecken beeinflusst.
„Natürlich interessiert uns auch, welche Faktoren Einfluss darauf haben, wie viele Zecken es gibt und wie viele von ihnen infiziert sind. Dann können wir eventuell Empfehlungen für die Pflege der Parks aussprechen, um das Risiko möglichst zu verringern.“
Auch die Öffentlichkeit kann sich an der Überwachung der Zeckenaktivität beteiligen. Pavel Švec arbeitet an der Technischen Universität in Ostrau, die mit Parasitologen kooperiert:
„Man kann mit einer neuen App die Funde von Zecken an Menschen und Haustieren melden. Diese Informationen werden in eine interaktive Karte eingetragen. Diese Karte zeigt dann, welche Orte ein hohes Zeckenrisiko haben.“
Eine Testversion der App soll Ende 2024 verfügbar sein.