Analytiker: Eishockey-Weltmeistertitel könnte Verbraucherlaune in Tschechien heben
Wirtschaftsanalytiker äußern sich zu den möglichen ökonomischen Impulsen der Eishockey-Weltmeisterschaft, die in den vergangenen zwei Wochen in Prag und Ostrava / Ostrau ausgetragen wurde. Einen größeren direkten Effekt auf die tschechische Wirtschaft vermuten sie zwar nicht, einen indirekten durch den Titelgewinn des Heimteams aber schon.
Gegenüber der Presseagentur ČTK sagte unter anderem der Hauptökonom des Investmentanbieters Cyrrus, Vít Hradil:
„Den wirtschaftlichen Impuls, der durch die Ausrichtung der WM entsteht, würde ich lieber nicht überbewerten. Natürlich sind die Umsätze der Händler in den ausrichtenden Städten gestiegen. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht handelt es sich aber um einen praktisch vernachlässigbaren Umfang.“
Hradils Kollege Jan Bureš von Patria Finance ergänzt, dass der tschechische Eishockeyverband die Umsatzsteigerung in den hiesigen Gaststätten und Hotels aufgrund der WM auf rund zwei Milliarden Kronen (81 Millionen Euro) schätze. Das würde die Verbrauchernachfrage in diesem Jahr in Tschechien aber nur um 0,05 Prozent anheben, so Bureš.
Vít Hradil glaubt aber dennoch an die Möglichkeit eines Schubs für die Ökonomie, und das auf indirekte Weise. So reagiere die tschechische Gesellschaft sehr stark auf die Erfolge ihrer Eishockey-Nationalmannschaft. Der Wirtschaftsexperte verweist dabei auf den Olympiasieg von 1998 in Nagano:
„Solche Ereignisse haben das Potenzial, das Selbstbewusstsein und die Laune der Tschechen anzuheben. Und diese psychischen Faktoren haben auch Einfluss auf das Verbraucherverhalten der Menschen hierzulande.“
Die mögliche Umsatzsteigerung schätzt Hradil auf eine Kronensumme im zweistelligen Milliardenbereich beziehungsweise auf mehrere Zehntelprozentpunkte des Bruttoinlandsproduktes. Auch der Hauptökonom der Trinity Bank, Lukáš Kovanda, hält einen solchen Effekt für möglich und sagt:
„Fachstudien belegen, dass Triumphe bei Sportveranstaltungen vom Typ einer Eishockey-Weltmeisterschaft eine Welle von Glückshormonen freisetzen, die durch die ganze Gesellschaft geht. Daher sehen die Menschen die wirtschaftliche Lage und die Politik für eine gewisse Zeit positiver. Und eine deutlich bessere Wirtschaftsstimmung kann den Verbrauch der Privathaushalte weiter stimulieren.“
Laut Jan Bureš wird es jedoch schwer messbar sein, um wie viel sich durch den Weltmeistertitel das Konsumverhalten der Menschen hierzulande verändert.