Vor 270 Jahren: Tscheche baut den ersten „Blitzableiter“ der Welt
Vor 270 Jahren baute der tschechische Wissenschaftler Prokop Diviš eine Konstruktion, die später lange als der erste geerdete Blitzableiter der Welt galt. Hauptgedanke seiner „meteorologischen Maschine“ war es, die Spannung zwischen Himmel und Erde auszugleichen. Installiert wurde die Anlage in einem Garten in Přímětice / Brenditz bei Znojmo / Znaim, wo Diviš Pfarrer war und nebenbei herumexperimentierte.
Zentraler Bestandteil der Anlage war ein Eisenkreuz, das auf einem 40 Meter hohen Ständer montiert wurde. An den Streben des Kreuzes befanden sich weitere Stangen, an denen wiederum zwölf Metallkästen angebracht waren. Sie beinhalteten Eisenspäne und waren mit 400 metallenen Spitzen versehen, die gen Himmel ausgerichtet waren. Mit drei stromleitenden Ketten war die Konstruktion mit dem Erdboden verbunden. Feierlich in Betrieb genommen wurde die Anlage am 15. Juni 1754. Bei jedem Gewitter schaute sich Diviš aufmerksam sein Gerät an und vermerkte seine Beobachtungen in einer wissenschaftlichen Abhandlung, die er der Kaiserin Maria Theresia widmete.
Bei den Menschen im Ort sorgte die Apparatur jedoch für wenig Begeisterung. Sie waren überzeugt, dass das Gerät Schuld an der extremen Dürre war, die 1759 Mitteleuropa heimsuchte. 1760 drangen sie in den Pfarrgarten ein und zerstörten die Konstruktion. Im gleichen Jahr entwickelte in Amerika Benjamin Franklin einen Blitzableiter. Mit seiner simplen Konstruktion war der spätere Gründungsvater der USA damit sechs Jahre später dran als Prokop Diviš. Anders als der böhmische Ordensbruder, der mit seiner Anlage Gewitter verhindern wollte, hatte Franklin tatsächlich das Ziel, Blitze an einen ungefährlichen Ort abzuleiten – und gilt so bis heute weithin als der wahre Erfinder des Blitzableiters.
Neben dem angeblichen Geburtshaus von Prokop Diviš steht heute eine Kopie seines „Blitzableiters“. Weitere Kopien befinden sich zudem auf dem Dach des Diviš-Theaters in Žamberk / Senftenberg sowie neben einem kleinen Denkmal für den Hobbywissenschaftler in Znojmo-Přímětice.