Przewalski-Pferde und die kasachische Steppe: Forscherinnen aus Prag untersuchen Wechselwirkungen

Przewalski-Pferde in Kasachstan. Zorro, Zeta II und Ypsilonka

Vor rund einem Monat haben der Prager Zoo und der Berliner Tierpark insgesamt sieben Przewalski-Pferde nach Kasachstan gebracht. Diese sollen im Nationalpark Altyn-Dala-Steppe ausgewildert werden. Derzeit gewöhnt sich die Herde in Ausläufen an das Leben in der freien Natur. Begleitet wird dies von tschechischen Wissenschaftlerinnen. Sie untersuchen in einem mehrjährigen Forschungsprojekt, wie sich die Wildpferde und die Natur dort gegenseitig beeinflussen.

Anna Bernátková war unterwegs. In die bunte Jurte, die sie bezogen hat, hat sie Papiertaschen voller Gräser und Kräuter mitgebracht.

„Hier in dieser Tasche ist Agropyron fragile. Das riecht sehr gut. Aber diese Blume in der anderen Tasche, die Artemisia heißt, duftet sehr stark. Sie ist überall zu finden, wo wir Proben genommen haben. Das sind Mikrohabitate wie kleine Haine, Sümpfe, die Steppe und natürlich auch die Ausläufe, in denen die Pferde grasen“, so die Verhaltensbiologin.

Alibi-Wiedereinführungszentrum in Kasachstan | Foto: Miroslav Bobek,  ZOO Praha

Agropyron fragile ist eine in Mittelasien beheimatete Art der Gattung Kammquecken und ist auch als sibirisches Weizengras bekannt. Artemisia ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Korbblütler.

Die Pflanzen sollen in der Folge auf ihre Zusammensetzung untersucht werden. Es gehe dabei um die gängigen Stoffe, die auch in den Angaben zu Lebensmitteln aus dem Supermarkt zu finden sind – also der Umfang von Kohlehydraten oder Proteinen. Und weiter sagt Bernátková:

„Über jene Orte, an denen die Pferde nicht grasen, wissen wir, dass sie weniger artenreich sind. Die Biodiversität der Pflanzen ist dort also nicht so hoch, aber die Biomasse größer, es gibt also mehr von ihnen. Und wir erwarten, dass ihr Nährwert geringer ist. Ob das auch wirklich so ist, das werden erst die künftigen Forschungsergebnisse zeigen.“

Anna Bernátková arbeitet an dem Projekt zusammen mit ihrer Kollegin Martina Komárková. Beide sind an der Agraruniversität in Prag (Česká zemědělská univerzita v Praze) tätig und Komárková zudem noch im Prager Zoo. Sie werden auch die Exkremente der Wildpferde unter die Lupe nehmen, um herauszufinden, welche Gräser und Kräuter die Tiere zu sich nehmen. Begonnen haben sie mit der Analyse der Pferdeäpfel aber schon im Zoo, damit ein Vergleich überhaupt möglich wird…

Prvních sedm koní Převalského v Kazachstánu

„Um das Mikrobiom hier aus Kasachstan untersuchen zu können, helfen uns die Ranger. Einmal im Monat sammeln sie einen kleinen Haufen Exkremente ein, stecken ihn in ein Röhrchen mit Ethanol und frieren dieses ein. Am Ende jedes Jahres nehmen wir die Röhrchen nach Prag mit, wo Kollegen von der Karlsuniversität den Inhalt darauf analysieren, wie reichhaltig das Mikrobiom ist“, so Komárková.

Mikrobiom meint die Gesamtheit der Mikroorganismen in den Pferdeäpfeln. Die Forscherinnen gehen davon aus, dass die Przewalski-Pferde in der freien Natur auch ein reichhaltigeres Mikrobiom aufweisen.

Foto: Václav Šilha,  ZOO Praha

Ebenso beschäftigt die beide Expertinnen das Verhalten der Tiere nach dem Transport in die Steppe. Die Frage ist, wie schnell die Pferde zu ihren ursprünglichen Gewohnheiten zurückkehren. Martina Komárková:

„Wir verfolgen, wie sich die Herde entwickelt und welche Hierarchien sich dann herausbilden. Welche Tiere also dominant und welche unterwürfig sind. Es geht auch darum, wie aggressiv sie sich verhalten und wie freundschaftlich. Denn zwischen den Pferden sind freundschaftliche Beziehungen sehr wichtig. Des Weiteren beobachten wir, wo im Auslauf sie sich vorrangig aufhalten, ob sie also Lieblingsorte haben. Und nicht zuletzt beurteilen wir den Gesundheitszustand der Tiere.“

Die Herde der Przewalski-Pferde aus Prag und Berlin besteht aus sechs Stuten und einem Hengst. Der Zoo in der tschechischen Hauptstadt will innerhalb der kommenden fünf Jahre bis zu 40 dieser Wildpferde in die kasachische Steppe zur Auswilderung bringen.

Autoren: Till Janzer , Karolína Burdová | Quelle: ČTK
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