Weihnachten im Kinderheim: Rituale und Bescherung
Nicht alle Kinder haben das Glück, Weihnachten in ihren Familien verbringen zu können. Auch in Kinderheimen bereitet man sich nun auf Heiligabend vor – mit Festmahl, Plätzchen und Geschenken unter dem Tannenbaum.
Mit ihrer Betreuerin im Kinderheim hätten sie bereits Lebkuchen gebacken, erzählt der vierjährige Lukáš. Die Weihnachtsplätzchen sind fertig, die Weihnachtsbäume geschmückt, und die Feiertage und die Bescherung werden sehnlichst erwartet. Lukáš wird erst am 6. Januar die Geschenke im Kinderheim auspacken. Denn er kann die Weihnachtstage bei seiner Familie verbringen – ähnlich wie etwa Kristýna: Sie wünsche sich eine Reisetasche von Adidas, in die sie ihre Sachen einpacken könne, wen sie zum Großvater fährt oder vielleicht mal ans Meer, erzählt das Mädchen.
Im Kinderheim in Humpolec im Kreis Vysočina leben 32 Kinder im Alter von drei bis 18 Jahren. Sie sind in vier sogenannte Familiengruppen eingeteilt, die vier Wohnungen mit je einer Küche, einem Wohnzimmer und vier bis fünf Schlafzimmern bewohnen. Etwa ein Drittel der Kinder wird die Feiertage dort verbringen. Martina Buchalová Horská leitet das Heim:
„Über Weihnachten bleiben hier die Kinder, bei denen die Jugendschutzbehörde den Besuch zu Hause nicht empfohlen hat – beziehungsweise diejenigen, die nirgendwo hingehen können, denn auch solche Fälle gibt es. Diejenigen, die im Heim bleiben, werden ein normales Weihnachten erleben – mit Karpfen, Schnitzel und Kartoffelsalat. Jede Familiengruppe gestaltet die Feier auf ihre eigene Weise. Es ist aber immer ein traditionelles Weihnachtsfest mit Bescherung.“
Die Geschenke für die Kinder würden hauptsächlich dank Sponsoren besorgt, fährt die Heimleiterin fort:
„Vielleicht sieht es so aus, dass es hier viele Päckchen gibt. Die Kinder bekommen im Laufe des Jahres aber nicht viele Geschenke und Dinge für den täglichen Bedarf. Laut dem Gesetz haben sie Anspruch auf Geschenke im Wert von 2500 Kronen (100 Euro) für das ganze Jahr. Weihnachten ist für sie also etwas Einmaliges.“
Im Kinderheim in Humpolec verbringen diesmal zehn Kinder Heiligabend. Laut Martina Buchalová Horská ist die Zahl höher als sonst. Für das Kollektiv sei das so besser, sagt sie:
„In der Vergangenheit sind etwa vier bis fünf geblieben. Aber wenn die Gruppe größer ist, verstehen sie die Situation besser und sind nicht so traurig. Wenn nur zwei, drei Kinder bleiben, ist es für sie sehr schmerzlich.“
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