Ausbau der Erdölpipeline TAL abgeschlossen: Tschechien nicht mehr von Russland abhängig

KWK-Station des tschechischen Unternehmens Elevion Group am Anfang der TAL-Pipeline in Triest, Italien

Stichwort Energiesicherheit: Tschechien kann seinen Erdölbedarf ab sofort allein über die Pipelines in Westeuropa abdecken. Den Rohstoff aus Russland ersetzen künftig Lieferungen über die Pipeline TAL.

Tschechien ist nicht mehr abhängig von Erdöllieferungen aus Russland. Dies war die Botschaft, die Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) am Dienstag bei seinem Besuch im zentralen Öltanklager im mittelböhmischen Nelahozeves / Mühlhausen verkündete:

Petr Fiala | Foto: Zuzana Jarolímková,  iROZHLAS.cz

„Wir können festhalten, dass wir nun eine Lage erreicht haben, in der uns Wladimir Putin nicht mehr mit Öl erpressen kann – also nicht damit, dass er die Öllieferungen stoppt.“

Dies sei Dank des Ausbaus der Pipeline TAL gegeben, der nun für abgeschlossen erklärt wurde. Die Transalpine Ölleitung führt vom italienischen Hafen Triest über die Alpen nach Österreich und weiter nach Deutschland, wo sie in Karlsruhe endet. Seit 1967 in Betrieb, ermöglicht erst die jetzt abgeschlossene Erweiterung die volle Ausschöpfung ihrer Kapazitäten, von denen auch Tschechien profitiert.

Quelle: MERO ČR

Über den Anschluss an die IKL-Leitung in Ingolstadt fließt das Erdöl aus Italien bis nach Kralupy / Kralup an der Moldau und ins nordböhmische Litvínov / Leutensdorf. Es wird sich künftig um jährlich insgesamt acht Millionen Tonnen handeln, was das Doppelte der bisherigen Einfuhren über die IKL ist. Dies decke den Bedarf der beiden tschechischen Raffinerien komplett ab, teilte Jaroslav Pantůček der Presse mit. Er ist Generaldirektor des Unternehmens Mero ČR, das die Pipelines auf dem Gebiet Tschechiens betreibt und hierzulande das Einfuhrmonopol für Erdöl hat.

„Es liegt jetzt allein an uns, welchen Partner wir auswählen und von welcher Seite aus wir das Öl beziehen. Wir sagen nicht, dass schon morgen die Druschba-Pipeline geschlossen wird. Aber wenn dies eintreten sollte, ist Tschechien jetzt darauf vorbereitet, ohne jegliche Schwierigkeiten weiterzumachen und die hiesigen Raffinerien zu beliefern."

Eine neue,  schnellere Pumpe am Anfang der TAL-Pipeline in Triest – eine der Pumpen,  die die Kapazität der Pipeline erhöhen werden | Foto: Dominik Tesár,  Tschechischer Rundfunk

Über die besagte Druschba-Leitung kommt seit 60 Jahren Erdöl aus Russland nach Tschechien. Diese Lieferungen sollen bis Mitte dieses Jahres komplett eingestellt werden, wenn nämlich die letzten Tests und Zertifizierungen für die TAL-Pipeline abgeschlossen sind. Finanzminister Zbyněk Stanjura (Bürgerdemokraten) informierte in Nelahozeves zudem über die finanzielle Seite des Ausbaus:

„Die Kosten dieser Investition bewegen sich bei etwa 1,6 Milliarden Kronen. Dies lief ohne eine Beteiligung des Staatshaushaltes ab.“

1,6 Milliarden Kronen sind umgerechnet 63 Millionen Euro, und aufgekommen ist dafür allein das Unternehmen Mero ČR.

Im Zusammenhang mit den Ölpipelines wurde am Dienstag auch betont, dass Tschechien bereits unabhängig von Erdgas aus Russland sei. Seit Jahresbeginn würden keine Lieferungen mehr von dort bezogen, hieß es. Premier Fiala führte dies im Interview für das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen (ČT) als gelungenes Praxisbeispiel an:

„Wir haben vorher gehört, dass die Abkehr von russischem Gas unvorteilhaft sein werde, dass es zu wenig Gas geben und was das alles kosten werde. Nichts davon ist eingetreten. Schon heute sind wir unabhängig von russischem Gas. Die Lieferungen aus Richtung Westen reichen für Tschechien aus, und auf die Preise hat das keinen Einfluss. Das Gleiche gilt für das Erdöl. In der Praxis werden das die Kunden gar nicht spüren.“

Schon jetzt seien die Preise für Treibstoffe in Tschechien mit die niedrigsten in ganz Europa, fügte der Premier hinzu. Und er betonte, dass der russische Präsident Wladimir Putin dies nun durch willkürliche Lieferstopps oder Preiserhöhungen nicht mehr beeinflussen könne.

Das Ausbau-Projekt TAL-Plus hatte die tschechische Regierung im November 2022 beschlossen. Es war eine Reaktion auf den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine. Seitdem habe Putin die Rohstoffe als Waffe benutzt und Tschechien damit einem großen Risiko ausgesetzt, begründet Fiala die Energiepolitik seiner Regierung. Die Nutzung von TAL bedeute nun mehr Sicherheit und Stabilität für die hiesige Bevölkerung, so der Premier in dem Interview.

Autoren: Daniela Honigmann , Laura Hájková | Quellen: Český rozhlas , Česká televize
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