Obdachlos im Winter: Prag bereitet Notunterkünfte vor
Der Winter war bislang mild, nun allerdings steht Dauerfrost bevor mit Minusgraden im zweistelligen Bereich. Für Menschen ohne Dach über dem Kopf kann der Kälteeinbruch lebensbedrohlich sein. Für die Obdachlosenunterkünfte in Prag gelten deshalb ab sofort besondere Regeln – auch die Errichtung von Zeltlagern ist möglich.
„Normalerweise stellen wir Betten für etwa 400 Obdachlose bereit. Nun haben wir zusätzliche Nachtasyle geschaffen, mit einer Kapazität von 200 Betten. Außerdem haben wir zwei niederschwellige Tageszentren für die Nacht geöffnet und auch den Zugang zu niederschwelligen Nachtasylen erleichtert.“
Sozialarbeiter wie auch die Polizei informieren die Obdachlosen verstärkt über das Angebot. Wegen der Kälte ist das üblicherweise geltende Alkoholverbot in den Unterkünften mehr oder weniger aufgehoben, in der Regel ist die Übernachtung umsonst. Auch für das sonst kostenpflichtige Moldauschiff Hermes, das von einer Hilfsorganisation betrieben wird und seit 2007 als Obdachlosenunterkunft dient, tritt nun eine Sonderregelung in Kraft.„Bislang muss dort noch ein Beitrag von 20 Kronen gezahlt werden, doch ab Freitag werden wir die Gebühr nicht mehr verlangen.“
In der Vergangenheit gab es Kritik, dass die Obdachlosen alleingelassen würden in der tschechischen Hauptstadt. Vor drei Jahren erfroren über 20 Menschen in den Wintermonaten. Nach den zuletzt relativ milden Wintern sei man in diesem Jahr vorbereitet auf die kalten Tage, sagt Tomáš Ján:„Im schlimmsten Fall könnten wir noch Zelte aufbauen, zunächst einmal in der Nähe des Hauptbahnhofs mit 50 Schafplätzen. Und dann wäre noch ein großes Zelt möglich, das wahrscheinlich auf der Moldauinsel Na Štvanici seinen Platz finden würde. Damit würde die Kapazität nochmal um 150 Plätze erweitert.“
Insgesamt stünden dann knapp 1100 Schlafplätze zur Verfügung – also bei weitem nicht genug für alle Obdachlosen in der tschechischen Hauptstadt. Nach Aussage von Tomáš Ján sei eine Komplettversorgung allerdings nicht möglich:„Wir können nur denjenigen helfen, die daran ein Interesse haben. Es gibt unter den Obdachlosen auch Menschen, die Hilfen ablehnen, die das Leben auf der Straße als ihren Lebensstil begreifen und das auch nicht ändern wollen.“
Eine andere Gruppe bleibt jedoch ausgeschlossen vom Angebot der Stadt und der Hilfsorganisationen: Obdachlose mit Hunden oder anderen Vierbeinern dürfen in den Notunterkünften nicht übernachten.