Oberster Polizist Prags wegen Korruption verurteilt
Ziemlich genau vor einem Jahr verhafteten Ermittler der Staatspolizei in Prag einen hochrangigen Kollegen. Vladimír Kotrouš war Chef der Prager Stadtpolizei. Er wurde verdächtigt, Bestechungsgelder angenommen zu haben, bei der Festnahme auf einer Prager Schnellstraße hatte er umgerechnet 6000 Euro in bar bei sich. Am Donnerstag hat ein Gericht das Urteil gesprochen: Kotrouš muss für sechs Jahre hinter Gitter.
„Ja, ich habe von Herrn Jíš Bargeld angenommen. Ich habe es bekommen, um ihm bei der Ausschreibung des Auftrags einen Vorteil zu verschaffen. Auch wenn ich gewusst habe, dass ich ihm dies gar nicht erfüllen konnte.“
Der letzte Satz von Kotrouš` Aussage ist wichtig: Denn damit beruft er sich auf Betrug und nicht auf den Straftatbestand der Korruption. Er habe das Auswahlverfahren weder beeinflussen können noch wollen, es sei ihm nur um das Geld des Autoservice-Betreibers Jíš gegangen, so der ehemalige Polizist.
Diese Aussage hat Staatsanwältin Jana Hercogová nicht überzeugt. Ihrer Meinung nach ist dies lediglich eine Schutzbehauptung:„Der Angeklagte musste irgendwie die 150.000 Kronen in bar erklären, die er bei seiner Festnahme dabei hatte. Er hat sich nun in seiner Erklärung lieber zum Betrug bekannt.“
Kotrouš begründete seinen Betrugsversuch mit einer komplizierten Familiensituation. Seine Frau hatte Schulden und eine der Töchter sei schwanger gewesen. Der Vorsitzende des Strafgerichts glaubte seiner Verteidigung allerdings nicht. Er folgte in seinem Urteil der Staatsanwaltschaft. Sie hatte im Verfahren behauptet, Kotrouš habe von dem Autoservice-Betreiber regelmäßige Zahlungen gefordert und bereits höhere Summen angenommen. Richter Kamil Kydalka:
„Er hat Bestechungsgelder gefordert, das ist eindeutig. Er hat diese Tat mit Blick auf seine Vollmachten im Sinne des Strafgesetzbuchs als Amtsperson verübt. Und er hatte im Sinn, sich einen Vorteil zu verschaffen, einen Vorteil von mehr als 500.000 Kronen.“Das Gericht verhängte eine Haftstrafe von sechs Jahren gegen Kotrouš – im Vergleich eine geringe Strafe. Das maximale Strafmaß beträgt zwölf Jahre. Daneben verbot das Gericht Kotrouš für zehn Jahre, eine Position bei der Staats- oder Stadtpolizei anzunehmen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, beide Seiten können Berufung gegen die Entscheidung einlegen. Kotrouš selbst wollte bisher keine Stellung abgeben.