"Ökologie" mit Vaclav Klaus
Der dramatische UN-Klimabericht über die Folgen der Erderwärmung oder Al Gores Buch und Film "Eine unbequeme Wahrheit" haben einen Gegenentwurf bekommen. Und zwar durch den tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus. Am Mittwoch stellte der studierte Ökonom sein Buch "Der blaue und nicht der grüne Planet" vor. Untertitel: "Was ist bedroht, das Klima oder die Freiheit?". Die Präsentation im Prager Cafe Slavia wurde von einer Protestaktion der Umweltorganisation Greenpeace begleitet.
In seinem neuen Werk bläst Vaclav Klaus zum Kampf gegen das, was er "Ökologismus" nennt. Gemeint ist der in seinem Verständnis zu einer Art Religion gewordene Eifer, die Erde vor der angeblich drohenden Umweltkatastrophe retten zu wollen. Angeblich. Denn der tschechische Präsident glaubt, dass der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um 0,6 Grad Celsius im vergangenen Jahrhundert kein Grund zur Unruhe ist:
"Ich sehe an dieser Zahl wirklich nichts Bedrohliches. Ich denke, dass ist eine mehr oder weniger natürliche Temperaturschwankung auf der Erde."
Wenn Vaclav Klaus etwas für bedrohlich hält, dann ist es die Ökologie. Klaus bezeichnet sie als neue Ideologie, die den Kommunismus abgelöst habe, aber dieselbe Unfreiheit wolle:
"Dem Thema der Erderwärmung haben sich ganz andere Leute als Wissenschaftler angenommen. Das sind Leute, die eine Welt schaffen wollen, die gefesselt ist durch Vorschriften und Verbote."
Mit seiner Ansicht ist der tschechische Präsident eine Rarität unter den Staatsmännern in Europa, selbst wenn er im Cafe Slavia sogar Beifall erntete. Klimatologen und Umweltschützer, wiederum, sind empört."Die Behauptung des Herrn Präsidenten, dass der Klimaschutz im Gegensatz steht zur menschlichen Freiheit, ist einfach nur absurd", so Jan Rovensky von Greenpeace.
Deswegen präsentierte die Umweltorganisation bei ihrer Protestkundgebung eine ironisch gemeinte Fortsetzung von Klaus´ Buch. Titel: "Die Erde ist flach und nicht rund."
Doch das wird Vaclav Klaus sicher nicht zum Umweltpolitiker bekehren. Im Gegenteil, dann eigentlich ist der tschechische Präsident sehr konsistent in seinem Denken. Seit den 90ern verficht er das Konzept einer Marktwirtschaft ohne Adjektive. Nur dass er heute sicher nicht nur das Beiwort "sozial" streichen würde, sondern auch den Zusatz "nachhaltig".