Die bedrohte Freiheit - Präsident Vaclav Klaus vor den UN

Präsident Vaclav Klaus (Foto: CTK)

Joghurt im Glas ist in der so genannten Umweltbilanz nicht unbedingt besser als Joghurt im Plastikbecher. Eine neue sparsame Waschmaschine könnte in ihrer Herstellung - wie wir in den letzten Tagen aus der Zeitung erfahren konnten - wesentlich umweltschädlicher sein, als eine reparierte alte. Und zu guter letzt ist auch Biotreibstoff nicht der Weisheit letzter Schluss, wenn er die ganze Welt antreiben soll. Jede Medaille hat zwei Seiten, könnte man plattitüd-salomonisch sagen. Oder: Es gibt keine allein selig machende Wahrheit.

Präsident Vaclav Klaus  (Foto: CTK)
Und nicht viel aufregender war die Botschaft, welche Präsident Vaclav Klaus zu Beginn dieser Woche vom Rednerpult der UN aus verbreitet hat. Denn Vaclav Klaus ging es nicht darum, über das Klima zu sprechen. Seine Aussagen über den Klimawandel selbst haben ungefähr eine wissenschaftliche Bedeutung wie der Meinungsaustausch vielleicht akademisch gebildeter Familienväter, wenn sie auf dem Spielplatz am Rande des Sandkastens ein wenig vor sich hin politisieren. Das weiß auch Vaclav Klaus und er dürfte nicht weniger überrascht gewesen sein als die meisten seiner Landsleute, dass er nicht nur von US-amerikanischen Kongressabgeordneten um eine Stellungnahme zum Klimawandel gebeten wurde, sondern nun auch von den Vereinten Nationen. Worum geht es den Einladenden und dem Eingeladenen bei diesem Auftritt? Der Klimakonferenz geht es darum, auch den Stimmen jenseits des vermeintlichen Mainstream ein Ohr zu leihen. Vaclav Klaus geht es darum, eben um jeden Preis klar zu machen, dass er nicht Mainstream ist. Und so dürften alle zufrieden sein. Klaus geht es aber noch um etwas anderes. Wenn er "Klimaschutz" sagt, meint er eigentlich "Einschränkung der Freiheit". Klaus spricht von der Freiheit des Einzelnen, von der Freiheit der Wirtschaft und von der Freiheit der Nationalstaaten. Freiheit von supranationalen Verpflichtungen. Dass sich just der Klimaschutz zu etwas auswächst, was - so seine Meinung - die Freiheit bedroht, ist purer Zufall. Und wer liest, was Klaus schreibt, der wird sehen, dass das Klima-Thema nur ein Bausteinchen in seiner allgemeinen Ismen-Kritik ist, die vom "Menschenrechtismus" über "Europäismus" bis hin zum "Ökologismus" reicht. Klaus geht es einfach gehörig auf die Nerven, dass immer einige aufschreien und alle anderen hinterherlaufen, wenn es besonders "pc" ist, also politisch korrekt daherkommt. Wie eben der gläserne Joghurtbecher, die Öko-Waschmaschine oder der Biotreibstoff. Darin könnte man ganz allgemein dem Präsidenten zustimmen.

Dass er aber gerade den Umweltschutz und die Frage nach dem menschlichen Verschulden des Klimawandels zur Projektionsfläche seines eigenen Ismus, nämlich seines demonstrativen Individualismus und "Freiheitismus" heranzieht, ist überflüssig. Es gibt eine starke Lobby gegen den Klimaschutz, wie die Verhandlungen zum Kyoto-Protokoll gezeigt haben. Seine präsidiale Fahne muss der tschechische Präsident Klaus dazu nicht unbedingt auch noch schwenken. Vielleicht reichte es manchmal, wenn er sie in die Sandburg auf einem Prager Spielplatz bohren würde.