Oft gefallen und wieder aufgestanden: Tschechiens Pferderennsport trauert um Filip Minařík

Filip Minařík mit seiner Mutter

Im Alter von 48 Jahren ist am Montag der erfolgreichste tschechische Jockey aller Zeit gestorben: Filip Minařík. Den Großteil seiner Karriere war der Galoppreiter in Deutschland aktiv. Dort wurde er viermal zum Champion gekürt.

Unglaubliche 1769 Pferderennen hat Filip Minařík gewonnen. Am Montag nun ist der erfolgreichste tschechische Jockey gestorben. Der Journalist Martin Cáp war gut mit der Reitlegende befreundet. Im Sport-Sender des Tschechischen Rundfunks sagte er:

„Die Nachricht von Filips Tod wird die tschechische Szene noch lange verarbeiten müssen – genauso wie ich. Filip Minařík war nicht nur eine herausragende Persönlichkeit in der Welt der Derbys und englischen Vollblüter. Er war auch ein sehr herzlicher Mensch.“

Laut Cáp habe Filip Minařík eine Karriere hingelegt, die in Tschechien vergeblich ihresgleichen sucht:

„Er war der einzige tschechisch-stämmige Jockey, der es geschafft hat, sich an die europäische Spitze hochzuarbeiten“, so der Publizist.

Angefangen habe die Laufbahn des gebürtigen Pragers dabei in einfachen Verhältnissen:

Filip Minařík,  Frankie Dettori und Marcel Weiss | Foto: Katja Gerhard,  ČTK / IMAGO sportfotodienst / galoppfoto.de

„Seine Karriere begann auf der Rennbahn in Velká Chuchle im Stall seines Vaters Ferdinand Minařík senior. Filips Laufbahn glich gewissermaßen dem amerikanischen Traum, denn von ganz unten arbeitete er sich bis zum Jockey-Champion von Deutschland hoch.“

In den Jahren 2005, 2011, 2016 und 2017 holte Minařík diesen Titel. Seine Gewinnsumme beläuft sich insgesamt auf über 18 Millionen Euro.

Sein Deutschlanddebüt hatte Minařík 1992 bei einem Amateurrennen. Der Start in dem fremden Land sei dabei nicht leicht gewesen, erinnert sich Cáp:

„Im Pferderennsport spielt Vertrauen eine große Rolle. Wenn ein Jockey für ein internationales Rennen ein Pferd bekommt, muss der Besitzer zu 100 Prozent hinter dem Sportler stehen. Für Filip Minařík war das in den ersten Jahren seiner Karriere ein Hindernis, denn er kam als unbekannter Ausländer aus Osteuropa nach Deutschland. Doch mit der Zeit konnte er sich das Vertrauen erarbeiten.“

Nach den großen Erfolgen kam es 2020 aber zum viel zu frühen Ende von Minaříks hart erarbeiteter Karriere. Bei einem Galopprennen in Mannheim stürzte der Reiter schwer. Später erinnerte er sich für den Youtube-Kanal von Deutscher Galopp an das Ereignis:

„In der Videoaufzeichnung sieht der Sturz so billig aus. Ich bin in meinem Leben oft gefallen, und oft auch spektakulär, aber nie ist etwas passiert. Dies schien einer von den langweiligen Stürzen zu sein, bei dem man denkt, dass der Reiter schnell wieder aufsteht und weitergeht.“

Doch Aufstehen und Weitergehen, das war Minařík diesmal nicht möglich. Über vier Wochen lang lag der Sportler im Koma. Und wenngleich er sich doch wieder aufrappelte – reiten wie früher konnte er anschließend nicht mehr.

Am Montag nun verstarb Filip Minařík im Alter von 48 Jahren. Medienberichten zufolge soll er unter Depressionen gelitten und sich das Leben genommen haben. Er hinterlässt eine Frau und eine Tochter.

Autoren: Ferdinand Hauser , Karel Janů
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