Olympia: Titelverteidiger Svoboda reist mit viel Zuversicht in Rio an
Bis zur Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro sind es nur noch elf Tage. Für alle Sportler, die für das große Fest des Weltsports nominiert wurden, beginnt nun bereits die heiße Phase ihrer Wettkampfvorbereitung: die Anreise in die Olympiastadt nebst Akklimatisierung und Vor-Ort-Training. Anreisen werden auch 106 Olympioniken aus Tschechien, darunter vier Goldmedaillengewinner der Spiele von London 2012. Einer von ihnen ist der Moderne Fünfkämpfer David Svoboda. Der Athlet von Dukla Prag fährt mit durchaus guten Chancen nach Rio.
„Die zwei Jahre nach den Spielen in London waren die intensivsten meines Lebens. Mittlerweile ist es weit ruhiger um mich geworden. Es passiert nur noch ab und zu, dass jemand glaubt, mich aus seiner Schulzeit zu kennen, doch insgesamt ist das Interesse an meiner Person sehr zurückgegangen. Und zwar so, dass mich das nicht mehr belastet.“
Svoboda: „Die zwei Jahre nach den Spielen in London waren die intensivsten meines Lebens. Mittlerweile ist es weit ruhiger um mich geworden. Es passiert nur noch ab und zu, dass jemand glaubt, mich aus seiner Schulzeit zu kennen, doch insgesamt ist das Interesse an meiner Person sehr zurückgegangen.“
David Svoboda musste sich daran gewöhnen, dass der Ruhm des Olympiasieges im Nachgang auch viel Energie kostet. Er erfüllte unzählige Wünsche nach Autogrammen und gemeinsamen Fotos. Svoboda lernte jedoch, die Zahl der Autogrammstunden zu beschränken oder sie aber dort zu veranstalten, wo der Trubel nicht zu groß ist. Seine Mutter Dagmar, die David von jeher unterstützt, hat derweil eine ganz andere Beobachtung gemacht:
„David hat den ganzen Trubel inzwischen gut weggesteckt. Ein Mann sagte mir jedoch eines Tages, dass ihm Davids Erfolg finanziell geholfen habe. Ich habe über diese Worte nachgedacht und festgestellt, wie viele Leute im erstem halben Jahr nach seinem Olympiasieg an ihm verdient haben. Im Internet wurden Fotos von ihm für Geld angeboten. Ich habe mir aber gesagt, dass David von selbst darauf kommen wird und sich nicht mehr mit jedem fotografieren lässt.“
Aber nicht nur dies hat Fünfkämpfer Svoboda sehr schnell beherzigt. Als Spitzensportler weiß er nur zu gut, dass die Konkurrenz nicht schläft. Daher hätte auch jede weitere Autogrammstunde anstelle einer Trainingseinheit den Stillstand bedeutet. Sein täglicher Arbeitsplatz ist schon längst wieder die Sportstätte des Prager Vereins Dukla, wo er bis auf das Reiten für all seine Disziplinen trainiert.
Der Trainer, der ihn im Fechten unterrichtet, ist Jiří Adam. Der 65-Jährige war früher selbst ein sehr guter Fechter und Mehrkämpfer. Sein größter Erfolg war die olympische Silbermedaille von 1976 im Mannschaftswettbewerb des Modernen Fünfkampfes. Adam genießt eine große Autorität, auf seinen Schützling Svoboda hält er jedoch nicht minder große Stücke:„Ich erinnere mich noch genau an die Zeit, als David noch Junior war. Morgens beim Frühstück erklärte er, dass er den anstehenden Wettkampf eigentlich gewinnen sollte – und dann gewann er ihn auch! Er ist wirklich der Typ Champion und kein Wichtigtuer.“
Die zweite Person, die Svoboda seit Jahren sehr nah steht und ihm im Training wie bei den Wettkämpfen begleitet, ist Jakub Kučera, der tschechische Nationaltrainer für den Modernen Fünfkampf. Kučera schätzt die offene und respektvolle Zusammenarbeit mit Svoboda:
Adam: „Ich erinnere mich noch genau an die Zeit, als David noch Junior war. Morgens beim Frühstück erklärte er, dass er den anstehenden Wettkampf eigentlich gewinnen sollte – und dann gewann er ihn auch!“
„Wir arbeiten schon zehn Jahre zusammen, und das täglich außer sonntags mehrere Stunden lang. Da ist es doch normal, dass man nicht immer derselben Meinung ist. Doch dass wir uns dabei schon einmal so richtig gestritten hätten, das gab es nicht. Ich denke, unser Vorzug liegt darin, dass wir beide in der Lage sind, uns offen und ehrlich die Meinung zu sagen.“
Das Training in Prag allein aber macht aus David Svoboda noch längst nicht den Top-Athleten, der er heute ist. Um der Weltspitze längerfristig angehören zu können, muss man auch von anderen lernen. Oder man sollte die Trainings- und Wettkampfstätten nutzen, die einem für die eigene Entwicklung von Nutzen sind. Wie beispielsweise das Olympiazentrum im US-Bundesstaat Colorado. Dort hat Svoboda im vorolympischen Jahr gemeinsam mit dem amerikanischen Team trainiert. Dies hatte indes noch einen zweiten Grund, so Svoboda:
„Das Olympiazentrum ist sehr hoch gelegen, und diese Höhe über dem Meeresspiegel wirkt hervorragend auf die Sauerstoffzufuhr im Organismus. Das ist ein grundlegendes Element zur Leistungsförderung für einen Spitzensportler. Und das hilft auch mir.“Doch nicht nur die Lage von Colorado erweist sich als leistungsfördernd, auch das Training dort war sehr intensiv. Im Fechten wurde Svoboda unter anderem von Weston „Seth“ Kelsey betreut, der 2012 mit dem US-Team Mannschaftsweltmeister im Degenfechten wurde und bei den Olympischen Spielen in London als Vierter des Einzelwettbewerbs nur knapp an einer Medaille vorbeischrammte. Auch Kelsey war von Svobodas Potenzial beeindruckt. Wenn der heute 31-jährige Prager nicht Fünfkämpfer wäre, so könnte er auch im Fechten eine international gute Rolle spielen, so Kelsey. Svoboda gehöre zweifellos zu den Top 100 in dieser Sportart. Ganz gewiss liegt das auch daran, dass der Tscheche selbst in Colorado jede Minute nutzte, um zu trainieren – und sei es mit einer Frau als sportlicher Übungspartnerin:
„Einen kleinen Unterschied gibt schon, denn ich kann natürlich nicht so aggressiv zur Sache gehen, wenn ich gegen eine Frau fechte anstatt gegen einen Mann. Auf der anderen Seite ist das Schöne an dieser Sportart, dass es bei ihr keinen direkten Körperkontakt gibt. Deswegen können sich ohne weiteres auch Frauen und Männer oder ältere Herren und Kinder im Gefecht gegenüberstehen, wenn sie in etwa das gleiche Leistungsniveau haben. Und ich habe gemerkt: Einige der Frauen waren sehr geschickt, das Training mit ihnen war also keine verlorene Zeit.“ Und Zeit, um sich auf die Spiele von Rio optimal vorzubereiten, hatte Svoboda genügend. Während andere Sportler bis weit in das laufende Jahr hinein darum kämpfen mussten, um die erforderliche Olympianorm zu erfüllen, stand Svobodas erneute Teilnahme bei Olympia schon seit dem vergangenen Jahr fest. Bei den Europameisterschaften im britischen Bath belegte er den vierten Platz, was ihm gleichzeitig das Ticket nach Rio bescherte. Neben seinem Olympiasieg in London gewann Svoboda zudem 2009 eine Gold- und zwei Silbermedaillen bei der WM in England. Großbritannien ist also ein gutes Pflaster für ihn. Und auch an die Austragungsstätte der vorjährigen EM hat er gute Erinnerungen:
Svoboda: „Als ich mir den Modernen Fünfkampf als Sportart für eine aktive Karriere ausgesucht habe, war ich schon 16 Jahre alt. Ich wusste also genau, was ich wollte, und habe entsprechende Prioritäten gesetzt. Mein Ziel war es nicht, Multimillionär oder der berühmteste Sportler zu werden.“
„Ausgerechnet dort an der Universität Bath habe ich zuvor schon einmal einen Wettkampf bestritten. Das ist schon etliche Jahre her, doch ich weiß noch, dass ich damals gerade erst so richtig bei den Senioren Fuß gefasst habe. Es war ein Wettkampf der offenen britischen Meisterschaften. Er verlief großartig für mich: Ich wurde Zweiter und habe daran natürlich schöne Erinnerungen.“
Als Moderner Fünfkämpfer steht Svoboda indes nicht so sehr im internationalen Rampenlicht wie ein hervorragender Leichtathlet oder Tennisspieler. Das aber macht ihm gar nichts aus. Im Gegenteil, der Athlet aus Prag hat seinen Sport ganz bewusst gewählt:
„Als ich mir den Modernen Fünfkampf als Sportart für eine aktive Karriere ausgesucht habe, war ich schon 16 Jahre alt. Ich wusste also genau, was ich wollte, und habe entsprechende Prioritäten gesetzt. Mein Ziel war es nicht, Multimillionär oder der berühmteste Sportler zu werden. Ich wollte vielmehr einen Sport betreiben, der mir Spaß macht und bei dem ich eine reelle Chance auf Erfolg habe. Für mich hängt das miteinander zusammen: Wenn man erfolgreich ist, hat man noch mehr Spaß daran.“
Zu den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro reist David Svoboda also auch mit seiner ihm eigenen Philosophie an, sich mit dem Erfolg auch die Motivation für künftige Aufgaben zu holen. Seine Fans in Tschechien sind sich daher sicher: David wird sie in Rio bestimmt nicht enttäuschen.