Oper auf dem Dorfplatz, Schauspiel auf dem Schiff: Südböhmisches Theater lädt zu neuem Festival ein
Das Südböhmische Theater aus České Budějovice / Budweis hat am Donnerstag in Prag zwei seiner Festivals vorgestellt.
Die Theaterleute aus Budweis haben ein neues Festival ins Leben gerufen. Auf Tschechisch heißt es „Jižní svéráz“. Das Besondere daran sind Inszenierungen, die ortsspezifisch sein sollen, in der Fachsprache heißt das „site specific“. Die nullte Auflage dieses Theaterfestes findet ab Mai an unterschiedlichen Orten Südböhmens statt.
Martina Schlegelová leitet das Südböhmische Theater. Als sie über die Gründe für die Entstehung des neuen Festivals sprach, merkte sie im Scherz an, dass das Budweiser Theater eigentlich über kein eigenes entsprechendes großes Gebäude verfüge. Und gegenüber Radio Prag International fügte die Theaterdirektorin hinzu:
„Natürlich haben wir für das Festival auch andere Gründe. Wir haben darüber lange nachgedacht, welches Theaterfestival in Tschechien fehlt. Wir hatten das Gefühl, dass immersive und Site-Specific-Formen interessant und beim Publikum sehr beliebt sind. Trotzdem gibt es hierzulande kein Festival, bei dem diese Theaterformen im Fokus stehen würden. Das neue Festival soll sich auf das Site-Specific-, das Immersive und das Open-Air-Theater konzentrieren.“
Beim Site-Specific-Theater entstehen die Inszenierungen für einen Raum außerhalb des klassischen Theaters. Beim Immersiven Theater wird die Bühne vom Publikum nicht getrennt, sondern die Zuschauer beteiligen sich interaktiv an der Inszenierung. Mit der Gründung eines neuen Theaterfestivals dachte Martina Schlegelová mit ihrem Team schon an 2028, denn dann ist Budweis Europäische Kulturhauptstadt des Jahres.
„Es soll eines der wichtigsten Projekte der Europäischen Kulturhauptstadt sein. In diesem Jahr wird das Festival zum ersten Mal veranstaltet, und wir wollen es danach als Biennale weiterführen. Aber schon jetzt bereiten wir das Programm für 2026 vor.“
Das Festival wird am 17. Mai mit einer Inszenierung mit dem Titel „Die südböhmische Odyssee“ eröffnet, die Handlung spielt dabei auf einem Schiff. Weitere Theatervorstellungen finden beispielsweise in der Brauerei Samson, auf Schloss Třeboň / Wittingau oder im Schlossgarten von Český Krumlov / Krumau statt. Es gibt mehrere Inszenierungen, die auch für Ausländer spannend sein könnten, bei denen die sprachliche Barriere keine Rolle spielt. Martina Schlegelová nennt ein Beispiel:
„In Holašovice wird Smetanas Oper ,Die verkaufte Braut‘ gespielt. Holašovice ist ein Dorf, das auf der Unesco-Welterbeliste steht. Die Inszenierung ist sehr traditionell, aber auch immersiv, weil das Publikum die Chance hat, zu sehen, was es im Dorf Neues gibt. Die Vorstellung ist sehr lustig und für die ganze Familie gedacht, die Kinder dürften begeistert sein.“
Die Theaterdirektorin macht des Weiteren auf die Ballettvorstellung über Egon Schiele aufmerksam, die im Schlossgarten in Krumau aufgeführt wird. Zudem empfiehlt sie die Vorstellungen des Theaters Continuo, das mit einigen Performern im alten Postgebäude neben dem Bahnhof in Budweis spielen wird.
Neben dem neuen Theaterfest findet bereits zum 5. Mal das Festival „Jižní spojka“ statt. In seinem Rahmen gastiert das Südböhmische Theater in den nächsten Wochen auf fünf Prager Theaterbühnen.
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