Corona: Theaterdirektor will Mitarbeiter mit Geld zum Impfen motivieren

Die Corona-Pandemie und ihre Folgen ziehen sich durch alle gesellschaftlichen Bereiche. Neben Restaurants und Hotels sind davon besonders Kultur- und Sportveranstaltungen betroffen. Und das nicht nur wegen der vom Staat verordneten Beschränkung der Besucherzahl.

Lukáš Průdek | Foto:  Tschechisches Fernsehen

Die Tschaikowski-Oper „Eugen Onegin“ feierte am 1. Oktober Premiere im Südböhmischen Theater in České Budějovice / Budweis. Sie fand beim Publikum großen Anklang. Trotzdem wurden später einige der weiteren Aufführungen gestrichen. Bei Ballett- und Theatervorstellungen sei es ähnlich gewesen, sagt Theaterdirektor Lukáš Průdek:

„Von Saisonbeginn bis heute mussten 23 Vorstellungen von uns abgesagt werden – in erster Linie wegen des Coronavirus.“

Südböhmisches Theater in České Budějovice | Foto: Filip Víšek,  Tschechischer Rundfunk

Das Virus hatte direkt wie indirekt Einfluss auf das Personal. Orchestermitglieder und Theaterschaffende, die an Covid-19 erkrankt waren, blieben zu Hause. Ebenso diejenigen, die nicht gegen Corona geimpft sind. Und noch eine andere Verordnung beeinträchtigt den Theaterbetrieb, so Direktor Průdek:

„Laut Vorschrift müssen unsere Angestellten sich regelmäßig einem PCR-Test unterziehen. Ehe sie aber das Ergebnis erfahren, vergehen einige Tage, und uns bleibt nichts anderes übrig, als die Vorstellung abzusagen.“

Deswegen versucht Průdek mittlerweile, die Angestellten des Theaters durch einen finanziellen Anreiz zum Impfen zu motivieren. So bekommt jeder, der sich immunisieren lässt, 2000 Kronen (79 Euro) extra. Diese Summe wird aber auch an jene ausgezahlt, die im zurückliegenden halben Jahr von Covid-19 genesen sind oder aber eine Bescheinigung vorlegen, dass sie aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können. Als Direktor des Theaters könne er niemanden dazu zwingen, sich impfen zu lassen. Das erlaube weder das Gesetz noch seine eigene Überzeugung, betont Průdek. Neben dem Geld hat er aber auch noch eine Botschaft an seine Mitarbeiter:

Orchester des Südböhmischen Theaters | Foto: Andrea Poláková,  Tschechischer Rundfunk

„Ich versuche die Kollegen von der Notwendigkeit der Impfung zu überzeugen, weil ich denke, dass einerseits zunächst jeder für sich selbst verantwortlich ist, aber es in der jetzigen Lage auch um die gesellschaftliche Verantwortung geht. Das heißt, man ist nicht nur sich selbst gegenüber verantwortlich, sondern ebenso gegenüber seinen Kollegen sowie allgemein der Gesellschaft, deren Teil ein jeder von uns ist.“

Die Initiative des Theaterdirektors stößt auf unterschiedliche Resonanz. Der Violoncellist Petr Štochl gehört zu den 68 Prozent der Beschäftigten des Theaters, die geimpft sind.

Petr Štochl | Foto: Südböhmisches Theater

„Die Leute sollten sich auch ohne den finanziellen Anreiz impfen lassen. Aber jeder, der sich wegen des Geldes impfen lässt, ist wichtig. Denn es ist einfach kontraproduktiv, wenn wir Proben haben, diese aber zu nichts führen, weil wir aus Personalmangel nicht auftreten können.“

Es gibt jedoch Mitarbeiter, die eine Impfung weiter ablehnen. Zu ihnen gehört Trompeter Jiří Zikmund. Seiner Meinung nach sollte die Impfung nicht aufgrund einer finanziellen Motivation erfolgen, sondern auf Basis der eigenen Entscheidung:

„Fortwährend warte ich darauf, bis der Staat entscheidet, ob er eine Impfpflicht einführt oder nicht. Und wenn es die Möglichkeit gibt, sich nicht impfen lassen zu müssen, würde ich gern davon Gebrauch machen.“

Das Südböhmische Theater hat wegen der Absage von Vorstellungen in diesem Jahr schon mehrere Hunderttausend Kronen an Verlusten gemacht. Noch schwerwiegender aber wäre, wenn in Zukunft auch noch die Zuschauer ausbleiben würden, befürchtet Theaterdirektor Průdek.

Autoren: Anna-Lotta Liss , Jitka Cibulová Vokatá
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