Immersive Aufführung im Kloster und Dornröschen im Schlossgarten – Pläne des Südböhmischen Theaters

Drehbarer Zuschauerraum in Český Krumlov
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Das Südböhmische Theater aus České Budějovice / Budweis hat vor einigen Tagen in Prag seine Pläne für die kommenden Monate und vor allem für die Sommersaison vorgestellt. Das Schauspiel-, das Ballett- sowie das Opernensemble treten in den Sommermonaten traditionell auf der Bühne mit drehbarem Zuschauerraum in Český Krumlov / Krumau auf. Zudem wurde das Programm des bevorstehenden Festivals „Jižní spojka“ präsentiert. Martina Schneibergová war dabei und hat mit der Theaterdirektorin, Martina Schlegelová, und mit dem Leiter des Ballettensembles des Theaters, Lukáš Slavický, gesprochen.

Frau Schlegelová, Sie leiten seit der vergangenen Spielzeit das Südböhmische Theater. Wie war Ihre erste Saison in Budweis?

Martina Schlegelová | Foto: Andrea Poláková,  Tschechischer Rundfunk

„Ich war sehr glücklich, denn es kamen sehr viele Zuschauer in unser Theater. Wir haben sogar eine Rekordzahl von Besuchern verzeichnet: im Sommer über 60.000 Zuschauer und im Winter dieselbe Zahl. Ich war wirklich begeistert.“

Meinen Sie mit der Sommersaison die Bühne mit dem drehbaren Zuschauerraum in Krumau?

„Ja schon, aber nicht nur, da wir auch weitere Theaterprojekte haben, und zwar außer Krumau beispielsweise in Holašovice.“

Foto: Andrea Poláková,  Tschechischer Rundfunk

In der Unesco-Gemeinde fanden einige Vorstellungen der nullten Auflage des Festivals „Jižní svéráz“ statt. Wird das Festival mit den sogenannten Site specific, also ortspezifischen Inszenierungen als Biennale organisiert?

„Ja, die nächste Auflage findet 2026 statt. Das Festival ist auch eine wichtige Veranstaltung im Programm, das die Stadt Budweis für das Jahr 2028 zusammenstellt. Denn Budweis ist dann Europäische Kulturhauptstadt.“

In den nächsten Tagen präsentiert sich das Südböhmische Theater mit einigen Vorstellungen in Prag. Wie suchen Sie die Produktionen aus, mit denen das Theater in Prag gastiert?

„Es ist immer das Beste der vergangenen Saison. Von jedem unserer Ensembles suchen wir ein oder zwei Beispiele an Inszenierungen aus.“

Die Bühne mit dem drehbaren Zuschauerraum in Krumau ist jedes Jahr ein Touristenmagnet. Gibt es dort in diesem Jahr eine Premiere?

„In diesem Jahr bereiten wir nur eine Premiere für die dortige Freilichtbühne vor. Es ist sozusagen eine Vorstellung für die ganze Familie. Wir führen dort ein Musical mit dem Titel ,Herkules‘ auf, das über die Abenteuer des griechischen Helden erzählt.“

Besonders erfolgreich war in den letzten Jahren die Inszenierung von Händels Oratorium „Messiah“, die auch vom Tschechischen Fernsehen aufgezeichnet wurde. Wird es weiterhin aufgeführt?

„Ja, es ist jedoch die letzte Saison, in der dort das Oratorium gespielt wird. Das Publikum hat die einzigartige Möglichkeit, es live zu erleben. Sonst gibt es die Aufnahme von ,Messiah‘, die in der Zusammenarbeit des Tschechischen Fernsehens und der Unitel entstand. Diese feierte Erfolg in vielen Ländern, darunter in Japan und Kanada.“

Das Opernensemble aus Budweis studiert derzeit eine neue Inszenierung ein, jedoch nicht für die Bühne in Krumau. Wo wird sie aufgeführt?

Adam Václav Michna z Otradovic: Loutna česká | Quelle: Südböhmisches Theater

„Sie wird im Minoriten-Kloster in Jindřichův Hradec gespielt. Das Publikum hat dort die Möglichkeit, das Werk ,Loutna česká‘ (auf deutsch etwa ,Böhmische Laute‘) von Adam Michna z Otradovic zu sehen. Es wurde noch nie auf einer Bühne aufgeführt. Die Zuschauer können sich durch die Klosterräumlichkeiten unter den Sängern und Musikern bewegen. Das heißt es ist immersives Theater, also eine Aufführung, bei der es keine Trennung zwischen dem Zuschauerraum und der Bühne gibt.“

Haben Sie das Programm der Oper und des Balletts aus Budweis auch im Ausland vorgestellt?

„Ja, das machen wir jedes Jahr. Zuletzt waren wir in Linz und haben dort unsere Opern- und Ballettproduktionen präsentiert.“


Herr Slavický, welche Ballettvorstellungen werden im Sommer in Krumau aufgeführt?

Lukáš Slavický | Foto: aus dem Archiv von Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Wir haben uns für eine Wiederaufnahme des Balletts ,Dornröschen‘ entschieden. Es ist eine Vorstellung für Familien mit Kindern sowie für Klassik-Liebhaber. Ich denke, dass ,Dornröschen‘ sehr gut auf die Freilichtbühne passt, denn der Garten und vor allem das Schloss Bellaria sind wie für dieses Stück geschaffen. Insgesamt gibt es sechs Vorstellungen. Das Ballettensemble beteiligt sich jedoch auch an der Aufführung von Händels ,Messiah‘ und tritt zudem in den Vorstellungen von Smetanas Oper ,Verkaufte Braut‘ in Holašovice auf sowie in weiteren Produktionen im Südböhmischen Theater in Budweis.“

Studiert das Ballettensemble in den nächsten Monaten ein neues Stück ein?

„Ja, die Choreografin Jana Burkiewiczová hat für uns ein Stück kreiert. Sie ist eine erfolgreiche Vertreterin der Contemporary-Tanzszene in Tschechien. Das Stück heißt ,Für immer schön und jung‘. Ich würde sagen, dass es eher das jüngere Publikum ansprechen wird. Die Choreografie ist sehr dynamisch und enthält viel Energie. Derzeit ist das Stück in der Entstehungsphase. Die Premiere findet am 21. März im Südböhmischen Theater statt. Darauf freue ich mich.“

Wie ist das Interesse für Ballettvorstellungen in Budweis?

Komenský | Foto: Martina Root,  Jihočeské divadlo České Budějovice

„Das ist eine nicht ganz so leichte Frage. Meine Dramaturgie zielt darauf, ein möglichst breites Repertoire zu haben. Wir führen klassische Stücke wie beispielsweise ,Dornröschen‘ auf, aber auch zeitgenössische Choreografien. Im November hatte eine Vorstellung der ,Slawischen Tänze‘ von Antonín Dvořák Premiere. Martin Činták kreierte dabei für unser Ensemble eine neoklassische Choreografie. Und das Stück war ein Volltreffer. Das Kulturhaus Metropol, in dem es 550 Plätze gibt, war bisher immer ausverkauft. Die Gegenwartsstücke werden etwas weniger besucht. Aber ich hoffe, dass das Publikum doch den Weg ins Theater findet.“

Reisen Sie auch zu Gastauftritten?

„Wir treten manchmal in Prag auf. Letztes Jahr feierte die Produktion ‚Tristan und Isolde‘ im Prager Ständetheater einen großen Erfolg. Das Ballett beteiligt sich auch an der Opernvorstellung ,Komenský‘, die am 10. Februar in der Prager Staatsoper gespielt wird. Vielleicht werden wir noch zu Gastspielen in die Slowakei reisen.“

Mit der Oper „Komenský“ von Jan Jirásek gastiert das Südböhmische Theater am Montag, 10. Februar, in der Prager Staatsoper. Die Vorstellung fängt um 19 Uhr an, es gibt noch Restkarten. Mehr über das Programm des Südböhmischen Theaters finden Sie unter: https://www.jihoceskedivadlo.cz/de.

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