Opernpremiere über die Goldjungs von Nagano im Prager Ständetheater
Offensichtlich ein ideales Kulturereignis für weniger konservative Opernliebhaber, denen jedoch der tschechische Nationalsport Nr. 1 - das Eishockey - nicht gerade gleichgültig ist. Dies gilt für die Oper "Nagano" des zeitgenössischen tschechischen Komponisten Martin Smolka, die am Donnerstag in Prag ihre Premiere erlebt.
Auf derselben Bühne, auf der einst Mozarts Don Giovanni uraufgeführt wurde, wird das mit Spannung erwartete einzigartige Opernprojekt zu sehen sein. Don Giovanni oder Leporello werden diesmal im Prager Ständetheater durch Opernhelden wie Jaromír Jágr oder Dominik Hasek - also die berühmtesten tschechischen Eishockeystars der letzten Jahre - abgelöst. Das Thema des Musikwerks ist der Sieg der tschechischen Eishockeyauswahl bei den olympischen Spielen in Nagano im Jahre 1998. Nach Meinung der Autoren ist dieses Thema für eine Theaterbearbeitung geeignet, weil der Triumph der "Goldjungs" von Nagano den Alltag in Tschechien bedeutend beeinflusste und landesweit begeisterte Reaktionen hervorrief. Das Libretto der Oper stammt von dem bekannten Theatermacher und Schauspieler Jaroslav Dusek. Den Berührungspunkt zwischen der Oper und dem Eishockey fand er in den Ritualen, die unter den Eishockeyspielern sehr gepflegt werden:
"Dort ist alles immer präzise gegeben, bei der Eröffnung des Spiels kommen die Spieler in einer genauen Reihenfolge auf die Eisfläche, sie haben ihre festen Plätze auch im Bus. Diese werden nicht gewechselt, solange das Team gewinnt. Es schien uns, dass diese rituelle Seite des Hockeys etwas mit dem Theater und der Oper zu tun hat. Aus dem Grund besteht die Oper "Nagano" nicht aus drei Akten, sondern aus drei Ritualen - also drei Dritteln. Im ersten geht es um die Vorbereitung auf das Spiel, im zweiten um das Spiel selbst und im dritten um die Medaillenzeremonie."
Dusek zufolge inspirierte die Schöpfer der Oper außerdem die Masse an Energie, die in einer Eishockeyhalle beim Spiel zum Einsatz kommt. Diese Energie in die Oper zu übertragen, wo die Sänger als Spieler eine große physische Leistung bringen müssen, erschien den Autoren interessant. Der Librettist bezeichnete die Möglichkeit, daraus ein sinnvolles Kunstprojekt zu schaffen, als eine Herausforderung für alle Beteiligten. Die Zuschauer können mit lustigen bis absurden Szenen und mit leichter Ironie rechnen. So wird die Rolle des Torwarts Dominik Hasek - ähnlich wie es in den alten Opern bei göttlichen Gestalten üblich war - von einem Kontratenor und in Lateinisch gesungen.Über die Auswahl der Hauptdarsteller sagte Regisseur Ondrej Havelka, gesucht habe man nach jungen Sportmännern, die singen können. Dirigent Jan Chalupecký fügte hinzu:"Ich bemühte mich, davon auszugehen, dass die Eishockeyspieler kaum Herren im Rentenalter sein können. Dagegen kann der ehemalige IOC-Präsident Antonio Samaranch von einem erfahrenen Opernsänger dargestellt werden - ähnlich wie der russische Trainer."
Der Begleiter durch die Opernhandlung ist nicht etwa der erwähnte Jágr, sondern der Torwart Hnilicka, der in Nagano als Torwart Nr. 3 gar nicht gespielt hat. Ihre Rollen haben in der Handlung auch Präsident Václav Havel und Schriftsteller Jaroslav Hasek.