Opfer kommunistischer Schauprozesse: Zwei Priester aus Südmähren sollen selig gesprochen werden

Büste von Václav Drbola, foto: OISV, CC BY-SA 4.0

Babice hat nur 200 Einwohner. Dennoch ist das kleine Dorf in Südmähren hierzulande ein Begriff. Der „Fall Babice“ bezeichnet eine Reihe von kommunistischen Schauprozessen in den Jahren 1951 bis 1958. Sie richteten sich gegen die Kirche genauso wie gegen Landwirte und Opponenten der Zwangskollektivierung. 107 Menschen wurden verurteilt, elf davon zum Tode. Zwei der Todesopfer waren die Priester Václav Drbola und Jan Bula – nun hat die Diözese Brünn / Brno ihre Seligsprechung initiiert.

Brünner Kathedrale St. Peter und Paul  (Foto: Benoît Rouzaud)
Mit einem feierlichen Zeremoniell wurde am Samstag in der Brünner Kathedrale St. Peter und Paul der erste Teil des Seligsprechungsprozesses abgeschlossen. Václav Drbola war einst Seelsorger in Babice, Jan Bula im benachbarten Rokytnice nad Rokytnou. Beide wurden 1951 in Jihlava / Iglau zu Hauptdrahtziehern eines Mordes an vier kommunistischen Funktionären stilisiert und zum Tode verurteilt. Rätselhaft ist der Mord, der zum Schauprozess führte, bis heute. So wurde Haupttäter Ladislav Malý lange für einen Agenten der Kommunisten gehalten. Dem Regime aber bot der „Fall Babice“ einen willkommenen Anlass, um gegen die Kirche und gegen Landwirte vorzugehen – im ebenso katholisch wie bäuerlich geprägten Südmähren. Nach der politischen Wende von 1989 wurden sämtliche Opfer der Babice-Prozesse rehabilitiert. Die Initiative für die Seligsprechung der beiden Priester geht nun von der Diözese Brünn aus. Monsignore Karel Orlita war verantwortlich für die erste von zwei Etappen:

Karel Orlita  (rechts). Foto: ČTK
„Dieser erste Teil der Kanonisierung fand in der Diözese statt. Hier wurden alle Zeugen gehört, alle Dokumente gesammelt sowie Archive und andere Quellen erforscht, die mehr Auskunft zu diesem Fall geben können. Es wurde eine eigene Historikerkommission gegründet, auch Theologen haben die Materialen durchgearbeitet. Es ist das Resultat von elf Jahren intensiver Arbeit.“

2004 nahmen die Bemühungen für Jan Bula ihren Anfang, 2011 wurde auch Václav Drbola in den Seligsprechungsprozess aufgenommen. Jan Ružička hat ihr Schicksal für die eigens eingerichtete Historikerkommission untersucht:

Priester Jan Bula  (Foto: Archiv der Pfarrei in Rokytnice nad Rokytnou,  CC BY 3.0)
„Sie wurden zum Tod verurteilt, weil sie Priester waren. Darüber besteht kein Zweifel. Wären sie keine Priester gewesen, hätten sie einfach eine lange Haftstrafe erhalten.“

Die Verfolgung nach den Morden von Babice, sie sollte der Abschreckung dienen. Gerade in Südmähren erschwerten starke antikommunistische Strömungen dem Regime die Durchsetzung der neuen Ordnung. Nach dem Mord von Babice folgten Verhaftungswellen, Zwangskollektivierung und Umsiedlungen. Die kommunistische Führung mit Klement Gottwald an der Spitze beschloss acht Tage nach der Tat sieben Todesurteile und machte die juristische Aufarbeitung zur Farce. Zum damals verantwortlichen Zentralkomitee der Kommunisten gehörte auch Rudolf Slánský, der kurz darauf selbst Opfer eines Schauprozesses wurde. Für die geplante Seligsprechung von Jan Bula und Václav Drbola mussten die Verantwortlichen zum Teil Pionierarbeit leisten, sagt Monsignore Karel Orlita.

Büste von Václav Drbola  (Foto: OISV,  CC BY-SA 4.0)
„Das war von Beginn an nicht einfach. Denn wir haben zu einer Zeit angefangen, als einige Quellen erst langsam zugänglich wurden. Das war eine anspruchsvolle Sache. Nun werden die Akten vorbereitet und gehen nach Rom. an die Kongregation für Heiligsprechungen. Dort werden sie in Anwesenheit des zuständigen Präfekten und weiterer Mitarbeiter der Kongregation feierlich geöffnet. Es wird nachgesehen, ob die Akten die Reise unbeschädigt überstanden haben, und in der Folge werden sie dann eingehend geprüft.“

Fristen für den weiteren Verlauf in Rom gibt es nicht. Die Kirchenleute in Brünn gehen davon aus, dass die Entscheidung über die Seligsprechung von Jan Bula und Václav Drbola frühestens in fünf Jahren fällt.