Festival Mene Tekel: Das Recht im Fokus

Mene Tekel 2021, Ausstellungen in der Prager Ignatius-Kirche

Ausstellungen, Buchpräsentationen, Filmvorstellungen, Lesungen sowie eine Konferenz im Senat des tschechischen Parlaments – dies alles steht auf dem Programm von Mene Tekel, dem internationalen Festival gegen Totalitarismus. Seine 15. Ausgabe wurde am Montag in Prag eröffnet.

Mene Tekel 2021,  Ausstellungen in der Prager Ignatius-Kirche | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Beten wir dafür, dass wir auch so stark sind wie diejenigen, denen die Ausstellungen gewidmet sind“, erklärte Priester František Hylmar. Am Montagabend eröffnete er in der Prager Ignatius-Kirche drei Ausstellungen, die an das Schicksal der Priester Václav Drbola und Jan Bula erinnern. Die beiden Geistlichen wurden 1951 beziehungsweise 1952 nach Schauprozessen durch das kommunistische Regime hingerichtet. Nach 1989 wurden sie, wie andere Opfer der Schauprozesse auch, rehabilitiert.

Es sei nicht die erste Vernissage, die am Montag im Rahmen von Mene Tekel stattgefunden habe, sagte Daniela Řeřichová in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Sie hat gemeinsam mit ihrem Mann das Festival gegen Totalitarismus initiiert.

Mene Tekel 2021,  Ausstellungen in der Prager Ignatius-Kirche | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Bei der ersten Vernissage im Neustädter Rathaus haben wir unter anderem  die Schüler gewürdigt, die am Künstlerwettbewerb zum Thema ,Wege zur Freiheit‘ teilgenommen haben. Das machte uns eine große Freude.“

Neben den Schülerarbeiten sind im Neustädter Rathaus weitere Expositionen zu sehen: Das Museum für Roma-Kultur aus Brno / Brünn präsentiert dort 41 Entwürfe aus der ganzen Welt, die das Resultat eines Architektenwettbewerbs für eine Gedenkstätte in Lety sind. In der Gemeinde bei Písek befand sich während der Besetzung durch die deutschen Nationalsozialisten ein Konzentrationslager für Sinti und Roma.

Mene Tekel 2021,  Ausstellungen in der Prager Ignatius-Kirche | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Im Neustädter Rathaus wird zudem eine Ausstellung mit dem Titel „Der Weg ist frei! Der deutsche Exodus von 1989“ gezeigt. Diese wurde vor zwei Jahren  vom Prager Institut für das Studium totalitärer Regime (ÚSTR) zusammengestellt und dokumentiert das Schicksal der Prager Botschaftsflüchtlinge. Daniela Řeřichová macht zudem auf weitere Veranstaltungen aufmerksam:

Daniela Řeřichová | Foto: Cestou necestou,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0 DEED

„Die Geschichte der Ukraine ist das Thema einer Open-Air-Ausstellung auf dem Karlsplatz. Im Waldstein-Garten wird außerdem in Zusammenarbeit mit der litauischen Botschaft eine Schau mit dem Titel ,Unter fremdem Himmel‘ gezeigt. Diese dokumentiert die Massendeportationen der litauischen Bevölkerung nach Sibirien. Der Eintritt bei allen Festivalveranstaltungen ist frei.“

Řeřichová zufolge sind unter den Festivalbesuchern viele Menschen, die das totalitäre Regime selbst erlebt haben:

„Wir wollen aber auch die jüngeren Generationen ansprechen. Heute arbeiten wir meistens mit Menschen zusammen, die erst nach 1989 geboren sind. Ich finde es wichtig, den Besuchern die neueste Geschichte in verschiedenen Formen näherzubringen. Mene Tekel ist darum ein interdisziplinäres Festival, das Konzerte, Film- und Theatervorstellungen sowie Ausstellungen umfasst. Was die Dramaturgie anbelangt, versuchen wir auch auf aktuelle Ereignisse zu reagieren. Die Corona-Pandemie führte nicht nur dazu, dass das Festival auf den Herbst verschoben wurde. Sie hängt auch mit dem Thema der Freiheit und der Unfreiheit in uns und um uns herum zusammen. Es ist interessant, wie dieses Thema von verschiedenen Generationen wahrgenommen wird.“

Mene Tekel 2021,  Ausstellungen in der Prager Ignatius-Kirche | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Wie jedes Jahr bieten die Organisatoren ein Programm für Schulklassen an. Die Schüler können etwa nach der Vorführung von Studentenfilmen zum Thema Freiheit mit den jungen Regisseuren diskutieren. Im Rahmen des sogenannten „Historischen Labors“ können sie zudem gemeinsam mit Mitarbeitern des Instituts für das Studium totalitärer Regime historische Dokumente analysieren. Des Weiteren wird auch in diesem Jahr eine internationale Konferenz veranstaltet. Sie trägt das Motto „Das Recht auf das Recht“.

Das Festival Mene Tekel findet bis Sonntag an verschiedenen Orten in Prag statt, unter anderem in der Václav-Havel-Bibliothek und im Kino Mat. Der Großteil der Ausstellungen ist noch bis 25. Oktober zu sehen.

Mene Tekel 2021,  Ausstellungen in der Prager Ignatius-Kirche | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International
Autoren: Martina Schneibergová , Josef Kaňka
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