Opferschutz: Fall "Ondra" rüttelt die Politik wach
Die Tschechische Republik lebt schon seit einigen Jahren mit einem ungewöhnlichen Widerspruch: Während junge Straftäter und ihre Identität durch das Gesetz geschützt sind, kann die Öffentlichkeit über minderjährige Opfer von Straftaten nahezu alles erfahren - vom Namen, über den Wohnsitz bis hin zu Details über die Familie. Erst durch den Fall des misshandelten Ondra, ist wieder Bewegung in die Politik gekommen.
Die Vorsitzende des "Regierungsausschusses für die Rechte der Kinder", Eva Vanickova, macht auf den Widerspruch in der tschechischen Gesetzgebung aufmerksam.
"Das Gesetz schützt die Identität und die Privatsphäre junger Straftäter, aber nicht die des Opfers. Hier haben wir es also mit Diskriminierung des kindlichen Opfers gegenüber dem kindlichen oder jugendlichen Straftäter zu tun."
Der Fall des kleinen Ondra hat nun Bewegung in die Sache gebracht. Der Regierungsausschuss ist zusammengetreten. Anvisiert hat man eine Verschärfung der Gesetze zum Opferschutz. Darüber wird Ministerin Stehlikova mit Justizminister Jiri Pospisil in den kommenden Monaten verhandeln:
"Wir rechnen damit, dass derjenige, der das Gesetz nicht einhält und das Foto eines Misshandlungsopfers veröffentlicht, anhand dessen das Opfer identifiziert werden könnte, mit einer Geldstrafe von bis zu 50.000 Kronen bestraft werden kann."Mit einem Verhandlungsergebnis wird frühesten in einem halben Jahr gerechnet. Die Situation soll aber nicht nur durch eine Verschärfung der Gesetzgebung erreicht werden, sondern auch durch eine neue Institution, das so genannte "Nationale Amt für Beschäftigung und Sozialverwaltung". Das soll die Kompetenzen beim Staat bündeln, wie Ministerin Stehlikova erläutert.
"Der Staat wird die Möglichkeit haben, methodisch die Kreise zu lenken, in deren Kompetenz zurzeit noch der Kinderschutz fällt. Der Staat wird diese Angelegenheiten zentral regeln und übernimmt damit eine größere Verantwortung."
In Erwägung gezogen wird auch die Berufung eines Kinderbeauftragten. Dessen Kompetenzen festzulegen, ist allerdings eine Frage von Jahren.