Ostern und die Religion

Foto: Jiří Zatloukal, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Über die Tschechen wird häufig gesagt, sie seien ein Volk von Atheisten. Bis zu einem gewissen Grad stimmt dies auch, doch es gibt viele Gelegenheiten, zu denen sich das tägliche Leben der Tschechen mit religiösen Traditionen verbindet. Zum Beispiel zu Ostern.

Foto: Jana Šustová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Ostern hat, genau so wie Weihnachten und andere bedeutende Feiertage, heidnische Wurzeln. Das Datum, auf das Ostern fällt, deckt sich mit der Tag- und Nachtgleiche im Frühling. Das jüdische Ostern, der Feiertag Pessach, erinnert an die in der Bibel beschriebene Befreiung der Juden aus der ägyptischen Sklaverei und den Einzug ins Gelobte Land. Das christliche Osterfest ist zwar auch mit dem Weg in die Freiheit verbunden, aber eher im spirituellen Sinn einer Befreiung vom Bösen. Es ist mit der Kreuzigung von Jesus Christus verbunden.

Auch wenn alle Christen an dasselbe biblische Ereignis erinnern, unterscheidet sich die Form des Gedenkens. Am markantesten ist der Unterschied zwischen der östlichen und der westlichen christlichen Tradition, also zwischen Katholiken, Protestanten, den Angehörigen der reformierten Kirchen und den orthodoxen Christen. Der Unterschied besteht zum Beispiel im Datum. Während in der westlichen Tradition der Ostersonntag auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond fällt, orientiert sich das östliche Osterfest an den jüdischen Ostern und fällt auf den ersten Sonntag nach dem Pessach-Fest.

Fastenzeit

Kirche in Prag-Lhotka  (Foto: Jana Šustová)

Die Fastenzeit vor Ostern dauert 40 Tage, entsprechend dem Vorbild Jesu, der 40 Naechte in der Wueste verbrachte. Sie endet in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag. Die genaue Fastenzeit haengt vom Oster-Datum ab, sie beginnt aber stets an einem Mittwoch, fruehestens am 8. Februar, spaetestens am 14. Maerz. Diesen Mittwoch bezeichnet man als Aschermittwoch. Volkstuemlich wurde er aber auch als Haesslicher, Schwarzer oder Verrueckter Mittwoch bezeichnet.

Am Aschermittwoch erhalten die Glaeubigen in den katholischen Kirchen das Aschenkreuz aus geweihter Asche. Entsprechend alter Traditionen wird die Asche durch das Verbrennen von Aesten, insbesondere von Weiden, die im Vorjahr am Palmsonntag geweiht wurden, gewonnen. Mit der Asche, die ein alttestamentarisches Symbol der Reuhe und Demut ist, zeichnet der Priester den Glaeubigen ein Kreuz auf die Stirn.

In frueherer Zeit wurde die Fastenzeit streng eingehalten. Es wurde kein Fleisch, Kaese und keine Eier gegessen, keine Milch getrunken, das Brot wurde nicht mit Butter oder Fett bestrichen, es wurde nur Pflanzenoel benutzt, nicht geraucht, kein Alkohol getrunken und kein Tabak geschnupft. Es wurde nur einmal am Tag gegessen, aber nur Obst und Gemuese. Spaeter war das Fasten nicht mehr so streng - es wurden verschiedene Suppen gegessen, wie Bohnen-, Linsen-, Gemuese, Brotteig- oder Kuemmelsuppe. Ausser den Suppen nahm man auch einfache, fleischlose Speisen zu sich wie Hirsebrei, Knoedel mit Pflaumenmus, Kartoffeln mit Milch oder nur Brot mit Sauerkraut. Unseren Vorfahren war wohl bewusst, dass sie zur Winterzeit, wenn sie sich nicht soviel bewegten und auf dem Feld arbeiteten, nicht soviel zu sich nehmen konnten wie sonst. Die Fastenzeit war darum recht gesund und vielleicht koennte sie von uns, die wir die verschiedensten Dieten ausprobieren, wieder entdeckt werden. Ein altes Sprichwort besagt, dass das Fasten noch niemanden verhungern liess.

Maskenzug in České Budějovice  (Foto: Jiří Čondl,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Der Fastenzeit ging allerdings eine Zeit des Ueberflusses voraus, in der traditionell Schweine geschlachtet, Festmaehler veranstaltet und die Zeit des Karnevals gefeiert wurde, waehrend der durch die Strassen und Doerfer Maskenzuege zogen. Dieser Reigen hatte viele Anhaenger, aber auch Kritiker, vor allem aus den Reihen der Ordenspriester. Am haeufigsten und beliebtesten waren die Tiermasken: Baeren, Boecke, Hunde, Schafe, Widder, Schweine, Pferde oder Huehner. Einige Masken hatten traditionelle Rollen, die Baeren zum Beispiel erschreckten stets die kleinen Kinder.

Unter lautem Gesang, Getanze und Gespringe zog der Maskenzug von einem Haus zum anderen. Bei jedem wurden die Teilnehmer bewirtet, sei es mit Essen, vor allem aber mit Getraenken. Der ganze Maskenumzug endete stets in einem Wirtshaus, wo man das Trinken, Essen und Tanzen oftmals bis in den Morgen fortsetzte. Diese Tradition der froehlichen Karnevalsreigen hat sich vor allem im Maehren erhalten, aber auch in Boehmen findet das Volksfest heute immer mehr Anhaenger.

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