Othello ohne Raumanzug

Mehrere Angehörige der Luftlandetruppen gestikulieren leidenschaftlich, offensichtlich die Pläne für eine bevorstehende Kampfoperation schmiedend, bei der es um nichts weniger wichtiges gehen wird, als um die Befreiung von Geiseln. Plötzlich kommt ihnen ihr Vorgesetzter entgegen, der sie mit einer Handbewegung beruhigt und, die Augen in Richtung Himmel gerichtet, irgendwelche Anweisungen erteilt. So habe ich ein Bild in Erinnerung, das jedoch aus keinem zeitgenössischen Action-Film stammt, sondern aus einer älteren Inszenierung von Mozarts Zauberflöte. Wie eben beschrieben hätte ein Unwissender die vorgeführte Handlung deuten können, in der es jedoch um Sarastro und seinen Priesterrat ging.

Im Unterschied zu dieser scheinbar hochaktuellen Mozart-Inszenierung fand ich andere Versuche, eine Oper wieder mal anders aufzuführen, durchaus gelungen. So regte ich mich nicht über die berühmte Aufführung von Smetanas Dalibor im Prager Nationaltheater vor einigen Jahren auf, in der der Chor teilweise an Computern saß. Der Gefängniswärter, der sich üblicherweise im dunklen mittelalterlichen Gewölberaum sitzend über sein trauriges Los beschwert, erinnerte in dieser Inszenierung eher an die Pförtner in unserem Rundfunkgebäude: Er schien sich vor dem Fernsehbildschirm zu vergnügen und bereitete gerade seine Würstchenjause vor.

An diese Bilder erinnere ich mich auch im Zusammenhang mit der vorbereiteten Neuinszenierung von Mozarts Don Giovanni. Diese wird jedoch, wie die Künstler angekündigt haben, sozusagen klassisch und der Atmosphäre des Ständetheaters entsprechend sein. Denn Theodor Pistek, der die Kostüme entworfen hat, bemerkte vor der Premiere, er möge es nicht, wenn Lohengrin Motorrad fährt und Othello einen Raumanzug trägt.