Otokar-Fischer-Preis für germanobohemistische Forschung verliehen
Insgesamt vier Preisträger aus Tschechien und Deutschland sind am Dienstagabend im Prager Goethe-Institut für ihre Publikationen zu bohemistischen und germanobohemistischen Themen ausgezeichnet worden. Der sogenannte Otokar-Fischer-Preis wird vom Institut für Literaturforschung in Prag und dem Adalbert-Stifter-Verein in München vergeben. Die feierliche Überreichung war um mehrere Monate verschoben worden. Radio Prag hat am Rande der Veranstaltung mit der Leiterin des Stifter-Vereins, Zuzana Jürgens, gesprochen.
Der Otokar-Fischer-Preis ist nach dem hervorragenden tschechischen Germanisten und Bohemisten Otokar Fischer benannt. Verliehen wird er für hervorragende germanobohemistische Arbeiten. Was kann man sich unter diesem Begriff vorstellen?
„Germanobohemistik ist tatsächlich ein Begriff, den es noch nicht so lange gibt. Er bezeichnet Arbeiten insbesondere aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich, die sich mit dem deutschen Kulturerbe in den böhmischen Ländern und auch mit den Verflechtungen und Gemeinsamkeiten der deutschen und der tschechischen Kultur und der gemeinsamen Geschichte befassen.“
Der Preis wurde nun zum dritten Mal verliehen. Unmittelbar nach der Gründung handelte es sich um eine Anerkennung für Forscherinnen und Forscher im deutschsprachigen Raum, die sich mit tschechischen Themen beschäftigen. Welche Kategorien gibt es in diesem Jahr?
„Der Preis ist eine Initiative des Instituts für Literaturforschung. Der Adalbert-Stifter-Verein, für den ich spreche, ist ab diesem Jahrgang der Partner. Und wir haben die neue Idee eingebracht, auch tschechischsprachige germanobohemistische Arbeiten auszuzeichnen. Der Preis soll nun alle zwei Jahre verliehen werden, weil es leider in diesem Bereich nicht so viele Publikation gibt, wie wir uns das wünschen würden.“
Das sollte meine nächste Frage sein: Gibt es eigentlich genug Veröffentlichungen und Bücher in diesem Bereich?
„Ja, das war vielleicht ein bisschen voreilig gesagt. Es gibt durchaus Publikationen. Und nicht immer ist eindeutig, welche Arbeit den Preis dann erhält. Auch herausragende Arbeiten erscheinen, aber natürlich ist die Zahl derjenigen eingeschränkt, die sich mit den entsprechenden Themen beschäftigen. Das ergibt sich allein schon daraus, dass man beide Sprachen beherrschen muss: Deutsch und Tschechisch. Eines der Ziele dieses Preises ist aber gerade auch, das Bewusstsein für diesen Bereich zu erhöhen und eben die wissenschaftliche Forschung anzuregen. Und damit ist noch eine dritte Erneuerung verbunden, nämlich dass dieser Preis ab diesem Jahrgang mit 1000 Euro dotiert ist.“
In diesem Jahrgang werden also drei Preise vergeben. An wen und für welche Arbeiten?
„Zum einen ist der deutsche Literaturwissenschaftler Neil Stewart für sein Buch ‚Bohemiens im böhmischen Blätterwald. Die Zeitschrift Moderní revue und die Prager Moderne’ ausgezeichnet worden. Es ist seine Dissertation und eine herausragende Analyse der Moderní revue von ihrem Beginn bis zum Ende. Zum anderen ist es bei den tschechischsprachigen Arbeiten das Buch ‚Paul Gebauer‘ von Ivo Habán und Anna Habánová. Dabei handelt es sich um eine Monographie über diesen Künstler mit sudetendeutschen Wurzeln. Und die Jury hat dieses Jahr einen Sonderpreis verliehen, nämlich für die Herausgabe der gesammelten Werke von Kurt Krolop unter dem Titel ‚Studien zur deutschen Literatur‘, und zwar an den Herausgeber Jiří Stromšík.“
Die Preisverleihung im Prager Goethe-Institut wurde auf Youtube live gestreamt. Diee Video-Aufnahme können Sie sich unter folgendem Link anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=SK94qkeKyYY.
Bereits jetzt können Vorschläge für Publikationen aus den Jahren 2020 und 2021 eingereicht werden – und zwar noch bis Anfang 2022.