Panama Papers: Auch 283 Tschechen werden in den Dokumenten genannt

Foto: ICIJ

Die sogenannten Panama Papers sind seit Montag auch hierzulande ein heiß diskutiertes Thema. Denn in den Dokumenten tauchen die Namen von 283 Tschechen auf, die über die Anwaltskanzlei Mossac Fonseca Offshore-Firmen eingerichtet haben oder deren Aktien besitzen.

Bohuslav Sobotka  (Foto: ČTK)
Der tschechische Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) hat die Enthüllungen über die Briefkastenfirmen begrüßt. Die Panama Papers würden einmal mehr deutlich machen, wie sehr das Karussell von Offshore-Firmen und Steuerparadiesen eine Verhöhnung aller Menschen sei, die ehrlich arbeiteten und Steuern zahlten, so Sobotka. Weil der tschechische Regierungschef zum Zeitpunkt der Enthüllung noch in den USA weilte, teilte er aus der Ferne mit:

„Die Experten von der Abteilung für die Finanzanalyse und das spezialisierte Finanzamt der tschechischen Steuerverwaltung sollten möglichst viele Informationen sammeln, die öffentlich zur Verfügung stehen. Ich bin davon überzeugt, dass sich die Steuerverwaltung damit ausführlich beschäftigen wird.“

Pavla Holcová  (Foto: Prokop Havel,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Der Premier fügte hinzu, er glaube nicht, dass die Enthüllungen einen der Minister seiner Regierung beträfen. Wenn dem aber doch so sein sollte, müsste man darauf unverzüglich reagieren, so Sobotka.

Das Tschechische Zentrum für investigativen Journalismus informierte am Montag darüber, dass sich in den Panama Papers auch die Namen von 283 Tschechen finden. Unter ihnen seien Menschen aus der Solarenergiebranche und aus IT-Firmen, sagt Pavla Holcová. Sie arbeitet im tschechisch-slowakischen Team des Zentrums für investigativen Journalismus.

Foto: ICIJ
„Auf den ersten Blick stehen keine Namen tschechischer oder slowakischer Politiker in den Dokumenten. Trotzdem finden sich dort aber Menschen, die enge Verbindungen zu den Politikern haben. Wir werden diese Spuren weiter verfolgen. Erst dann sehen wir, was alles aus den Dokumenten hervorgeht.“

Bislang wurden in den Medien nur einige Namen tschechischer Milliardäre und Unternehmer veröffentlicht, die in den Panama Papers auftauchen. Pavla Holcová macht darauf aufmerksam, dass es sich jedoch nicht automatisch um illegale Aktivitäten dieser Personen handeln müsse. Eine vollständige Liste von tschechischen Namen aus den Panama Papers wird Holcová mit ihrem Team vermutlich erst Ende April veröffentlichen.

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
„Vorerst möchten wir jeden zweiten oder dritten Tag Informationen über einen Fall aus den Panama Papers veröffentlichen. Wir werden auch mit den Medien zusammenarbeiten.“

Pavla Holcová fügt hinzu, es sei wichtig darauf hinzuweisen, wie die Offshore-Firmen funktionieren. Unternehmer, die Firmen in Steuerparadiesen einrichten, sollen sich dessen bewusst sein, was für einen Eindruck dies auf die Öffentlichkeit macht.

„Zudem möchten wir daran erinnern – und dies ist der globale Gedanke bei diesem Projekt – dass der politische Wille, die Frage anonymer Aktien oder der Steuerparadiese zu lösen, doch nicht so stark ist, wie er sein könnte. Es wäre möglich, diese Fragen viel strenger, härter und intensiver zu lösen.“

Pavla Holcová hält die Whistleblower, dank derer derartige Enthüllungen gemacht werden, für einen wichtigen Bestandteil der Zivilgesellschaft und des Journalismus.

Mehr Informationen zu den Panama Papers auf Tschechisch finden Sie unter www.investigace.cz.