Parlamentswahlen und Präsidentschaftswahlen hängen zusammen
Bei den diesjährigen Parlamentswahlen in Tschechien ist es nicht nur um die Zusammensetzung des Parlaments gegangen. Sowohl in den tschechischen als auch in den ausländischen Medien wurde wiederholt sehr offen darüber gesprochen, dass diesmal an den Wahlurnen auch über weitere sehr wichtige Punkte entschieden wird. Unter diesen steht die Wahl des neuen tschechischen Präsidenten und der EU-Beitritt an erster Stelle.
Präsident Vaclav Havel, der bereits das 13-te Jahr im Amt ist und nicht wiedergewählt werden kann, hatte schon in seiner Neujahrsrede auf die besondere Notwendigkeit hingewiesen, dass die Parteien vor den Parlamentswahlen ihren Kandidaten bekannt geben sollten, um Klarheit zu schaffen. Dies hat jedoch keine der drei großen Parteien getan. Diese Tatsache quittierte Havel mit den Worten:
"In normalen, stabilisierten Verhältnissen wäre es vielleicht nicht notwendig, dass die Parteien ihre Kandidaten schon so früh bekannt geben. Wir leben aber noch nicht in ganz normalen Verhältnissen und ich befürchte, dass die Funktion des Präsidenten zum Bestandteil von fragwürdigen Kabinettsgesprächen wird und für verschiedene Posten in Parlament, Regierung, Verwaltungsräten und staatlichen Institutionen könnte dieses Amt Teil undurchsichtiger Geschäfte werden. Was an sich in einem gewissen Maße in Ordnung wäre. Ich glaube aber, dass die Präsidentenfunktion hinsichtlich ihrer verfassungsrechtlichen Stellung aus diesen Gesprächen ausgeklammert werden sollte."
Die Parteien hätten Havel zufolge ihre Kandidaten öffentlich bekannt geben und so ihre Karten offen auf den Tisch legen sollen, auch wenn sie wissen, dass nach den Wahlen alles anders werden könnte und über den Kandidaten weiter verhandelt werden muss.