Penicillin statt Tai-Chi

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Traditionelle chinesische Heilmethoden sollen in Tschechien nicht mehr von den Krankenkassen finanziert werden.

Foto: Sage Ross,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0
Am Mittwoch signalisierte das Abgeordnetenhaus in Prag: In Tschechien sollte man eher an die Kraft des Penicillin statt an die Wunder der Akupunktur glauben. In erster Lesung stimmten die Parlamentarier für die Streichung der traditionellen chinesischen Medizin als anerkannte Heilmethode. Für beispielsweise Moxibustion und Shiatsu heißt das konkret, dass sie nicht mehr von den Krankenkassen getragen werden sollen.

Genauer gesagt haben die Abgeordneten einen Senatsvorschlag angenommen, der eine Bestimmung der vorhergehenden Regierung rückgängig machen sollte. Damals waren traditionelle Heilmethoden aus Fernost hierzulande mit der westlichen Schulmedizin auf eine Stufe gestellt worden. Die jetzige Entscheidung einer Novelle des Gesetzes zum Gesundheitswesen wird unter anderem von Gesundheitsminister Adam Vojtěch unterstützt.

Adam Vojtěch  (Foto: ČT24)
„Ich habe mit Experten der Ärztekammer debattiert, und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die Haltung der Vorgängerregierung zur chinesischen Medizin nicht sehr glücklich war. Zudem wird diese Art der Medizin an keiner Fakultät in Tschechien unterrichtet, ihr fehlt also jegliche fachliche Legitimation. Das alles soll aber niemanden davon abbringen, entsprechende Therapien zu nutzen. Sie dürfen ja weiterhin praktiziert werden, nur halt außerhalb des bisherigen gesetzlichen Rahmens.“

Gerade deshalb bereitet die Regierung ein neues Gesetz für alternative Heilmethoden vor. Dieses würde auch auf breiten Rückhalt im Parlament stoßen. Der konservative Top-09-Abgeordente und derzeitige Kommunalwahl-Kandidat Vlastimil Válek zum Beispiel hält das für eine gute Idee:

Foto: acupuncturebox,  Pixabay / CC0
„Unter chinesischer Medizin stellen sich die meisten nur Akupunktur vor. Tatsächlich gibt es da aber unzählige Heilmethoden. Deshalb müssen wir den Begriff des Heilers gesetzlich definieren, um die Kunden dieser Praxen ausreichend schützen zu können. Und die chinesische Medizin muss da auf jeden Fall enthalten sein. Ich denke, dass Akupunktur durchaus gut sein kann, vor allem wenn sie von einem Mediziner betrieben wird.“

Auf Kritik stößt die Entscheidung der Abgeordneten beim tschechischen Verband für traditionelle chinesische Medizin. Man habe sich eine andere Haltung der Regierung erhofft, so Verbandssprecherin Miroslava Kuprová:

„Unser Verband fordert eine Finanzierung chinesischer Medizin durch die Krankenkassen, aber ebenso eine regulierte Ausbildung der Therapeuten. Diese müssen nämlich entsprechend qualifiziert werden, damit die Therapiemethoden sicher angewendet werden können.“

Hana Aulická Jirovcová  (Foto: Archiv des Abgeordnetenhauses des Parlaments der Tschechischen Republik)
Im Parlament hat die traditionelle Medizin aus Fernost aber auch ihre Unterstützer. Beispielsweise Hana Aulická Jirovcová von den Kommunisten, die ebenfalls beim Urnengang am Wochenende zur Wahl steht, hätte den bisherigen Status gerne beibehalten:

„Natürlich muss das Patientenwohl immer an erster Stelle stehen. Diese Art von Medizin ist sehr hochwertig und da gibt es keine Experimente. Das auf keinen Fall. Hier gibt es einen Dialog von Heilmethoden aus der ganzen Welt, und gerade deshalb sollte die chinesische Medizin bei uns anerkannt sein.“

Abgesehen von den Passagen zur fernöstlichen Medizin beinhaltet die Gesetzesnovelle noch weitere Änderungen im Gesundheitsbereich. Unter anderem sollen die Regeln für die Anerkennung von Ärzte-Diplomen aus dem Ausland strenger werden und sich die Finanzierung von medizinischen Hilfsmitteln ändern.