Personalkarussell bei Verteidigungsministerium und Armee dreht sich

"Alles neu macht der Mai," sagt ein geflügeltes Sprichwort. In Bezug auf die Tschechische Armee aber hat diese Aussage eine schon aufsehenserregende Berechtigung. Denn seit dem Anfang Mai vollzogenen Wechsel auf dem Posten des Verteidigungsministers von Vladimír Vetchy zu Jaroslav Tvrdík scheint sich das Personalkarussell schneller als noch unlängst für möglich gehalten zu drehen. Über die neuesten Entwicklungen berichtet Lothar Martin.

Keine drei Tage später, nachdem der Oberbefehlshaber der tschechischen Luftstreitkräfte Ladislav Klima sein Ausscheiden aus dem Militärdienst zum 30. November dieses Jahres angekündigt hatte, zog ein weiterer Steuermann der tschechischen Armee die Reißleine. Im Tschechischen Fernsehen gab der Chef der Verteidigungsplanungssektion beim Verteidigungsministerium Petr Voznica am Sonntag bekannt, dass auch er seinen Abschied aus der Armee erwäge. Darüber hinaus erklärte Voznica, dass der Grund für seinen möglichen Abgang weder mit der Situation beim Verteidigungsministerium noch mit der Inthronisierung des neuen Vereidungsministers Jaroslav Tvrdík zusammenhänge. Vielmehr habe er ein überaus gutes Angebot aus dem zivilen Bereich erhalten, was er so beschrieb: "Es handelt sich in der Tat um ein attraktives Angebot, und ich muss in diesem Moment sagen, dass dieses Angebot, was mir gemacht wurde, für mich sehr verlockend ist."

Hinter vorgehaltener Hand spricht man davon, dass Voznica das Angebot, als Botschafter in einer der früheren Sowjetrepubliken zu wirken, erhalten habe. Doch Angebot hin, Angebot her, die Rasanz, mit der sich die Veränderungen an der Spitze von Verteidigungsministerium und Armee seit dem Antritt des neuen Verteidigungschefs Jaroslav Tvrdík vollzieht, ist augenscheinlich. Gleich nach seiner Amtsübernahme installierte Tvrdik drei neue Stellvertreter und der Abgang von Leuten aus der Zeit der ersten Regierung nach 1989 wurde von der hiesigen Presse allgemein begrüßt. Nicht aber das angekündigte Ausscheiden der profilierten Klima und Voznica. Luftstreitkräftechef Klima hatte für seinen Schritt zwar persönliche Gründe angegeben, auf der anderen Seite aber nicht verhehlt, dass ihn in seiner Entscheidung auch die Meinungen einiger Politiker bestärkt hätten, denen zufolge der Umbau der tschechischen Luftwaffe auch ohne den Kauf neuer Überschall-Jagdflugzeuge möglich sei. Neben dieser Aussage hat auch jene von Premier Milos Zeman bei Tvrdíks Amtsantritt für Wirbel gesorgt, als der Ministerpräsident die Professionalisierung der Armee binnen sechs Jahren in den Raum stellte. Wie es scheint, wollen einige hochrangige Militärs diesem Prozess nicht mehr im Wege stehen bzw. rechtzeitig die Flucht nach vorn antreten. Doch wie das Feld nach ihnen bestellt wird, ist nun die große Aufgabe des neuen Verteidigungsministers.