Pilsen bereitet sich mit Titel schönstes Geschenk zum Jubiläum

Foto: Archiv Viktoria Pilsen

Am vergangenen Samstag ging in der höchsten tschechischen Fußball-Spielklasse, der Gambrinus-Liga, die 18. Saison zu Ende. Zuvor war es nur vier Clubs gelungen, sich den Titel zu holen. Jetzt ist mit Viktoria Pilsen ein fünfter Verein hinzugekommen.

Pilsen feiert verdienten Titelgewinn  (Foto: Archiv Viktoria Pilsen)
Ein schöneres Geschenk konnten sich die Fußballenthusiasten aus Plzeň / Pilsen gar nicht wünschen. Vor 100 Jahren wurde in der westböhmischen Bierstadt der SK Viktoria Plzeň gegründet, der nach mehreren Umbenennungen seit 1993 als Fußballclub wieder den gleichen Namen führt. Als FC Viktoria hat der Verein nun pünktlich zum Jubiläum seine erste Meisterschaft errungen. Und es ist ein überaus verdienter Titelgewinn: Keine andere Mannschaft im Sechzehner-Feld der Liga konnte in der Offensive so nachhaltig überzeugen wie die Pilsener. 69 Punkte und 70 erzielte Tore sind Werte, die es schon lange nicht mehr in der Liga gegeben hat. Das haben die Westböhmen vor allem dadurch erreicht, dass sie sowohl zu Hause als auch auswärts immer den Vorwärtsgang eingelegt haben, loben die Experten. Für den Pilsener Trainer Pavel Vrba aber war ein anderer Punkt entscheidend:

FC Viktoria Plzeň spielte in der letzten Runde gegen Sigma Olomouc  (Foto: ČTK)
„Diese Mannschaft ist einfach ungewöhnlich stark, und sie hat das auch unter Druck gezeigt, als Sparta Prag zur Aufholjagd blies. Wir haben aber Sparta immer auf Abstand halten können, weil die Mannschaft innere Stärke gezeigt hat.“

Besonders in der Hinrunde, in der Pilsen nur einmal verloren hat, überzeugten die Spieler um Kapitän Pavel Horváth mit Klasseleistungen. Zum Beginn der Rückrunde aber hatten sie auch eine kleine Schwächephase, wie Trainer Vrba nicht bestreitet:

Pavel Vrba  (Foto: ČTK)
„Am schlechtesten habe ich mich an den ersten beiden Spieltagen im Frühjahr gefühlt, als wir gegen Liberec zu Hause nur remis spielten und dann auswärts bei Bohemians 1905 verloren. Das waren die Momente in der Saison, in denen ich ein wenig Angst bekommen habe. Im Nu hatten wir fünf Punkte eingebüßt und unser Vorsprung auf Sparta Prag war auf vier Punkte geschrumpft. Sehr wichtig war dann unser Heimspiel gegen Sparta, das wir mit 1:0 gewonnen haben. Auch das Hinspiel haben wir 1:0 gewonnen und Sparta somit im direkten Vergleich alle sechs Punkte abgeknöpft. Das war wohl letztlich für die Meisterschaft entscheidend.“

Pavel Horváth, der Kapitän und überragende Denker und Lenker im Spiel der Pilsener, sieht das ähnlich:

Pavel Horváth  (Foto: Archiv Viktoria Pilsen)
„In dieser Saison waren wir in den entscheidenden Spielen besser als der Gegner. Sparta haben wir zweimal bezwungen, womit wir quasi einen Zusatzpunkt errungen haben. Ich wage zu behaupten, dass wir besonders in den wichtigen Begegnungen psychisch stabiler waren. Auch wenn wir in manchen Partien nicht gerade überzeugt haben, so haben wir auch solche Spiele gewonnen. Eine Stärke, die sonst immer nur Sparta zugeschrieben wurde. Und zu Hause haben wir die gesamte Saison kein einziges Mal verloren.“

Das aber haben andere Vereine umso mehr, wie zum Beispiel der in Mähren sehr populäre FC Zbrojovka Brno. Nach 19 Jahren sind die Brünner erstmals wieder abgestiegen. Ihr Gang in die Zweitklassigkeit stand schon am vorletzten Spieltag nach der 0:1-Niederlage in Příbram fest. Torhüter Tomáš Bureš sagte nach dieser Begegnung:

„Wegen dieser Niederlage sind wir nicht abgestiegen. Wir haben während der gesamten Saison in vielen Spielen versagt und zu wenig Siege errungen. Deshalb sind wir nun wohl auch zu Recht zweitklassig.“

Die letzte Entscheidung der abgelaufenen Saison fiel im Pokalfinale, in dem sich der FK Mladá Boleslav und Sigma Olmütz im mährischen Jihlava / Iglau gegenüberstanden. Nach Ablauf der regulären Spielzeit stand es 1:1, so dass der Pokalsieger durch Elfmeterschießen ermittelt wurde. In diesem hatten die Spieler aus der Autostadt Mladá Boleslav mit 4:3 das glücklichere Ende für sich. Schütze des siegbringenden Elfmeters war der Stürmer Jan Chramosta:



Nach dem Finale des Ondrášovka-Cups stürmten Fans von Viktoria Pilsen und Sigma Olmütz den Platz  (Foto: ČTK)
„Als die ersten fünf Elfmeterschützen bestimmt wurden, war ich einer von ihnen. Ich habe zum Trainer gesagt, dass ich ziemlich nervös sei, also hat ein anderer geschossen. Der weitere Verlauf ergab dann aber, dass ich doch ran musste. Der Elfmeterpunkt war etwas ausgetreten, so dass viele Spieler versucht haben, hoch zu schießen. Ich habe mich darauf konzentriert, nicht übers Tor zu schießen. Es war knapp, aber der Ball ging ins Tor, einfach super.“

Das Finale um den so genannten Ondrášovka-Cup hatte jedoch auch eine Schattenseite. Nach der Partie stürmten Fans von beiden Teams auf den Rasen und lieferten sich eine wilde Prügelei, die Polizei musste einschreiten. Ausschreitungen auf tschechischen Fußballplätzen sind leider keine Seltenheit und der Böhmisch-Mährische Fußballverband (ČMFS) ist ratlos, wie er dieses Problem in den Griff kriegen könnte:

Petr Čech  (Foto: ČTK)
„Es wäre menschenunwürdig, wenn man die Leute in eine Art Käfig sperren würde. Aber als ich heute die wild gewordenen Horden gesehen habe, war mir auch nicht wohl. Die Lösung des Problems liegt darin, die Sicherheit in den Stadien zu erhöhen. Darüber diskutieren wir schon lange, aber weil das auch Geld kostet, was wir nicht haben, treten wir auf der Stelle“, sagte der Direktor der Abteilung Profifußball beim Verband, Ivo Lubas.

Aber es gab auch positive Nachrichten im tschechischen Fußball. Aus der sehr guten Nachwuchsarbeit des neuen Meisters Pilsen sind einst auch die beiden Top-Spieler Pavel Nedvěd und Petr Čech hervorgegangen. Am Montag wurde Nationaltorwart Čech mit dem „Goldenen Ball“ für den besten tschechischen Spieler der Saison geehrt. Er erhielt den Preis zum sechsten Male und zog damit mit Nedvěd gleich.


50. Golden-Spike-Meeting: Bolt verzaubert Fans, Campbell-Brown schafft WJBL

Alfons Juck  (Foto: ČTK)
Fast dreimal so alt wie die Gambrinus-Liga ist das bedeutendste Leichtathletik-Meeting des Landes, „Zlatá tretra“ (Goldener Spike). Am Dienstag feierte die traditionsreiche Veranstaltung ein rundes Jubiläum – sie wurde zum 50. Male ausgetragen, wie immer im mährischen Ostrava / Ostrau. Das Meeting gehört zwar nicht zur absoluten Eliteklasse, der so genannten Diamond League, aber das habe auch seine Vorteile, schildert der Manager des Meetings, Alfons Juck:

„In der Diamond League sind die Disziplinen klar vorgeschrieben und auch die Bedingungen, zu denen sie ausgetragen werden. Wir haben stattdessen freie Hand, und so können wir beispielsweise einem Usain Bolt anbieten, in welcher Disziplin er gern starten würde.“

Usain Bolt  (Foto: ČTK)
Ja, es stimmt, der absolute Superstar der heutigen Leichtathletik, der jamaikanische Weltrekord-Sprinter Usain Bolt, gehört bereits zu den Stammgästen des Meetings von Ostrau. Am Dienstag ging Bolt schon zum fünften Mal beim „Golden Spike“ an den Start, diesmal über die kurze 100-Meter-Distanz. Er gewann das Rennen in 9,91 Sekunden. Damit war Bolt, der nach einer Verletzungspause erst seinen zweiten Sprint bestritt, relativ zufrieden:

„Ich habe mich bereits etwas besser gefühlt als bei meinem ersten Rennen, denn ich habe meine Energie auch besser genutzt. Die Leute erwarten von mir stets extrem schnelle Zeiten, doch das ist nicht zu machen. Das war mein zweites Rennen nach einer neunmonatigen Pause, da kann ich noch keine 9,8 oder 9,7 laufen. Das braucht Zeit. Bessere Zeiten werde ich sicher erst Ende Juli laufen, wenn ich austrainiert und völlig fit bin.“

Barbora Špotáková  (Foto: ČTK)
Auch die tschechische Speerwurf-Weltrekordlerin Barbora Špotáková ist gegenwärtig noch nicht in Bestform. Und in Ostrau, wo sie schon zum sechsten Male am Start war, hat sie noch nie gewonnen. Nach ihrem zweiten Platz beim Regen-Wettbewerb des Vorjahres wollte sie diesmal den Bock endlich umstoßen. Doch es reichte wieder nicht. Hinter der Russin Maria Abakumowa wurde sie mit 64,78 Meter erneut Zweite. Špotáková, die über 70 Meter werfen kann, versuchte danach zu erklären:

Veronica Campbell-Brown  (Foto: ČTK)
„Ich brauche noch etwas Zeit, um wieder das nötige Wettkampfgefühl zu erlangen. Was ich gezeigt habe, das waren halt normale, unspektakuläre Trainingswürfe. Aber mit meiner Tagesbestweite von knapp 65 Metern bin ich dennoch ganz zufrieden.“

Das Highlight des 50. Golden-Spike-Meetings setzten diesmal also weder Bolt noch Špotáková, sondern Bolts jamaikanische Landsfrau Veronica Campbell-Brown. Sie gewann die 100 Meter in der Weltjahresbestleistung von 10,76 Sekunden.

Autor: Lothar Martin
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