„Pivovarský Valentýn“ – Kleinbrauereien voran!
Valentinstag, das ist der Tag der Verliebten. Christian Rühmkorf hat eine Prager Veranstaltung besucht, auf der zahlreiche Verliebte und Liebhaber anwesend waren. Titel des Treffens: „Pivovarský Valentýn“, der Valentinstag der Bierbrauereien.
Die Veranstalter dieses Treffens waren die kleine Brauerei Černá Hora und der „Pivní kurýr“ (Bier-Kurier), eine Bierzeitschrift, die es seit 1990 gibt und die man an fast jedem Kiosk für 15 Kronen bekommt. „Pivovarský Valentýn“, also der Valentinstag der Bierbrauereien, sei eher als Gag gedacht, sagte Richard Crha, der Chefredakteur des Bier-Kuriers. Der Valentinstag für Verliebte sei schließlich auch ein künstlich geschaffener Feiertag zwischen Weihnachten und Ostern, der in Tschechien eigentlich keine Tradition habe und nur dazu diene, die Flaute in den Geschäften zu überbrücken.
Beim „Pivovarský Valentýn“ haben sich also Liebhaber des Bieres versammelt. Anwesend waren verschiedene Vertreter kleiner Brauereien in Tschechien. Denn hier wird auch vom Bier-Kurier der Preis „Bier des Jahres“ verliehen. Der Die Zeitschrift enthält – neben Artikeln über Bier und Fotos von halb- bis unbekleideten Damen - in jeder Ausgabe Stimmzettel, mit denen man „sein“ Bier des Jahres wählen kann. In diesem Jahr haben so über 25.000 Teilnehmer ihr „Bier des Jahres“ gekürt. Es fand also keine Fachdegustation statt, sondern der Laie durfte auf Grundlage seiner mehr oder weniger langen Kneipenerfahrung entscheiden. Gewählt wurde in Kategorien wie „10 Gradiges“, „12 Gradiges“, Schwarzbier und Spezial. Gewonnen haben allerdings zumeist die großen Brauereien wie „Budweiser“, „Svijany“ aus Nordböhmen oder „Staropramen“ aus Prag. Zum Leidwesen der versammelten Valentins-Vertreter, denn die waren vor allem Angehörige kleinerer Brauerein.
Und daher hörte man auch Beschwerden. Ein Vertreter beklagte, er hätte vor kurzem gelesen, dass Pilsener Urquell im Ausland billiger sei als in Tschechien selbst. Dabei wisse doch jeder, wie groß die Gehaltsunterschiede seien und das mache ihn daher sauer. Die Menschen würden von der Reklame verrückt gemacht und der Preis hätte eine unzumutbare Höhe erreicht. Ob es denn etwa das Ausland sei, welches das Bier in Tschechien bewerten könne? – fragte der Biertrinker erbost. Die Antwort des Chefredakteurs des Bier-Kuriers darauf ist ganz einfach. Das Geld, was man nicht in die Qualität des Bieres investiere, das stecke man eben ins Marketing. Und das bestimme dann auch die Beliebheit des Bieres, die sich letztendlich auch im Preis widerspiegele. Aber, so Chefredakteur Crha, der „erkrankte Organismus“, also der Biermarkt, wehre sich. Es gebe inzwischen über 70 Minibrauereien in Tschechien. Im Jahre 2000 seien es gerade einmal 15 gewesen, fügte er an.
Was ist also überhaupt das klassische tschechische Bier, das hier so gepriesen wird? Auf jeden Fall kein „Fast-Drink-Gebräu“, meint der Chefredakteur des Bier Kuriers. Ausreichend langes Reifen und Lagern seien wichtig und auf keinen Fall schnellquellende Hefe verwenden. Woanders werden an diesem Tag Blumen verschenkt. Hier lautete das tschechische Valentins-Motto: Kleinbrauereien voran!