Plastiktüten: Im Kommunismus Symbol des Kapitalismus, im Kapitalismus Symbol der Umweltzerstörung

Offen gesagt, diesmal habe ich mir länger als sonst den Kopf darüber zerbrochen, was mein Thema im heutigen Feuilleton sein soll. Beim Durchblättern der jüngsten Zeitungsausgaben hat mich nichts angesprochen. Und dann trudelte plötzlich „mein“ Thema von selbst ein - an einem Ort, an dem ich es eigentlich nicht erwartet hätte.

Offen gesagt, diesmal habe ich mir länger als sonst den Kopf darüber zerbrochen, was mein Thema im heutigen Feuilleton sein soll. Beim Durchblättern der jüngsten Zeitungsausgaben hat mich nichts angesprochen. Und dann trudelte plötzlich „mein“ Thema von selbst ein - an einem Ort, an dem ich es eigentlich nicht erwartet hätte.

An der Kasse eines Supermarktes tat ich wie gewohnt die gekauften Nahrungsmittel in Plastiktüten. Da sehe ich, wie die Kassiererin die in einer dicken Schicht gestapelten Taschen schnell aus meiner Reichweite schafft, mit der im unfreundlichen Tonfall formulierten Anmerkung, ich hätte ja bereits drei Tüten genommen. Ich will noch das Fleisch extra einpacken, sage ich der Frau etwas verwirrt über ihre ungewöhnliche Initiative. Eine offiziell gültige Rationierung, geschweige denn ein Verbot der Kunststoffbeutel in den Supermärkten, gibt es hierzulande nicht. Noch nicht. Nur einige wenige Geschäftsketten stellen ihren Kunden die Plastiktüten nicht mehr gratis zur Vervügung, sondern gegen Entgelt.

Mein Erlebnis im Selbstbedienungsgeschäft trug ich im Kopf mit nach Hause. Das Feuilletonthema war da! Plötzlich erinnerte ich mich an die Zeiten, als die Plastiktüte für viele Tschechen, die seinerzeit ihr Dasein östlich des Eisernen Vorhangs fristeten, als Symbol des Kapitalismus galt. Mit einer Kuststofftasche, auf der zum Beispiel den Namen einer bekannten amerikanischen Zigarettenmarke oder eines französischen Modehauses zu lesen gab, auf den Straßen zu flanieren, war schon ein Ausdruck eines Statusbewusstseins.

Foto: Europäische Kommission
Die Zahlen dieser Einkaufstaschen, mit denen man heutzutage weltweit herumläuft, sind allerdings allarmierend. Allein in Tschechien werden jährlich im Schnitt rund 300 Stück pro Kopf verteilt. Das sind insgesamt 300 Milliarden für alle Landesbewohner. Laut bisher bekannten Angaben wurden im Jahr 2005 insgesamt 207.000 Tonnen Kunststoffabfall in Tschechien produziert. Nur ein Drittel von dieser Menge, 72.000 Tonnen, konnten recycelt werden.

Appelle von Umweltschützern, die Verwendung der Plastiktüten zu reduzieren, bleiben aber ungehört. Dabei wissen inzwischen viele, mich einbegriffen, dass Kunststoff aus Erdöl hergestellt wird und dessen Preise unaufhaltsam hochschnellen. Ja, wer denkt schon im Alltagstrott beim Einkaufen daran, dass er mit dem Kunststoff eigentlich etwas in der Hand hält, was die Natur Hunderte oder Tausende Jahre abbauen muss. Ich auch nicht, plädiere aber für ein flächendeckendes Plastitütenverbot.

Vor zwei Tagen war ich wieder in demselben Supermarkt und habe mir dort eine ökologische Tasche aus Kokosnussfasern gekauft. Diese wird, nachdem ihre Tragfähigkeit ausgeschöpft ist, gegen eine neue ausgetauscht. Gratis! Ich darf sie nur nicht zu Hause vergessen!