Polizeieinsatz bei Technoparty: Erstes Gericht entscheidet für die Opfer

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Das Prager Stadtgericht hat am Mittwoch entschieden, dass das Innenministerium zwei junge Männer entschädigen muss, die im Jahr 2005 an der Technoparty CzechTek teilgenommen hatten. Die illegale Party wurde von der Polizei gewaltsam aufgelöst – dabei wurden die beiden Männer grundlos mit Tränengas angegriffen und mit Schlagstöcken verprügelt.

30. Juli 2005, ein Feld nahe des westböhmischen Dörfchens Mlýnec na Tachovsku: Die Polizei löst eine illegale Technoparty auf – mit Wasserwerfern und Tränengas. Viel Wirbel und heftige Kritik hatte es daraufhin in den Medien und der Öffentlichkeit gegeben. Selbst Menschenrechtler hatten sich geäußert, dass der Polizeieinsatz unangemessen hart gewesen sei. Doch der damalige Ministerpräsident Jiří Paroubek stellte sich hinter den Innenminister und damit auch hinter den Polizeieinsatz.

Doch was genau war an diesem Tag Ende Juli passiert? Völlig grundlos sei der Angriff der Polizei gewesen, er habe überhaupt nichts gemacht, sagt einer der beiden Kläger, Ondřej Holous, und berichtet:

„Rauchbomben sind in unser Auto geflogen, wir mussten aus dem Auto herausspringen. In dem Moment kam eine ganze Meute von Polizisten auf uns zugelaufen und wollte uns verprügeln.“

Eine Entschuldigung vom Innenministerium und 100.000 Kronen (ungefähr 4000 Euro) Entschädigung pro Person hatten die beiden Männer gefordert. Letzterem konnte das Gericht nicht entsprechen, die Entschädigungssumme beläuft sich jetzt auf ein Drittel des Geforderten für beide Kläger zusammen. Ondřej Holous will in Revision gehen, da er die Entschädigung für zu niedrig bemessen hält. Nichtsdestotrotz sei er froh, dass das Gericht erkannt habe, dass der Fehler auf Seiten der Polizei lag, sagt der junge Mann.

CzechTek 2005
Per Brief soll sich nun das Innenministerium für den unangemessenen Polizeieinsatz bei den CzechTek-Teilnehmern entschuldigen. Der tschechische Innenminister Ivan Langer gibt sich abwartend:

„Zweifelsohne freut mich das nicht. Trotzdem muss ich auf die Begründung des Urteils warten, mich mit ihm näher auseinandersetzen und dann beurteilen, wie wir weiter vorgehen werden.“

Auch der Vorgänger von Ivan Langer und damit unmittelbar der Verantwortliche für den Polizeieinsatz bei der CzechTek-Party vor drei Jahren, František Bublan, äußerte sich zum Gerichtsurteil. Auf beiden Seiten seien Fehler passiert - sowohl auf Seiten der Technofans beziehungsweise der Organisatoren, als auch auf Seiten der Polizei, meint er.

Über 100 Strafanzeigen hatten die Teilnehmer von CzechTek seit dem Sommer 2005 gestellt. Nur einige wenige schafften es überhaupt bis vor ein Gericht und der jetzige Fall ist bisher der einzige, der mit einem Gerichtsurteil abgeschlossen wurde.