CzechTek 2006: Raver und Polizei respektieren einander - nur Abfall ein Problem
Das größte tschechische Technofest CzechTek, im vergangenen Jahr wegen der brutalen Übergriffe der Polizei auf die Raver noch ein Politikum, hat sich gewandelt. Bei seiner 13. Auflage, deren Hauptteil sich am zurückliegenden Wochenende mit 40.000 Teilnehmern auf einem Militärgelände im Duppauer Gebirge abspielte, herrschte eine ausgelassene Stimmung. Weitere Einzelheiten von Lothar Martin.
Seit Freitag ist sie wieder da, die Mark und Bein durchschüttelnde Technomusic, mit der gerade junge Leute gern ihre Alltagssorgen für einige Stunden verdrängen und im großen Kreise vieler Gleichgesinnter einfach nur abtanzen wollen. In diesem Jahr aber prügelten sie nicht wieder aufeinander ein, sondern respektierten sich wie zivilisierte Menschen: die in diese Musik vernarrten Raver und die zur Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung eingesetzten Polizisten. Der deutliche Unterschied zum Vorjahr hatte auch einen ganz plausiblen Grund: Während die CzechTek-Party im Vorjahr unangemeldet auf einer Wiese beim westböhmischen Mlynce über die Bühne gehen sollte, so hatten sich Staat und Veranstalter in diesem Jahr schon lange vorher auf den Austragungsort geeinigt: auf ein unbenutztes Militärgelände mitten im Duppauer Gebirge. Da dieses vermietete Gelände allenfalls von Militärs, nicht aber von Polizisten betreten werden darf, kamen sich die Gegner vom Vorjahr diesmal im unmittelbaren Einzugsgebiet der Austragungsstätte näher. Die Polizei zeigte sich dabei als wahrer Freund und Helfer, wies den Teilnehmern den Weg, verteilte Topo-Mappen vom Areal, Fahrpläne von Zügen und Bussen und richtete eine Hotline ein. Die Raver dankten es ihnen und den Einwohnern der angrenzenden Orte mit überwiegend zivilisiertem Verhalten und gigantischen Umsatzsteigerungen in den Kleingeschäften, denen insbesondere der Alkohol ausging. Innenminister Frantisek Bublan hatte sich am Samstag selbst ein Bild vom Treiben auf der CzechTek-Party gemacht und konstatierte zufrieden:
"Ich bin nicht nur zufrieden mit der Arbeit der Polizei, sondern auch mit der von Feuerwehr und Rettungskräften, wobei Letztere einen großen Anteil daran haben, dass hier alles so gut klappt. Wichtig war auch, dass die Armee ihr Gelände zur Verfügung stellte, denn damit wurde das grundlegende Problem des Austragungsorts gelöst. Und wir haben natürlich aus dem vergangenen Jahr unsere Lehren gezogen und ein so genanntes Anti-Konflikt-Team gebildet, das ebenfalls ein gutes Stück Arbeit geleistet hat." In der Tat hatten vor allem die Rettungskräfte und das medizinische Personal alle Hände voll zu tun, um einige der durch Alkohol und den Konsum von Marihuana ausgeflippten Raver ärztlich zu versorgen. Bei insgesamt rund 200 Personen mussten sie zu Hilfe eilen und vor alle Knöchel- und Sturzverletzungen behandeln. Die Einwohner von Mastova, dem größten Ort im Umfeld der Party, kamen auch weitgehend mit den Ravern klar und hatten sich sogar an die von Ferne dröhnende Music gewöhnt. Nur bei der Abfallbeseitigung muss noch einiges geschehen, fordert Bürgermeister Josef Slunecko:"Wenn sie vom Hubschrauber aus auf die Veranstaltungsfläche schauen, dann sehen sie einen Berg von Abfällen, und ich weiß nicht, wie die Raver es schaffen wollen, den zu beseitigen".
Diese Aufgabe verbleibt vermutlich nun jenen rund 20.000 Party-Teilnehmern, die nach dem offiziellen Teil bis Sonntagabend noch nicht abgereist sind. Die Veranstalter haben das Militärgrundstück nämlich vorsorglich noch bis zum 7. August gemietet.