„Positiver Trend“ – Programmchef Gerald Schubert über Radio Prag 2015

Gerald Schubert (Foto: Kristýna Maková)

Während es in der tschechischen Politik relativ turbulent war, bedeutete 2014 für Radio Prag eine Phase der Konsolidierung. Programmdirektor Gerald Schubert zieht deswegen im Interviewe eine positive Bilanz und blickt zudem voraus ins anbrechende Jahr 2015.

Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Gerald, 2014 galt in Tschechien als Superwahljahr, dementsprechend haben wir das hier bei Radio Prag auch reflektiert. Kann man schon sagen, welches die wichtigsten Themen des Jahres 2015 sein werden?

„Nach längerer Zeit wird es 2015 voraussichtlich überhaupt keine Wahl geben – weder eine Parlamentswahl oder eine Senatswahl, Präsidentschaftswahl, Regional- oder Kommunalwahl noch eine Wahl zum Europäischen Parlament. In dieser Hinsicht ist 2015 voraussichtlich ein bisschen ruhiger. Aber Überraschungen sind immer möglich, und die wird es sicher auch geben, vielleicht in vielen anderen Bereichen. Einiges lässt sich aber schon jetzt planen. Zum Beispiel ist Pilsen – gemeinsam mit dem belgischen Mons – europäische Kulturhauptstadt des Jahres. Da werden viele Projekte vorbereitet, das Programm ist sehr reichhaltig. Ich war neulich in Pilsen und habe mir angesehen, was und wo dort alles stattfinden wird. Gerade für die deutsche Redaktion von Radio Prag wird dies ein interessantes Thema sein, und das schon wegen der geographischen Nähe – man kann ja ganz bequem zum Beispiel von Bayern nach Pilsen fahren, um sich gewisse Dinge anzusehen. Es wird auch einen ‚Zug zur Kultur‘ von Regensburg aus in die westböhmische Stadt geben. Ich denke, für uns wird das eine sehr interessante Sache. Ansonsten stehen einige Jahrestage an. Vor 70 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Und im Mai gibt es auch noch das Gedenken an den Prager Aufstand gegen die nationalsozialistische Besatzung, der unmittelbar dem Kriegsende vorausgegangen ist. Anfang Juli jährt sich zudem zum 600. Mal die Verbrennung des Kirchenreformators Jan Hus in Konstanz. All das sind interessante Themen, die wir sicher aufgreifen werden. Zudem müssen wir die aktuelle Entwicklung unter anderem in der Europapolitik und in der Weltpolitik im Auge behalten. So dürfte die Krise in der Ukraine, sofern sie die Politik weiter beschäftigen wird, sicher auch Tschechien betreffen. Daran anknüpfend besteht noch eine Reihe anderer Fragen wie etwa die der Energiesicherheit, die sicher auch ein wichtiges Thema des Jahres 2015 sein wird.“

Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Für Radio Prag waren die letzten Jahre häufig geprägt von Budgetkürzungen durch das Tschechische Außenministerium. Viele unserer Hörerinnen und Hörer haben etwa noch schmerzlich in Erinnerung, dass wir deshalb im Jahr 2011 die Sendungen über Kurzwelle einstellen mussten. Kann man schon sagen, ob es diesbezüglich im Jahr 2015 Neuigkeiten gibt?

„Das Jahr 2014 brachte bereits einen positiven Trend. Im Vergleich zu 2013 hat das Außenministerium unser Budget sogar etwas erhöht. Auch für 2015 dürfen wir eine leichte Anpassung nach oben erwarten. Für das Ministerium sind wir ein wichtiger Partner, wenn es darum geht, der Tschechischen Republik im Ausland eine Stimme zu geben und ausgewogen über Details zu berichten, die sonst in der Weltpresse zu kurz kommen. Das ist für uns entscheidend, denn im Vergleich zu den meisten anderen Medien haben wir ja viel mehr Raum für spezifisch tschechische Themen. Täglich 30 Minuten Programm in sechs verschiedenen Sprachen, das sind drei Stunden pure Information aus Tschechien. Dazu kommen noch die jeweils aktualisierten Nachrichten und zusätzliche Berichte im Internet. So viel Platz kann es in der Berichterstattung ausländischer Medien natürlich nicht geben.“

Gerald Schubert  (Foto: Kristýna Maková)
Apropos ausländische Medien: Du wirst selbst ins Ausland gehen und bist nur noch bis Ende Januar bei Radio Prag. Was hast du vor?

„Ich werde zwar noch einen Monat lang hier sein, möchte aber die Gelegenheit gerne nutzen, mich schon jetzt von den Hörerinnen und Hören von Radio Prag zu verabschieden. Ich werde nach Wien gehen und dort für die Tageszeitung ‚Der Standard‘ arbeiten. Mein Tätigkeitsbereich wird die politische Auslandsberichterstattung sein. Tschechien wird künftig also nicht mehr in diesem Maße meinen Hauptfokus darstellen, aber ich werde das Geschehen hier im Land natürlich weiterhin genau verfolgen und häufig darüber berichten. Mehr als zwölf Jahre war ich bei Radio Prag. Es gibt viele Gründe dafür, warum ich hier gerne gearbeitet habe. Die vielen ermunternden Reaktionen unserer Hörerinnen und Hörer gehören auf jeden Fall dazu. Dafür vielen herzlichen Dank. Allen unseren Hörern und natürlich auch Radio Prag selbst wünsche ich für 2015 und darüber hinaus alles Gute.“

Autor: Till Janzer
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