77 Persönlichkeiten haben am Montag Abend, anlässlich des tschechischen Nationalfeiertages hohe staatliche Orden und Medaillen aus den Händen des Staatsoberhauptes entgegengenommen. Für Präsident Vaclav Havel, dessen Amtsperiode Anfang kommenden Jahres zu Ende geht, handelte es sich um eine der letzten Gelegenheiten, die Auszeichnungen zu verleihen. Mehr dazu von Markéta Maurová.
Etwa 600 Gäste hatten sich am Montag im Wladislaw-Saal der Prager Burg zu dem Festakt versammelt. Die höchste staatliche Auszeichnung, der Orden des Weißen Löwen, wurde an zwei Persönlichkeiten verliehen: Oto Stehlik, der nach dem Februar 1948 im antikommunistischen Widerstand tätig war, sowie an den Widerstandskämpfer aus dem Zweiten Weltkrieg Generalmajor Josef Duda. Der letztgenannte wurde posthum geehrt.
Oto Stehlik (Foto: CTK)
Die Heldenmedaillen waren vor allem für Polizisten und Feuerwehrleute bestimmt, die sich während der Überschwemmungen im August dieses Jahres an Rettungsarbeiten beteiligten. Unter den weiteren Geehrten befinden sich die höchsten Repräsentanten der katholischen, evangelischen und jüdischen Kirche im Lande, Vertreter aus Kultur und Wissenschaft sowie aus weiteren Bereichen des öffentlichen Lebens. Präsident Havel zeichnete u.a. auch 16 Signatare der Charta 77 sowie einige seiner Mitarbeiter aus der Zeit nach 1989 aus.
Kardinal Miloslav Vlk (Foto: CTK)
Die Hochwasserkatastrophe vom Sommer, bei der viele Menschen ihre Häuser verloren haben, veranlasste Vaclav Havel dazu, seine feierliche Rede dem Thema Heimat zu widmen: "Keiner von uns kennt persönlich z.B. alle Bürger der Tschechischen Republik oder alle, die dort ihre neue Heimat gefunden haben. Trotzdem sind diese der Mehrheit von uns näher als Bürger anderer Staaten. Der Grund dafür ist klar: Wir teilen eine gemeinsame Geschichte, wir sprechen dieselbe Sprache, wir haben eine gemeinsame Kultur, gemeinsame Traditionen, gemeinsame Zentren der geistigen Selbstreflexion."
Der Präsident verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Bedeutung des bevorstehenden NATO-Gipfels in Prag: "Die Möglichkeit, das erste Treffen dieser Art hinter dem ehemaligen Eisernen Vorhang zu veranstalten, ebenso wie unser sich nähernder EU-Beitritt, der, wie ich fest glaube, eine breite Zustimmung unserer Bürger gewinnt, belegen, dass wir auch die breitere Welt als unsere Heimat akzeptieren, mit allem Guten und Bösen, was daraus folgt. Dies beginnt die Welt jetzt zur Kenntnis zu nehmen."
