Prag: Endlich geht es den Betrügern unter den Taxifahrern an den Kragen
Wenn man im Ausland über die tschechische Hauptstadt Prag im Zusammenhang mit Dienstleistungen spricht, dann wird immer wieder großer Unmut über die durchtriebenen Preistreiber namens Taxifahrer laut. Ein Zustand, der sich bis heute nicht geändert hat. Doch nun hat der Prager Magistrat erste konkrete Schritte unternommen, um den Praktiken der unseriösen Geschäftemacher unter den Taxifahrern einen Riegel vorzuschieben. Lothar Martin zu dem brandheißen Thema.
Seit Montag führt die Prager Stadtpolizei umfangreiche Verkehrskontrollen durch, bei denen sie insbesondere die Berufsgruppe der Taxifahrer auf Verstöße gegen die StVo überprüft. Dabei wird auch das Preisgebaren der Taxiunternehmer untersucht. Laut Ratsmitglied Rudolf Blazek wurden schon am ersten Tag der langfristigen Kontrollen 84 durch Taxifahrer verübte Vergehen gegen die Vorschriften festgestellt, von denen allein 54 vor Ort mit einer Gesamtstrafe von 23.000 Kronen (ca. 760 Euro) geahndet wurden. Und Zdenek Zajícek, der Leiter der Sektion Verkehr beim Prager Magistrat, bestätigte der Nachrichtenagentur CTK, dass die Taxifahrer eine derjenigen Gruppen von Fahrzeugführern seien, die die Vorschriften nicht einhalten.
Für das endlich entschlossene Vorgehen gegen die sündigen Droschkenkutscher ist Zajícek bereits mit Racheakten gedroht worden. Deshalb ist ihm und seiner Familie bereits ein von der Polizei sichergestellter Personenschutz zugesichert worden. Darüber hinaus haben am Montag gleich 30 Taxifahrer gegen die strengen Kontrollen protestiert und den Rücktritt des Ressortleiters gefordert. Andernfalls drohten sie, Straßenblockaden zu errichten. Ein Protest, den Jirí Kvasnicka, der Chef des größten hauptstädtischen Taxiunternehmens nicht nachvollziehen kann:
"Ich denke, die Proteste gegen die Kontrollen sind verhältnismäßig überflüssig. Wir alle wissen, wie es in Prag mit der Einhaltung der Preise bei einigen Einzelnen aussieht und die Kontrollen der Taxidienste sind, so finde ich, vollkommen in Ordnung. Allerdings sollten solche Kontrollen nicht nur bei den Taxidiensten, sondern überall durchgeführt werden."
Kvasnickas Unternehmen ist eine der sieben großen Prager Taxi-Dispatcher-Zentralen und Berufsvereinigungen, die sich von den Protesten distanziert haben. Laut Ressortchef Zajícek gehören ihnen rund 2800 der insgesamt 4500 Prager Taxifahrer an. Und diese sich zu den seriösen Vertretern ihrer Branche zählenden Rider haben selbstredend ein großes Interesse daran, wenn die imageschädigenden schwarzen Schafe ihrer Zunft endlich aussortiert werden. Auch die Prager Presse geißelt den Protest der Taxifahrer mit scharfen Kommentaren. So schrieb die "Mladá fronta Dnes" in ihrer Mittwochausgabe u.a.:
"Die Unverschämtheit, mit der diese Taxifahrer für die Rechte von Dieben eintreten, ist befremdend. Als wäre es nicht schon Schande genug zu stehlen. Bei Straßenblockaden sollten sie sofort von der Polizei festgenommen und dem Richter vorgeführt werden."
Eine harte, aber konsequente Forderung, der sich sicher Unzählige der wiederholt verprellten Taxibenutzer anschließen würden.