Prag hat einzige Curlinghalle in Mitteleuropa zu bieten

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Sie suchen Spaß, Sport und ein wenig Abenteuer? Das sind ja gleich drei Wünsche auf einmal, würde man Ihnen in einer deutschlandweit bekannten Werbung entgegnen. Aber da geht es bei der Bewerbung des beliebten Überraschungs-Eies doch in erster Linie um etwas zum Naschen. Wir aber wollen Ihnen heute eine Sportart vorstellen, die seit den Olympischen Winterspielen 1992, als sie in Form eines Demonstrationswettbewerbs ausgetragen wurde, immer mehr im Aufwind ist und sich inzwischen auch in der Tschechischen Republik einer immer größeren Beliebtheit erfreut. Die Rede ist vom Curling, einer - wenn man so will - modernen Form des Eisstockschießens, und eine Sportart, die in der Tat Spannung, Spaß und Teamgeist zeitigt. Denn anders als beim Kegeln oder Bowling ist bei jedem Abwurf eines ähnlich eines Teekessels geformten Steines jeder Akteur der den Wurf ausführenden Mannschaft am Spiel beteiligt. Mit Hilfe von Besen kann nämlich die Eisfläche, auf der der Stein in einen vorgegebenen Spielkreis gebracht werden muss, kurzzeitig so erwärmt werden, dass der Stein in seiner Gleitphase beschleunigt wird. Aber vielleicht haben auch Sie das Curlingspiel schon hier und da im Fernsehen beobachten können und wissen daher genau, wovon ich spreche.

Karel Kubeska,  der Geschäftsführer der Curling promo s.r.o. und Skipper des CC Aritma Prag  (Foto: Autor)
Die Olympischen Winterspiele 1992, als der internationalen Öffentlichkeit diese Sportart schmackhaft gemacht wurde, kennzeichnen in etwa auch den Beginn des Curlingsports in Tschechien. Karel Kubeska, der Geschäftsführer der Curling promo s.r.o. (GmbH) und Skipper des CC Aritma Prag, des amtierenden tschechischen Meisters im Curling der Männer, beschrieb mir die Anfänge wie folgt:

"Das Curling in Tschechien kam so in den Jahren 1989/90 auf, also wenn man so will in einer gewissen Verbindung mit den Veränderungen, die seit der Wende innerhalb der Gesellschaft in Gang gesetzt wurden. Anfangs fuhr die noch kleine Gruppe von Curling-Enthusiasten oft ins Ausland, um Kontakte zu knüpfen, um sich beim günstigen Erwerb der Curling-Steine beraten zu lassen und dergleichen mehr. In Tschechien begann man zunächst in der kleinen Trainings-Eishalle in Prag-Holesovice zu spielen, nicht selten im Beisein ausländischer Instrukteure, die eine willkommene Hilfe waren. Ab Mitte der 90er Jahre merkten wir, dass wir ein gewisses Niveau erreicht haben, dieses aber nicht ausbauen konnten, weil uns einfach eine richtige Curlinghalle fehlte. Wir spürten, die Errichtung einer solchen Halle ist der einzige Weg, um weiter voranzukommen. Doch vorerst fuhr eine ganze Reihe von Teams nach Deutschland, Frankreich, in die Schweiz oder nach Schweden, um dort zu trainieren. Die positive Entwicklung trug um die Jahrhundertwende ihre ersten Früchte, als tschechische Teams die ersten Turniererfolge einfuhren. Wir haben uns seitdem leistungsmäßig am Ende der europäischen Elite eingereiht und streben eine Position im gesicherten Mittelfeld an. Noch ist uns das nicht gelungen, doch ein Licht am Ende des Tunnels ist schon zu sehen. Aber die Entwicklung im Curling ist generell rasch vorangeschritten. 1998 war Curling schon fester Bestandteil der Olympiade in Nagano, 2002 in Salt Lake City feierte dieser Sport seinen endgültigen Durchbruch. Auch in Tschechien ist das Interesse seitdem immens gestiegen. Dumme Sprüche oder andere komische Reaktionen haben inzwischen Seltenheitswert, die Leute wissen nämlich schon, dass Curling eine olympische Sportart ist."

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Wegen der gestiegenen Nachfrage, vor allem aber wegen der unzureichenden Möglichkeiten, Curling professionell betreiben zu können, nahm der Wunsch nach Errichtung einer Curlinghalle immer konkretere Züge an. Von Karel Kubeska erfahre ich, dass das erste Projekt dazu 1999 entstanden sei und man mit dem Bau dieser Halle nach einem nochmaligen Standortwechsel im Jahre 2000 begonnen habe. Wo sich diese inzwischen fertig gestellte Halle befindet, dazu sagte Kubeska:

"Die komplexe, hindernisfreie, spezielle Curling-Halle in Prag 11-Roztyly wurde im vergangenen Jahr fertig gestellt. Im März dieses Jahres wurde dann die Bauabnahme durchgeführt, ehe die Halle dann in Anwesenheit des Chefs des Weltcurling-Verbandes, Roy Sinclair, im September dieses Jahres offiziell in Betrieb genommen wurde."

Jawohl, seit diesem Zeitpunkt besitzt Prag die einzige international genormte Curlinghalle in ganz Mitteleuropa. Ihr Bau kostete dem Besitzer, dem Tschechischen Curling-Verband (CSC), knapp 50 Millionen Kronen, die dieser mit Hilfe von Fördermitteln des Weltcurling-Verbandes, von Subventionen nationaler Organisationen und durch Bankkredite aufgebracht hat. Letztere wird man zwar noch einige Jahre abzuzahlen haben, aber die Nachfrage an dieser Halle sei so enorm, dass man optimistisch sei, einen gewissen Teil auch durch die kommerzielle Vermarktung der Halle einspielen zu können, so Kubeska. Vorderrangig sei die Halle jedoch zu Folgendem bestimmt:

"Die Halle ist in der Tat für mehrere Zwecke bestimmt. Einer davon ist die Sicherstellung des Trainings für die im Tschechischen Curling-Verband registrierten Spieler sowie der vom Verband veranstalteten Wettbewerbe. Das ist der hauptsächliche Aspekt beim Betrieb der Halle. Der zweite Zweck ist die kommerzielle Nutzung der Halle. Die wird vor allem Firmen unterschiedlicher Größenordnung und Ausrichtung angeboten, die die Halle komplett zur Durchführung von sportlich-geselligen Aktionen mieten. Diese Aktionen sind sehr beliebt, denn beim kollektiven Erleben in der Gruppe stellen diese Freizeitsportler in der Regel fest, dass Curling nicht nur Spaß macht, sondern auch ein Sport ist, den man nahezu ohne Altersbegrenzung und auch mit geringer Kondition durchführen kann. Man ist also dahinter gekommen, dass Curling sowohl viel Spaß bereitet als auch ein Sport für Jeden ist."

Für die Freizeitsportler bleibt jedoch mithin kein großer Spielraum für die Nutzung der Halle, da die organisierten Curlingspieler aus ganz Tschechien hier täglich ab 17 bzw. 18 Uhr trainieren und an den Wochenenden hier zumeist ihre Wettkämpfe austragen. Aber nicht nur aus Tschechien kommen die aktiven Spieler, um in der Prager Halle zu trainieren und zu wetteifern, weiß mir Karel Kubeska zu berichten:

"In Tschechien gibt es 16 Curlingclubs, in denen nahezu 400 Spieler vereinigt sind. Eine ziemlich bedeutende Enklave im tschechischen Curlingsport ist die ostböhmische Stadt Trutnov/Trautenau, wo die dortigen Spieler mehrere Male in der Woche im heimischen Eisstadion trainieren. Ansonsten sind unsere Curlingclubs außerhalb der Hauptstadt noch in Brno/Brünn, in Susice/Schüttenhofen und in Kladno anzutreffen. Alle haben sie Probleme, am heimischen Standort zu trainieren, da es schwierig ist, ausreichende Eiszeiten zu erhalten und es ohnehin sehr langer Zeit bedarf, bevor die Eisfläche für das Curling präpariert ist. Insbesondere dort, wo das Eis durch das Eishockeyspiel ständig ramponiert wird. Wer also unter optimalen Bedingungen trainieren will, der kommt zu uns nach Prag. Letztlich trainieren bei uns auch die ungarischen, die slowakischen und die polnischen Curlingasse, denn die Prager Curlinghalle ist die einzige ihrer Art in Mitteleuropa."

Die tschechischen Curlingsportler haben, wie bereits erwähnt, seit der Jahrhundertwende den Anschluss an die europäische Spitze hergestellt. Um sich aber in dieser dauerhaft zu etablieren, bedarf es noch viel Geduld und Schweiß, weiß Karel Kubeska:

"Die größten Erfolge der zurückliegenden Jahre sind ganz sicher die EM-Goldmedaille, die die Männer als Sieger der B-Gruppe im Jahr 2000 in Oberstdorf gewonnen haben, sowie die ein Jahr später von den Frauen bei der B-EM errungene Goldmedaille. Das hatte zur Folge, dass beide Teams im jeweils darauf folgenden Jahr in der europäischen A-Gruppe mitspielen konnten. Die Frauen haben diese Position drei Jahre lang gehalten, während die Männer seitdem immer zwischen der A- und B-Gruppe hin- und herpendeln. Leider haben auch die Frauen ihre A-Gruppen-Zugehörigkeit bei der letzten Europameisterschaft Anfang Dezember in Sofia eingebüßt, so dass beide Teams im nächsten Jahr versuchen werden, wieder etwas an internationalem Prestige für den tschechischen Curlingsport zurück zu gewinnen. Auf der anderen Seite ist zu sagen, dass man das tschechische Curling in Europa durchaus schon wahrgenommen hat. Man sieht uns als ein Land, das in der Lage ist, ein sehr gutes Curling zu spielen."

Nun, angesichts der neuen, tollen Trainings- und Spielmöglichkeiten in der Prager Curlinghalle sollten kleinere und größere internationale Erfolge in Zukunft nicht ausbleiben. Und auch Sie als Freizeitsportler können es mit Hilfe einer größeren Organisation oder Firma jederzeit versuchen, sich die Prager Halle einmal für einen Nachmittag oder Abend zum Steine schieben und zum Eis kehren zu mieten. Entsprechende Bestellungen werden sehr individuell gehandhabt, und zwar über die E-Mail-Adresse: [email protected] Mehr Informationen zum Curling in Tschechien und zur Prager Halle erhalten Sie zudem auf der Internetseite www.curlingpromo.cz